Neue Ansätze und Behandlungskonzepte in der Parodontologie – Ergänzender lokaler antibiotischer Einsatz erfolgreich

Behandlungsziele in der unterstützenden Parodontitistherapie im Blick

Auf dem Symposium von Heraeus Dental diskutierten die wissenschaftlichen Experten, Prof. Peter Eickholz und Prof. Ti-Sun Kim über den unterstützenden oder alternativen Einsatz lokal applizierter Antibiotika im Rahmen der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT). Drei unterschiedliche Behandlungsziele*1 stehen dabei im Fokus:

  • Unterstützung der gängigen nichtchirurgischen mechanischen Therapie bisher unbehandelter Parodontitiden,
  • Unterstützung der Reinstrumentierung in der unterstützenden Parodontitistherapie und
  • als Alternative zur subgingivalen Reinstrumentierung in der unterstützenden Parodontitistherapie.
     

Parodontitiskontrolle durch neue Behandlungsstrategien optimieren

Prof. Eickholz ging in seinem Vortrag darauf ein, wie sich durch neue lokal applizierte antibakterielle und entzündungsmodulierende Medikamente das derzeitige Verständnis der Behandlungsstrategien von Parodontitis künftig verändern wird und wie die Behandlungsziele differenzierter erreicht werden können. Er stellte Modelle und Ansätze vor, wie Parodontitiskontrolle optimiert werden kann, sowohl bei leichten und schweren Fällen, aber vor allem bei Risikogruppen. 
 

Vorteile der lokalen Antibiotikagabe versus systemische Antibiose

Bei richtiger Indikationsstellung können durch zusätzlich zur subgingivalen Kürettage eingesetzte Antibiotika bessere klinische Ergebnisse erzielt werden. Die lokale Antibiotikagabe stellt dabei eine Alternative zur systemischen Antibiose dar. Prof. Kim betonte: „Gerade bei Fällen von aggressiver oder generalisierter schwerer Parodontitis kann mit adjunktiver Antibiose langfristig ein zufriedenstellendes Behandlungsergebnis erzielt werden.“ In der lokalen Antibiotikagabe gegenüber der systemischen Antibiose sieht Prof. Kim mehrere Vorteile:

  • die geringere Gefahr einer Resistenzentwicklung, 
  • die bessere Wirksamkeit durch höhere lokale Konzentration, den anhaltend hohen Wirkspiegel oberhalb der minimalen Hemmkonzentration von 90%, 
  • die kontinuierliche Freisetzung über 12 Tage, die einfache Applikation, 
  • die kontrollierte Compliance sowie 
  • die geringe systemische Belastung.

„Grundsätzlich gilt, je weniger Bedeutung Antibiotika in der Allgemeinmedizin haben, wie z.B. Tetracycline und Doxycycline, desto eher sind sie in der Parodontologie einsetzbar“, so Kim. 
 

Zukünftige Indikationsfelder des 14prozentigen Doxycyclin-Gels

Prof. Eickholz untersuchte den Effekt von lokal appliziertem 14prozentigem Doxycyclin-Gel (Ligosan® SR) mit den drei genannten Behandlungszielen. Er konnte in einer randomisierten Doppelt-Blind-Zulassungsstudie erstmals nach sechs Monaten Studienzeitraum bessere Attachementgewinne sowie klinisch relevant bessere Taschenreduktion von durchschnittlich mehr als 0,5 mm im Vergleich zum konventionellen Vorgehen feststellen. Durch diese Steigerung der Effektivität des nicht-chirurgischen Vorgehens kann die therapeutische Schwelle für ein chirurgisches Eingreifen deutlich erhöht werden*1. In seinem Vortrag stellte Eickholz den zusätzlichen Nutzen des Gels vor, den er in seiner Studie beobachten konnte: zum einen beim unterstützenden Einsatz zur nichtchirurgischen mechanischen Therapie bisher unbehandelter Parodontitiden zum anderen alternativ zur mechanischen Reinstrumentierung in der UPT. „Das 14prozentige Doxycyclin-Gel scheint auch eine Alternative zur subgingivalen Reinstrumentierung in der UPT zu bieten“ so Eickholz. Erste vielversprechende Ergebnisse liegen für die Therapie von Parodontitis auch bei Furkationsbeteiligung vor. Zukünftige wichtige Indikationsfelder sieht Eickholz durch die hohe Prävalenz periimplantärer Mukositis und Periimplantitis.
 

Anwendungsbeobachtung von Ligosan® Slow Release nach AMG gestartet

Heraeus Dental bietet erstmals ein Arzneimittel mit dem Wirkstoff Doxycyclin unter dem Namen Ligosan® Slow Release auf den deutschen Markt aus. Ab Oktober 2010 ist das neue Lokalantibiotikum für die adjuvante Therapie chronischer und aggressiver Parodontitis flächendeckend in Deutschland verfügbar. Es ergänzt die konventionelle, nicht-chirurgische Standardtherapie und zeigt signifikant bessere Ergebnisse als eine geschlossene Kürettage (Scaling and Root Planing/SRP) allein. Eine bundesweite Anwendungsbeobachtung nach AMG läuft seit Anfang des Jahres.
 

Doxycyclin-Gel in der Praxis

Das neue Lokalantibiotikum mit dem Wirkstoff Doxycyclin macht nicht nur einen deutlich differenzierteren Behandlungsspielraum in der adjuvanten Therapie chronischer und aggressiver Parodontitis möglich, sondern erweitert ihn. So werden damit z.B. alle Leitkeime erfasst. Die parodontologische Therapie wird optimiert durch die patentierte Slow Release Abgabe, den doppelten Wirkmechanismus und die anti-inflammatorische Wirkung. Die zusätzliche Applikation lokaler Antibiotika additiv zur subgingivalen Kürettage vermeidet gegebenenfalls frühzeitig parodontalchirugische Eingriffe. Das stellt bei Patienten mit bestimmten Allgemeinerkrankungen eine Therapiealternative zur systemischen Antibiotika-Behandlung dar.*2 Die rein lokale subgingivale Applikation der antimikrobiellen Wirkstoffe ist im gesamten Organismus besser verträglich als die systemische Gabe.*3 
Tipp: Ein weiterer neuer Therapiansatz bei Parodontitis durch das Del-1-Protein  

Quellen:

*1Eickholz P, Kim TS, Bürklin T, Schacher B, Renggli HH, Schaecken MT, Holle R, Kübler A, Ratka-Krüger P: Non-surgical periodontal therapy with adjunctive topical doxycycline: a double blind randomized controlled multicenter study. (I). Study design and clinical results. J Clin Periodontol 2002; 29: 108-117.
*2 Kim TS, Vortrag: „Lokale Antibiotikagabe – eine Alternative zur systemischen Antibiose?“ 
*3 Eickholz P, Vortrag: „Subgingivale Applikation von 14% Doxycyclingel in der Parodontitistherapie.

 

Letzte Aktualisierung am Dienstag, 21. September 2010