Aktuelle Studie aus den USA zeigt Abhängigkeit des Frühgeburtsrisikos von PA-Behandlungserfolg
Insgesamt wurden 872 Frauen untersucht, bei 160 Frauen wurde eine
Parodontalerkrankung diagnostiziert und mit Scaling sowie Wurzelglättung
behandelt. Nach der PAR-Behandlung wurde bei einer erneuten
parodontalen Untersuchung das Behandlungsergebnis als „erfolgreich“ oder
„nicht erfolgreich“ klassifiziert. Dr. Dr. Gleissner: „Bei den
parodontalgesunden Frauen kam es in 7,2 % der Fälle zu einer Geburt vor
der 35. Schwangerschaftswoche, dagegen in 23,4 % bei Frauen mit
Parodontalerkrankungen.“ Überraschend deutlich waren die Ergebnisse,
wenn nach dem Therapieerfolg differenziert wurde, Dr. Dr. Gleissner:
„Bei den Frauen mit erfolgreich behandelter Parodontitis entbanden 45
termingerecht; in 4 Fällen kam es zu einer Frühgeburt. Bei den 111 der
insgesamt 160 Frauen, die auf die PAR-Therapie schlecht oder nicht
ansprachen, endeten 69 Schwangerschaften mit einer Frühgeburt, nur 42
dieser Schwangeren entbanden termingerecht. Wenngleich die Details
dieser Untersuchung noch nicht publiziert sind, zeigen diese Daten doch,
dass eine frühzeitige umfassende parodontale Betreuung in der
Schwangerschaft das Risiko einer Frühgeburt deutlich senken kann.“ Orale
Mikroorganismen in der Gebärmutter
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Studie eines
Wissenschaftlerteams aus Ohio**): Entgegen der gängigen Auffassung,
intrauterine Infektionen, die zu Frühgeburten führen (können), seien die
Folge aufsteigender Infektionen des unteren Genitaltraktes, entdeckte
man hier mit verfeinerten Meßmethoden üblicherweise orale Bakterienarten
bei intrauterinen Infektionen. Dr. Dr. Gleissner: „Die Autoren gingen
nun, im Tierversuch, der Hypothese nach, dass intrauterine Infektionen
auch durch die hämatogene Translokation oraler Mikroorganismen von der
Mundhöhle zur Gebärmutter verursacht werden können. Dazu wurde
trächtigen Mäusen eine geringe Menge Speichel oder mit subgingivaler
Plaque von Parodontitispatienten versetzte Kochsalzlösung in eine
Schwanzvene injiziert. 24 Stunden nach der Injektion wurde die Plazenta
entnommen und untersucht. Dabei wurden in den Plazenten der mit
Speichelbakterien infizierten Mäuse vor allem Mischinfektionen durch
Neisseria spp., Streptococcus spp., und Veillonella spp. nachgewiesen.
Ähnliche Ergebnisse fanden sich bei den Plazenten der mit subgingivalen
Bakterien infizierten Mäuse: hier wurden vor allem Mischinfektionen
durch Neisseria spp., Aggregatibacter segnis und Streptococcus spp.
nachgewiesen.“ Alle in den Plazenten nachweisbaren Mikroorganismen
konnten auch im infektiösen Agens nachgewiesen werden. Dr. Dr.
Gleissner: „Desweiteren zeigte der Vergleich mit dem Infektionsmaterial
eine Anreicherung bestimmter Bakterienarten in der Plazenta, z.B. für A.
segnis oder Peptostreptococcus stomatis, die im Ausgangsmaterial nur in
sehr geringer Zahl, in der Plazenta aber in hoher Zahl gefunden wurden.
Die Forscher werten dies als Beleg dafür, dass die Mundhöhle eine
wesentliche Quelle intrauteriner Infektionen darstellt, der in der
bisherigen Ursachenforschung nicht genügend Aufmerksamkeit gewidmet
wurde. Außerdem fordern sie die konsequente Reduzierung bakterieller
Beläge in der Mundhöhle, um die Möglichkeit einer hämatogenen
Plazentainfektion durch orale Mikroorganismen zu minimieren.“
*) Quelle: Jeffcoat, M., Parry, S., Sammel, M., Macones, G. (2010) Risk
of preterm birth is reduced with successful periodontal treatment. AADR
Annual Meeting, Washington, DC, March 3-6, 2010, Abstr. # 690, unter
https://iadr.confex.com/iadr/2010dc/webprogram/Paper127734.html/
**) Quelle: Fardini, Y., Chung, P., Dumm, R., Joshi, N., Han Y.W. (2010)
Transmission of diverse oral bacteria to murine placenta: evidence for
the oral microbiome as a potential source of intrauterine infection.
Infection and Immunity, Apr. 2010: 1789 – 1796.