Perfekter Start – Wiederholung gewünscht: 1. Zahnärztinnenkongress der Zahnärztekammer Niedersachsen
„Für die freie Hand und das Vertrauen unseres Kammerpräsidenten Dr. Michael Sereny möchten wir uns ausdrücklich bedanken“, sagte Dr. Mindermann, die auch durch das Programm führte. Dies galt umso mehr, als im Vorfeld von einigen Mitgliedern einer bundesweiten Mailing-Liste teilweise sehr befremdliche Statements gegen eine solche Veranstaltung erhoben worden waren. Auf einige wenige darunter kam Dr. Sereny in seinem launigen Eröffnungsgrußwort zurück und erreichte damit bei den rund 70 Teilnehmerinnen aus dem Kammerbereich Niedersachsen überwiegend amüsiertes Gelächter. Mit Blick auf den steigenden Anteil der Zahnärztinnen unter den Mitgliedern meinte er, es sei „daher zwangsläufig und richtig, einen solchen Kongress zu veranstalten.“ Der Berufsstand brauche starke Kolleginnen, die sich für das Fachgebiet, aber auch die Kollegenschaft engagierten und einbrächten.
Es war weniger die Themenauswahl als vielmehr der jeweils spezielle Gesichtspunkt, der manches bewusst gemacht oder in Erinnerung gerufen hat. Sie freue sich daher außerordentlich, meinte Dr. Mindermann, dass die teilnehmenden Kolleginnen im Alter zwischen Studium und anstehender Praxisübergabe seien und damit das ganze Alters-, aber auch Themenspektrum ebenso repräsentierten wie die Stichworte Ausbildung, Anstellung, Niederlassung.
Einen Einstieg in die Thematik übermittelte Dr. Anja Seltmann, Hamburg, die die Ergebnisse der Zahnärztinnen-Umfragen in den Kammerbereichen Hamburg, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern zusammengestellt hatte. Sie machte deutlich, dass es viele Reaktionen von Zahnärztinnen gegeben hatte, die sich für das erstmals bekundete Interesse an ihrer Situation zwischen Beruf und Familie ausdrücklich bedankten. Durchgehend wurde die Doppelbelastung aus Beruf und Familie als „sehr groß“ bezeichnet. Ausdrücklichen Beifall erhielt sie daher für ihr Plädoyer, dass Beruf und Familie vereinbar sein müssen. Eine Übersicht über sinnvolle Aufgabenfelder rundete den Vortrag ab.
Den jungen Zahnärztinnen, denen das Doppel „Beruf & Familie“ noch bevorsteht, empfahl Dr. Mindermann die Kontaktaufnahme zu erfahrenen Kolleginnen, die mit Rat und Tat gern zur Seite stünden: „Scheuen Sie sich nicht – es gibt viele, die helfen wollen!“ Das bestätigte auch Dr. Petersen, die über die „Work-Life-Balance“-Aktivitäten der BZÄK berichtete und die Veränderungen, die das Thema in den letzten Jahren erlebt habe. Geradezu ein Wendepunkt sei der erfolgreich bestätigte Antrag zur Verbesserung der entsprechenden Herausforderungen an Kolleginnen und Kollegen durch die Bundesversammlung gewesen. Auch die kürzlich geschlossene Kooperation der BZÄK mit dem Dentista Club sei hier ein wichtiger Schritt, der Kompetenzen zusammenführe. Welche Punkte dabei auf der gemeinsamen Agenda stehen, stellte Birgit Dohlus, Initiatorin des Zahnärztinnen-Clubs, in aller Kürze vor, darunter die erweiterte Neuauflage des Ratgebers „Schwangerschaft“.
Wie spannend – und persönlich relevant – das Thema „Altersversorgungswerk“ sein kann, zeigte Dr. Ulla von Schönberg (AVW Westfalen-Lippe). Sie stellte die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung denen des AVW gegenüber und empfahl dringend, sich so frühzeitig wie möglich mit diesem Thema zu befassen: „Alter kommt immer so plötzlich“. Das AVW könne flexibel auf Änderungen in den persönlichen Berufs- und Lebensumständen der Zahnärztinnen reagieren. Weitergeführt wurde das Thema seitens RA Frank Wahner, der rechtliche Grundlagen und Gestaltungsmöglichkeiten und Stichworte wie „Ledigenzuschlag“, „Befreiung bei Schwangerschaft/Elternschaft“, Witwen- und Witwerrente praxisnah erläutert. Um Juristisches ging es auch in den Vorträgen von RA Stephan Gierthmühlen (Kiel) und RA Dr. Karsten Heidemann (Hannover), einerseits um Spezielles aus dem Bereich „Arzthaftungsrecht“ und andererseits um Beachtenswertes rund um die Gründung einer gemeinsamen Praxis – bin hin zu Erfahrungen aus dem Alltag: „Manche Kooperation scheitert schlicht an zwischenmenschlichen Problemen“ (Heidemann). Unter dem bewusst provokanten Titel „Frauen führen besser!“ ging es seitens Dipl.-Psych. Dörte Scheffer (Eckernförde) um verschiedene Verhaltensmuster in der Praxisführung und dabei um typische „Management-Schwachstellen“. Ihre Empfehlung: „Pflegen Sie die Kultur der Teamgespräche – und fragen Sie, wenn etwas klemmt. Wer fragt, der führt!“
Die spontanen Rückmeldungen während des Kongresses selbst, aber auch die Evaluationsbögen zeigten, dass das Angebot eines Kolleginnen-Kongresses als ausgesprochen hilfreich erlebt wurde. Das Organisationsteam durfte sich ebenso wie die veranstaltende Zahnärztekammer großen Lobs erfreuen und steht nun vor der Frage, wann der Wunsch, eine solche Veranstaltung zu wiederholen, erfüllt werden kann.