Zahnersatz aus dem Ausland bereitet Zahntechnikern Kummer

Karl Stöckmann ist sauer. Der Essener Zahntechniker musste wieder von
einem Zahnarzt erfahren, dass ein potenzieller Kunde seinen Zahnersatz
im Ausland anfertigen lässt. Der Preis lockt. Längst kein Einzelfall,
sagt Stöckmann und sieht Arbeitsplätze bedroht.

Auf mittlerweile 15 Prozent schätzt der Zahntechniker seine Verluste
durch das Auslandsgeschäft. "Wie soll ich unter solchen Bedingungen
etwa die Ausbildung im Betrieb sichern?" Ersparnisse beim Zahnersatz
von bis zu 60 Prozent würden den Patienten in Aussicht gestellt,
berichtet Stöckmann. Tatsächlich seien es am Ende für den Versicherten
jedoch oft nur 50 bis 100 Euro.

Die Sorgen von Stöckmann sind der Innung bekannt. Aus vielen der 430
Mitgliedsbetrieben im Regierungsbezirk Düsseldorf hört Geschäftsführer
Michael Knittel derartige Klagen. "Die Zahl der Arbeitsplätze für
Zahntechniker nimmt bereits ab", sagt er. Aus Osteuropa, aber vor allem
aus Asien komme der Zahnersatz, der den heimischen Firmen Probleme
bereite.

Der für Essen zuständige Obermeister Dominik Kruchen empört sich
darüber, dass einige große Krankenkassen das Auslandsgeschäft offensiv
anbieten. Da liege dem Kostenbescheid schon mal ein wer-bendes
Flugblatt mit Adressen bei. Andere gäben Hinweise auf ihrer Web-Seite.
"Das ist eine Einmischung in unsere Geschäfte", schimpft Kruchen.

Die Barmer, aber auch der DAK sollen zu den Befürwortern des
Auslandsgeschäfts gehören. Die Barmer in Essen teilt allerdings auf
WAZ-Anfrage mit: "Es gibt von Patienten derartige Nachfragen, aber wir
raten unseren Kunden davon ab." Die Kasse verweist zum Beispiel auf
mögliche Reklamationen, auf notwendige Nachbesserungen. Die DAK sieht
das Ganze gelassen: Es seien eigentlich wenige, die sich Zahnersatz in
einem anderen Land anfertigen ließen, heißt es. Und wenn, dann
profitierten Patient und Kasse vom Preis. ah

Quelle: waz

Letzte Aktualisierung am Montag, 29. November 1999