Bochumer Forscher erfolgreich im Innovationswettbewerb Medizintechnik – Stabiler Ersatz für Kiefer und andere Knochen
Stabil und flexibel wie der natürliche Kiefer
Unterkieferknochen sind äußerst stabil und gleichzeitig flexibel
gelagert. Durch Verletzungen, Entzündungen oder Krebs kann der knöcherne
Bogen jedoch beschädigt oder unterbrochen werden. Um die volle
Belastungsfähigkeit beim Kauen, Sprechen oder Schlucken wieder
herzustellen, müssen diese Defekte operativ mit speziellen
Plattensystemen überbrückt werden. Doch bisherige Rekonstruktionsplatten
sind anfällig für Brüche und Lockerungen. PD Dr. Dr. Peter Maurer vom
Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum entwickelt gemeinsam
mit Materialwissenschaftlern und Ingenieuren der Hochschule Merseburg
(FH) und des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik Halle (Saale) in
Zusammenarbeit mit einem Unternehmen der MEDICON Gruppe Tuttlingen eine
neuartige Platte aus einem Kunststoff, der so fest und belastbar wie
Titan, dabei aber genauso flexibel ist wie der menschliche
Kieferknochen. Da der Kunststoff durch Wärme verformt werden kann,
können die Ärzte die Rekonstruktionsplatte mit einer beheizbaren
Biegevorrichtung während der Operation individuell an die
Kiefergeometrie des Patienten anpassen. Das vermeidet erneute
Operationen wegen Lockerung oder Bruch der Rekonstruktionsplatten.
Belastbare Knochenbrücke
Müssen Knochenabschnitte wegen eines Tumors oder einer Entzündung
entfernt werden, ist es oft problematisch, diese Defekte zu überbrücken.
Implantate aus abbaubarem synthetischem Material sind sehr gefragt,
bisher aber nicht ausreichend belastbar. Eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr.
Horst Fischer am Universitätsklinikum der RWTH Aachen entwickelt
gemeinsam mit Kollegen vom Lehrstuhl für Keramik und Feuerfeste
Werkstoffe der RWTH Aachen und Medizinern aus Bochum um PD Dr. Christian
Müller-Mai von der RUB-Klinik für Unfallchirurgie im
Knappschaftskrankenhaus Bochum sowie Industriepartnern aus Ingelheim und
Wiesbaden ein neuartiges Implantat, das dem natürlichen Vorbild
entsprechen soll. Der poröse Kern wird am Computer entworfen und kann
mit einem speziellen Fertigungsverfahren in eine kompakte Außenschicht
integriert werden. Durch diesen Aufbau steigt die Festigkeit der
Knochenersatzkomponente deutlich. Zusätzlich stimulieren spezielle
Eiweiße im Implantat das Knochenwachstum: Am Ende soll das künstliche
Knochensegment vollständig in natürliches Knochengewebe umgewandelt
werden