Curriculum Implantatprothetik und Zahntechnik: Im Team zum Erfolg
Das Interesse war von Anfang an groß: Als DGI-Fortbildungsreferent Dr.
Gerhard Iglhaut das neue Curriculum Implantatprothetik und Zahntechnik
– die wissenschaftsbasierte und praxisorientierte Fortbildung für das
Team aus Zahnarzt und Zahntechniker – Anfang 2008 auf den Weg gebracht
hatte, waren die ersten Kursserien schnell ausgebucht. Inzwischen ist
die 5. Kursserie angelaufen, in der 6. Serie, die im Juni dieses Jahres
startet, sind nur noch wenige Plätze frei. „Hartnäckigkeit und
Antrengung bei der Etablierung dieses Curriculums haben sich gelohnt“,
freut sich Iglhaut.
Am 21. Februar und am 7. März gingen nun in München die ersten beiden
Kursserien zu Ende. Verknüpft damit ist das 6. und letzte Modul. In
diesem steht die Praxis der Zahntechnik im Mittelpunkt. Die Referenten,
ZTM Udo Buhr aus München, ZTM Andreas Kimmel aus Koblenz und ZTM
Hans-Jürgen Stecher aus Wiedergeltingen servierten den Teilnehmern
nochmals ein strammes Programm.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Unter diesem Titel ging es
beispielsweise um die Planung der Versorgung durch den Zahntechniker.
Hierzu steht inzwischen eine Fülle von Computerprogrammen zur
Verfügung, die ZTM Andreas Kimmel in einer Übersicht präsentierte. „Die
Software kann zwar schöne Bilder malen“, warnte er, „doch die Planung
setzt Fachkompetenz voraus, der Zahntechniker muss sich in Anatomie
auskennen“. Eine genaue Planung ermöglicht beispielsweise nicht nur die
Erstellung eines sehr exakten Kostenplans, sondern vor allem eine
prothetisch orientierte chirurgische Planung – „backward planning“ –
und gibt zusätzlich Rechtssicherheit.
Behandlungsbedarf wird nicht sinken. ZTM Hans-Jürgen Stecher
präsentierte einen Parforce-Ritt zum Thema „Struktur-, Prozess- und
Ergebnisqualität“. Seine Botschaft: „Wir werden uns auf neue
Materialien und Technologien einstellen müssen.“ Diese
Herausforderungen gelte es anzunehmen. Stecher machte den Teilnehmern
Mut: „Es wird keine wesentliche Senkung des Behandlungsbedarfes geben“,
sagt er, „dies zeigen zahlreiche Untersuchungen.“ Vielmehr würden
aufgrund der demographischen Entwicklung der Gesellschaft komplexe
Versorgungsfälle eher zunehmen. Ebenso zeigen Untersuchungen, dass sich
der Anspruch der Patienten in den letzten Jahren verändert hat: „Die
Zahl der Patienten steigt, die eine festsitzende Versorgung wünschen“,
so Stecher.
Trotz globaler Wirtschafts- und Bankenkrise blickt der Referent
optimistisch in die Zukunft: Die Kosten einer Versorgung sind zwar
wichtig, aber sie stehen nicht auf Platz eins, wenn man Senioren fragt,
was ihnen beim Zahnersatz wichtig sind. Rund 85 Prozent legen Wert auf
eine gute und langlebige Qualität, 82 Prozent ist die gute Funktion
beim Essen und Kauen wichtig. Die Hälfte legt vor allem Wert auf die
Ästhetik. Demgegenüber spielen Kosten nur bei einem Drittel der
Befragten eine wichtige Rolle.
Hoch ist auch die Zuzahlungsbereitschaft wie Stecher ausführte: 68
Prozent der 65 bis 74-Jährigen seien bereit, 3000 Euro für die
Wiederherstellung eines schönen Lächelns auszugeben.
Besser und effizienter durch gute Kommunikation. Referenten und
Teilnehmer, Zahnärzte und Zahntechniker, waren sich in einem Punkt
einig: Die Kommunikation zwischen den beiden Berufsgruppen des Teams
ist von entscheidender Wichtigkeit für den Erfolg. Die gemeinsame
Fortbildung erleichtert dies – und sie dient der Qualitätssicherung.
