Unter Federführung von DGZI-Vorstandsmitglied: Leitlinie zur Zahnsanierung vor Herzklappenersatz erstellt
Die unter Federführung von Prof. Dr. Deppe erarbeitete Leitlinie „Zahnsanierung vor Herzklappenersatz“ der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. (DGZMK) fasst Handlungsrichtlinien zur Endokarditis-Prophylaxe für den Kliniker zusammen. Sie wurde von einem bundesweiten Expertengremium in Verbindung mit renommierten Fachgesellschaften, Verbänden, Arbeitskreisen, der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung verabschiedet. „Etwa vier Jahre hat die Entwicklungsphase gedauert – aber es hat sich gelohnt.“ resümiert Deppe. „Denn nun ist klar, wie die Untersuchung und Behandlung aussehen sollten, bevor der Patient operiert wird. Ein Novum, weil es bisher weder im nationalen noch internationalen Schrifttum konkrete Empfehlungen in Deutschland gegeben hat.“
Die Leitlinie zeigt die Indikation und Risikofaktoren einer Zahnsanierung vor einer Herzklappenoperation auf und liefert Unterstützung in der Therapiefindung mit dem Ziel der Minimierung des IE-Risikos betroffener Patienten. Das Risiko, an einer bakteriellen Endokarditis zu erkranken, ist bekanntlich bei betroffenen Patienten erhöht: Studien zufolge liegt die Inzidenz der infektiösen Endokarditis (IE) bei 30/1 000 000, wobei die Inzidenz von IE dentogenen Ursprungs bei 4 bis 64 % liegt. Zu den häufigsten Erregern zählen neben den Staphylokokken die Viridansstreptokokken, die vermehrt in der Mundhöhle vorkommen. Als mögliche dentogene Infektionsquellen für eine IE, die eine hohe Mortalität aufweist, kommen z.B. parodontal erkrankte Zähne, periapikale Läsionen, fortgeschrittene Kariesinfektionen, avitales Pulpagewebe, impaktierte Zähne und Wurzelreste sowie Bakteriämien als Folge zahnärztlicher Behandlungen in Frage. Die Experten empfehlen (teils mit Einschränkungen), diese Infektionsquellen vor dem Herzklappenersatz zu eliminieren, weil akute oder chronische Entzündungsprozesse ein großes Risiko für diese Patienten darstellen. Die meisten schweren IE-Erkrankungen treten bis zu sechs Monate post OP auf.
Um den Handlungsbedarf besser einschätzen zu können, sind in der Leitlinie entsprechende Symptome und notwendige Untersuchungen aufgelistet. „Bestätigt sich der Handlungsbedarf, empfehlen wir zunächst die konservative Behandlung der entzündlichen Prozesse, wie beispielsweise die Sanierung kariöser Läsionen“, so Prof. Deppe „und wenn nötig, die operative Therapie der Entzündungen, was u.U. eine Zahnextraktion bei nicht mehr präoperativ zu behandelnder parodontaler Destruktion oder im ungünstigsten Fall eine Implantat-Entfernung bedeuten kann, wenn hier eine aggressive Periimplantitis besteht, deren Behandlung keine Aussicht auf eine sechsmonatige Ruhigstellung gibt“. Etwa 20 Prozent aller Implantatträger entwickeln innerhalb von fünf bis zehn Jahren nach Insertion des Implantats eine Periimplantitis. „Diese Sanierungsmaßnahmen können jedoch nur langfristig Erfolg haben“, so DGZI-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Deppe, „wenn sich eine sorgfältige Nachsorge anschließt, d.h. eine zahnärztliche Kontrolle in kurzen zeitlichen Intervallen, begleitet von professionellen Zahnreinigungen“. Deshalb enthält die Leitlinie auch Empfehlungen für die Nachsorge.
Die DGZMK-Leitlinie „Zahnsanierung vor Herzklappenersatz“ (2012) richtet sich an Allgemeine Zahnärzte und spezialisierte in Parodontologie, Endodontologie und Implantologie, an Fachzahnärzte für Oralchirurgie und Parodontologie, an Ärzte für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie an Ärzte für Kardiologie/Kardiochirurgie und ist im Anhang dieser Mail einzusehen. In diesem Zusammenhang können zudem folgende Stellungnahmen der DGZMK hilfreich sein: Stellungnahme zur Zahnsanierung vor Organtransplantationen (1998) sowie die Stellungnahme zur Prophylaxe der infektiösen Endokarditis (2007), beides unter www.dgzmk.de