Brücke oder Implantat ?

[Alex]

Hallo,
mein vereiterter , oberer Frontzahn (11) mußte nach zwei vergeblichen Wurzelspitzenresektionen am Ende doch entfernt werden.
Nun bin ich unschlüssig, womit die Lücke am besten zu füllen ist – Brücke oder Implantat.
Meine Situation ist wie folgt:
Alle meine oberen Frontzähne und Eckzähne sind bereits überkront, der neben der Lücke stehende Schneidezahn (21) ist (nach einem Unfall) nun mit einem Stift befestigt.
Nach Aussage eines Oralchirurgen wäre für ein Implantat ein gleichzeitiger Knochenauffbau mit Eigenknochen aus dem hinteren Kieferbereich erforderlich.
Wofür sollte ich mich entscheiden (die Kostenfrage mal beiseite gelassen): Brücke oder Implantat ? Und über wieviele und welche Zähne sollte die Brückenkonstruktion verlaufen ?

Herzlich Dank im voraus,

Viele Grüße
Alex

Thema

[Dr. Dr. Ruediger Osswald]

Ich würde (nach eigener Untersuchung wahrscheinlich) eine Brücke empfehlen, Alex, denn erstens ist das Risioko relativ hoch, dass Sie mit dem ästhetischen Ergebnis der Implantation nicht zufrieden sein werden, zweitens ist es immer problematisch in ein Gebiet zu implantieren, in dem über Jahre solche Entzündungen abgelaufen sind, und drittens schient die Brücke über die Verblockung den ohnehin schwachen wurzelgefüllten Stiftzahn.

Herzliche Grüße

Osswald

[Alex]

Vielen Dank, Herr Dr. Osswald, für diese einleuchtenden Argumente.
Im Falle einer Brücke möcht ich aber gern nochmal nachfragen, über wieviele bzw. welche Zähne sie verlaufen sollte, um eine auf Dauer ausreichende Stabilität zu erreichen.
Außerdem: Muß ich nicht doch mit einem Knochenschwund über dem Brückenzahn rechnen, weil ja der für den Knochenerhalt notwendige Druckreiz fehlt.
Würde mich sehr freuen, wenn Sie mir nochmal antworten würden.

Herzliche Grüße
Alex

[Dr. Dr. Ruediger Osswald]

Wenn ich das richtig verstanden habe, Alex, dann sind alle Zähne von Eckzahn zu Eckzahn überkront, der Zahn 11 fehlt und der Zahn 21 ist wuzelbehandelt und mit einem Stiftaufbau versorgt.

Die Brücke ginge also von einem schwachen 12 (der kleine Schneidezahn ist immer schwach, wenn er beschliffen ist) auf einen schwachen 21. Das kann reichen, muss aber nicht.

Wie gefallen Ihnen denn Ihre alten Kronen? Sind die noch völlig astrein oder schon eher erneuerungsbedürftig?

Ideal wäre es natürlich, alle Kronen von 13 bis 23 zu erneuern. Dann wird es funktionell und ästhetische eine Arbeit „aus einem Guß“.

Ästhetisch am Schönsten und gleichzeitig sehr stabil wird es, wenn man die Kronen mit einer Keramikschulter versieht, als Einzelkronen herstellt, im Mund verblockt, einen Abdruck darüber nimmt, so dass sie alle zusammen im Abdruck stecken bleiben, und sie dann sekundär im Labor an den Kontaktpunkten verlötet.

Das ist allerdings die hohe Schule sowohl für den Zahnarzt als auch den Techniker, die gut aufeinnander eingespielt sein müssen. Der Preis ist ist dann eine verblockte, stabile Arbeit, bei der die Kronen so aussehen als wären es Einzelkronen.

Von der Ästhetik her ist eine solche Arbeit verblockten Vollkeramikkronen haushoch überlegen, weil dort die Verbinder zwischen den Kronen so flächig breit sein müssen, weil sie ja nur aus Keramik bestehen (hohe Bruchgefahr), so dass solche Arbeiten häufig den Charme einer Kühlschrankparade im Karstadt-Möbelhaus verströmen…..smile…

Wegen des Knochenabbaus macht es Sinn ausgesprochen lange mit der Neuversorgung zu warten, damit der Knochen wirklich ausgeheilt und vollständig umgebaut ist. § Monate sind ideal. In der Zwischenzeit kann man ja eine laborgefertigte provisorische Brücke einsetzten.

Viele Erfolg und Grüße

Osswald

[Alex]

Hallo, Herr Dr. Osswald,

ganz herzlichen Dank für Ihre ausführliche und detaillierte Antwort. Wirklich super !
Das hilft mir schon enorm weiter.

Mit besten Wünschen
Alex

[Autor]

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