Steinzeitimplantologie versus Computerspiele – Kampf der implantologischen Generationen
Dabei stehen wissenschaftsbasierte Behandlungskonzepte im Vordergrund, die sich problemlos in den Praxis-Alltag integrieren lassen. Über 30 Referenten aus dem In- und Ausland werden auf der Tagung von Deutschlands ältester zahnärztlich-implantologischer Gesellschaft zu Wort kommen und den Teilnehmern neues und ergänzendes Wissen vermitteln. Einer der Höhepunkte des Kongresses dürfte zweifellos das Diskussionsforum „DGZI-Kontrovers“ werden. „Steinzeitimplantologie versus Computerspiele“ lautet das diesjährige Thema und hier wird ein „Kampf der implantologischen Generationen“ zu erwarten sein. Dabei werden Prof. Dr. Dipl.-Ing. Ernst-Jürgen Richter, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik am Universitätsklinikum Würzburg, und Dr. Dr. Manfred Nilius MSc. (Dortmund) als Facharzt für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie und international tätiger Dozent für computerassistierte Implantologie aufeinandertreffen und zunächst in Kurzreferaten ihre jeweiligen Positionen darstellen.
„Auf diesen fachlichen Schlagabtausch freue ich mich schon ganz besonders“, verrät der für Öffenlichkeitsarbeit und Fortbildung zuständige DGZI-Vorstandsreferent Dr. Georg Bach (Freiburg), der das Streitgespräch auch moderieren wird. „Ich sehe bei diesem Thema auch einen Generationenstreit. Denn eine starke Fraktion junger Kollegen hat sich in die digitale Funktionskette eingearbeitet und kann fast nicht mehr anders.“ Diese „digital natives“ treffen auf die ältere Generation von Implantologen, die vielleicht nicht allen, aber doch einigen der technischen Innovationen, wie etwa DVT, durchaus skeptisch gegenüberstehen. „Ältere Kollegen fühlen sich bei diesem digitalen Hype doch etwas an den Rand gedrängt. Da herrscht bei vielen eine Skepsis aus Erfahrung vor und die Gewissheit, dass die allercoolste digitale Planung nichts nutzt, wenn man anschließend daneben bohrt.“
Der mit der digitalen Technik verbundene Konflikt ist aber nicht nur ein Zahnkapfel zwischen Alt und Jung. Als dritter Player spielt dabei auch die Dental-Industrie eine wichtige Rolle, die immer wieder den Versuch unternimmt, neue Verfahren und Techniken möglichst breit einzuführen und zu etablieren. „Meinungen wie die, bestimmte Implantate könnten ohne DVT gar nicht mehr gesetzt werden, stehen dabei in der Kritik“, so Dr. Bach. „Hier werden gern Begleiterscheinungen wie die Strahlenbelastung ausgeklammert und es kann der Eindruck entstehen, dass die Anbieter von DVT-Geräten an der Schwelle zu einer neuen Zeit stark profitieren wollen und können.“ So seien besonders junge Kollegen geradezu versessen auf die DVT-Technik, die allerdings mit hohen Investitionskosten verbunden sei. Die DVT-Hersteller ihrerseits erreichten aber nicht die Absätze und Umsätze, die ihnen vorschwebten.
Bach freut sich auf einen offenen Schlagabtausch zwischen den beiden Referenten. „Es wird interessant sein zu sehen, wie hier argumentiert wird. Es steht für mich jedenfalls fest, dass der tradierten Implantologie durch digitale Konzepte nicht die Daseinsberechtigung entzogen werden kann. Speziell den handwerklichen Part kann ich nicht durch digitale Technik ersetzen.“ Dr. Dr. Nilius sei bekannt für sein offensives Werben für die rechnergestützte Implantologie wohingegen Prof. Richter als erfahrener Prothetiker in der Implantologie eher auf Verfahren setzt, die sich über Jahrzehnte etabliert haben. „Sehr gespannt bin ich auch, welche Beiträge aus dem Plenum den Disput bereichern werden,“ freut sich Dr. Bach schon auf das Feedback aus dem Auditorium.
In diesem Zusammenhang wird im Rahmen des Kongresses der Vortrag von Prof. Dr. Herbert Deppe besonders interessant, er geht der Frage nach: „DVT in der Implantologie – wo stehen wir heute?“ Es mag vor allem für die jüngere Generation schon fast ketzerisch anmuten, wenn er dabei den Sinn und Nutzen eines DVTs in der implantologischen Praxis in Frage stellt. Schon der bloße Kostenfaktor erfordert aber die Frage nach Benefits, die über den rein diagnostischen und planerischen Nutzen hinausgehen. Etwa die, ob ein DVT auch bei der Patientenakquise von Nutzen sei.
Tagungspräsident und Vizepräsident der DGZI, Prof. (CAI) Dr. Roland Hille (Viersen) empfiehlt den Kongressbesuchern neben dieser speziellen Thematik besonders den Vortrag des diesjährigen Keynote-Speakers aus den USA, Prof. Dr. Suheil Boutros. „Restoratively Driven Surgical Practice from Single Tooth to Full Arch“ ist sein Thema, für das er eine erweiterte Redezeit erhält. Weitere Einzelheiten zum Kongress und die genauen Termine der einzelnen Referenten lassen sich dem Programm entnehmen, das auf der DGZI-Homepage unter „www.dgzi-jahreskongress.de“ einsehbar ist. Auf der Homepage www.dgzi.de besteht auch die Möglichkeit, sich direkt zum Jahreskongress anzumelden.
Das wissenschaftliche Kongressangebot wartet neben den Vorträgen auch mit Seminaren auf. Ebenfalls sehr anspruchsvoll gestaltet ist das Programm für die Zahnärztliche Assistenz, das über zwei Tage laufen wird. Veranstaltungsort ist das Hilton Hotel Düsseldorf, Anmeldungen zum 44. DGZI-Jahreskongress sind über die DGZI-Geschäftsstelle Paulusstr. 1, 40237 Düsseldorf, Tel.: 0211-169 70-77, Fax: 0211-169 70-66, E-Mail: sekretariat@dgzi-info.de, sowie über die Homepage möglich. Es sind auch Tageskarten erhältlich.