Darum sind vor allem jene Teilnehmer besonders zufrieden, die als Team
das Curriculum absolvieren. „Wir sprechen die selbe Sprache und können
so schneller und erfolgreicher arbeiten“, sagen etwa ZTM Gerrit Ehlert
und Dr. Dirk Mankow. Gut eingespielte Teams können also noch besser und
effizienter werden. Dies hat auch mit der gegenseitigen Wertschätzung
und Achtung zu tun, wenn das Curriculum den beiden Berufsgruppen
jeweils den Blick in den anderen Garten eröffnet.
„Wir haben hier viel gelernt“, sagt die Oralchirurgin Sylvia
Vanderborght aus Fürth, die zur erste Studiengruppe gehörte. Wichtig
sei auch die Diskussion in der Gruppe, der kollegiale Austausch und vor
allem die Offenheit auch über Probleme zu sprechen. Vanderborght :
„Dies wurde von Treffen zu Treffen intensiver.“ ZTM Oliver Fackler aus
Viernheim hat, wie er sagt, sehr intensiv vom kollegialen Austausch
profitiert: „Es gibt wenig Plattformen, wo dieses möglich ist.“
Dies bestätigen im Gespräch alle Absolventen des Curriculums. Man lernt
nicht nur von den Referenten, sondern auch voneinander. „Es ist
interessant zu sehen“, erklärt Dr. Antonis Alexakis aus
Riel-Worblingen, „wie die Kollegen ein Problem angehen. So erhält man
auch Informationen, wo man selbst steht.“
Zahnarzt Dr. Gerhard Pfeiffer aus Ludwigshafen wird noch besser
dokumentieren, noch klarer formulieren und die Mitarbeiter noch besser
schulen, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Dies hat er im Currlculum
gelernt.
Das DGI-Curriculum ist ein Treffpunkt der kreativen Köpfe, denen ihre
berufliche Weiterentwicklung wichtig ist. Und so mancher berichtet auch
über vorbildliche Initiativen, wie Frank Löring aus Witten. Der
Zahntechniker hat eine speziell geschulte Zahnarzt-Helferin
eingestellt, die – wenn dieses gewünscht wird – das Team der Praxen
unterstützt, mit denen Löring zusammenarbeitet. „Die Beraterin geht in
die Praxen und schult das Team“, sagt Löring. „Wenn es gewünscht wird,
ist diese Mitarbeiterin auch in der Lage, Patienten über die
verschiedenen, insbesondere implantatprothetischen Versorgungsformen
kompetent zu beraten.“ Und nicht ohne Stolz fügt Löring hinzu: „Das
Angebot ist bei den Praxen auf großes Interesse gestoßen.“
Auch die Dozenten sind am Ende des Curriculums zufrieden. „Man merkt,
dass die Botschaften ankommen“, freut sich Stecher. Und er wird eine
wichtige Botschaft der Teilnehmer an die DGI übermitteln: Sie wollen
weitermachen – gewünscht wird ein Continuum.
Dr. Peter Schneider und Thomas Pflug arbeiten bereits seit zehn Jahren
zusammen. Peter Schneider operiert zwar viele Patienten, die ihm von
Kollegen zugewiesen werden und die danach zur prothetischen Versorgung
wieder zu ihrem Behandler zurückkehren.
Gleichwohl versorgt auch er vor allem besonders komplexe Fälle. „Im
Curriculum ist mir noch mehr klar geworden, dass ich bei der
chirurgischen Planung die prothetische Planung stärker berücksichtigen
muss. Dies ist wichtig, um vorhersagbare Ergebnisse zu erhalten“,
resümiert Schneider seine Erfahrungen. Doch das Curriculum hilft
Schneider nicht nur, wenn er prothetisch arbeitet. „Ich kann mit meinen
Zuweisern die anschließende Versorgung sehr viel besser diskutieren“,
sagt er.
Für Thomas Pflug war es im Curriculum wichtig zu sehen, dass man
richtig liege und Anregungen von den anderen Teilnehmern bekommt,
eventuell die eine oder andere Sache zu ändern.
Die 3-D-Planung machen Schneider und Pflug gemeinsam. Wie kann das
ästhetische Endergebnis aussehen? Pflug kommt auch in die Praxis um mit
dem Patienten zu sprechen. „Dann gehe ich auch mal raus“, sagt
Schneider. Auch in diesem Team ist die ohnehin bereits vorhandene hohe
gegenseitige Wertschätzung und Achtung nochmals gewachsen. „Wir kennen
keine Hierarchie“, sagt Schneider.