14. Jahrestagung DGI-Landesverband Berlin-Brandenburg: Spannender Schlagabtausch bei „Pro und Contra“

Deutlich divergente Positionen zum DVT
Das Pro und Contra zu DVT übernahmen Prof. Dr. Dr. Stefan Hassfeld, Dortmund (Pro), und Prof. Dr. Dr. Wilfried Wagner, Mainz (Contra). Professor Hassfeld stellte hier vor allem den Nutzen bei der Vermeidung von Fehlpositionierung in den Vordergrund sowie die natürlichere Sichtweise aufgrund der 3D-Darstellung. Das Verfahren biete zudem Vorteile in der Forensik im Falle eines Gerichtsverfahrens. Sein Fazit: „Die Technik bietet einfache Handhabung und niedrige Strahlendosis und wird sich in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde etablieren!“ Auf die Pro-Argumentation setzte Professor Wagner einen harten Konter: „Wo ist denn unsere rechtfertigende Indikation? Das DVT ist medizinisch nicht erforderlich, macht die Implantologie noch teurer und ist berufspolitisch bedenklich!“ So ganz auseinander waren die beiden Referenten aber dann doch nicht: Ein klares Ja zum DVT – aber nicht bei jedem Patienten, so das Resümee.

Was ist denn „zu wenig Knochen“?
„Knochenprobleme sind Weichgewebsprobleme, sagte „Contra-Referent“ Prof. Dr. Dr. Nils-Claudius Gellrich/Hannover im Themenkomplex „Knochenaugmentation vor Implantation?“. Bei nach wie vor schwacher Datenlage stelle sich die Frage nach dem „Grenzwert, ab wann es ‚zu wenig Knochen’ ist.“ Ein häufiges Problem bei Knochenaugmentation: „Wo kommt denn die Durchblutung her?“ Die Implantologie verfüge bisher über kein wirklich perfektes Knochenersatzmaterial, notwendig sei daher eine präventive Vorgehensweise, die bei der Rückwärtsplanung auch das Weichgewebe berücksichtige. Dem folgte ein entschiedenes Contra von Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang/Kiel: Über Ästhetikaspekte könne man trefflich streiten, bei ungenügendem Knochenangebot dagegen nicht. Hinzu käme die Bedeutung hinsichtlich der Prognose und als dritter wichtiger Pro-Punkt die Funktion. Mitbringen müsse man allerdings Zeit: „Knochen ist kein Sprinter, sondern Marathonläufer!“ Hinsichtlich der Erfolge der Augmentation sei von der Stammzellenforschung sicher noch einiges zu erwarten, so die Einschätzung der beiden Experten.

Parodontal- oder Implantattherapie?
Bei dieser Thematik gab es kein klares Pro und kein klares Contra. Das Resümee von Dr. Ralf Roessler/Wetzlar und Dr. Karl-Ludwig Ackermann/Filderstadt: „Beides.“ Da Mikroorganismen von den Zähnen auf das Implantat übertragen werden können, spiele das Thema Infektionsmanagement eine große Rolle, so Dr. Roessler. Hier gehe es nicht nur um Mundhygiene, sondern um antimikrobielle Therapie, minimalinvasivere Behandlungen und ein individuelles Risikomanagement. Man müsse immer bedenken, wenn man implantieren wolle, wo hinein man implantiere. Auch der Contra-Referent Dr. Ackermann stellte klar: Vor einer Implantation müsse man sich über das Schicksal des Implantates Gedanken machen. Es gelte, früh Entscheidungen zu treffen: „Wenn die Prognose eines Zahnes mit Attachmentverlust schlecht ist, sollte man lieber früh extrahieren und implantieren.“ Bei aggressiver Parodontitis müsse allerdings die Situation kritisch geprüft werden, in seiner Praxis sei die full-mouth-desinfection Standard. Beklagt wurde die schlechte Unterstützung seitens der Wissenschaft – untermauert mit deutlichem Beifall des Publikums: Konsensusleitlinien sollten praxisrelevante Hinweise liefern und nicht Summarys zu überholten Verfahren, und Journals sollten mehr Wert legen auf die Qualität praxisrelevanter Studien.

Kaum Gründe gegen Implantate
Zum Thema Prothetik referierten Prof. Dr. Wolfgang Freesmeyer und OA Dr. Wolfgang Hannak, beide Charité, gleich im Duo: Es gebe an sich kein Pro oder Contra. Einerseits gebe es je nach Situation gute Alternativen zur Implantat-gertragenen Prothetik, aber auch eine konventionelle Versorgung könne Probleme bereiten, beispielsweise bei sehr großen Lücken: „Hier haben Implantate einen klaren Vorteil.“ Was gegen Implantate spreche? „Eigentlich nur eins: Wenn man sie nicht versorgen kann.“
Selbst bei Osteoporose ist die Indikation heute offener. Der eindrucksvolle „Crash-Kurs“ des Endokrinologen und Gynäkologen Prof. Dr. med. Horst Lübbert/Charité zum Thema Osteoporose und Auswirkungen der Erkrankung auf die Knochenstabilität vermittelte ein nur leicht eingeschränktes Pro: „Osteoporose ist keine Kontraindikation für Implantate – soweit man das heute beurteilen kann.“ Auf erhöhten Implantatverlust in weichem spongiösen Knochen wies Contra-Referent PD Dr. Frank Strietzel/Charité hin, allerdings sei bei osteoporotischen Patienten durch Implantate „eventuell ein Knochenverlust aufhaltbar bzw. minimierbar.“ Auch er sah in der Osteoporose keine generelle Kontraindikation für Implantate.

Letzte Aktualisierung am Montag, 03. Mai 2010