1. Europäische Konsensuskonferenz Implantologie (European Consensus Conference, EuCC):
Kriterien definiert zur Sofortversorgung und Sofortbelastung von oralen Implantaten
Der auf Initiative des BDIZ EDI von namhaften europäischen Wissenschaftlern erarbeitete sogenannte "Kölner Konsens 2006" stellt den Implantologen in Europa eine aktuelle Stellungnahme zur Sofortversorgung und Sofortbelastung oraler Implantate zur Verfügung. Die auf der 1. Europäischen Konsensuskonferenz Implantologie (EuCC) festgelegten Richtlinien sind für den Zahnarzt bei der Therapieplanung hilfreich und liefern wichtige Argumente im Umgang mit Versicherern bei innovativen Verfahren der Implantologie.
Namhafte europäische Experten haben den "Kölner Konsens 2006“ erarbeitet; darunter u.a. Prof. Dr. Dr. Rolf Ewers (Österreich), Dr. Dr. Dr. Christian Foitzik (Deutschland), Prof. Dr. Andrzej Wojtowicz (Polen), Prof. Dr. Dr. Joachim E. Zöller (Deutschland), Dr. Ulrika Peterson (Schweden), Dr. Dr. Dieter Haessler (Deutschland), Dr. Roland Glauser (Schweiz), Prof. Dr. Adriano Piatelli (Italien), Dr. Fred Bergmann (Deutschland), Dr. Marco Degidi (Italien) und Dr. Axel Kirsch (Deutschland). Inzwischen wurde der Konsens von vielen weiteren europäischen Wissenschaftlern und führenden Experten der Implantologie und Prothetik aufgenommen und unterstützt. Die Initiative des BDIZ EDI zu dieser europäischen Konsensbildung bei einer wichtigen und aktuellen Fragestellung wird dabei von den europäischen Implantologen sehr begrüßt. "Der in Köln erreichte Erfolg zeigt die Wichtigkeit eines solchen Erfahrungsaustausches innerhalb von Europa, aber auch das Potenzial, das in solchen Kooperationen liegt", sagt Christian Berger, Präsident des BDIZ EDI.
Das Ergebnis der 1. Europäischen Konsensuskonferenz Implantologie (EuCC) basiert auf der Diskussion der Ergebnisse des Implants World Congress Consensus Meeting in Barcelona 2002, der 3. ITI-Konsensuskonferenz in Gstaad 2003 und der Immediate Function Consensus Conference in Hollywood 2003 sowie eigener Studien der Teilnehmer. Das Ergebnispapier kann im Internet unter www.bdizedi.org (Bereich Zahnärzte) abgerufen werden.
Definition
Die EuCC definierte Sofortversorgung als die Eingliederung von Zahnersatz ohne Okklusionskontakt am Tag der Implantation oder bis spätestens 72 Stunden nach der Implantation („geschützte Okklusion“) als eine nicht kaufunktionelle Sofortversorgung. Als Sofortbelastung bezeichnete das Expertengremium die Eingliederung von Zahnersatz mit Okklusionskontakt am Tag der Implantation oder bis spätestens 72 Stunden nach der Implantation.
Evidenz
Hinsichtlich der Indikationen beim zahnlosem Unterkiefer, beim zahnlosem Oberkiefer und beim teilbezahnten Kiefer sowie bei Einzelzahnlücken wurden unter Berücksichtigung evidenzbasierter Studien durch die EuCC Aussagen für die Überlebensraten getroffen und damit wesentliche Entscheidungskriterien formuliert. Das Expertengremium schränkte ein, dass die Wissenschaft derzeit noch nicht in allen Punkten über relevante Studien verfüge und somit verlässliche Aussagen zum Behandlungserfolg derzeit nicht für alle Indikationsbereiche getroffen werden könnten. Für Sofortversorgungen von Einzelzahnlücken beispielsweise liegen nur Studien mit kurzer Beobachtungsdauer vor; diese berichten über die Sofortversorgung im ästhetischen Bereich und geben zu bedenken, dass okklusale Kräfte vermieden werden müssen. Dennoch liegen bemerkenswerte Studien vor, die sogar die Sofortbelastung dentaler Implantate bei Patienten mit guter periimplantärer Knochenqualität und sicherer Primärstabilität des Implantates gut dokumentieren und hinsichtlich der Überlebensdauer den bereits bekannten Daten bei verzögerter Implantatbelastung vergleichbar machen.
Aspekte zur Entscheidungsfindung:
Von höchster Bedeutung für die Entscheidungsfindung, ob eine Sofortversorgung und/oder Sofortbelastung möglich ist und wie viele Implantate zu setzen sind, werden von der EuCC die folgenden Punkte benannt:
1. Zeitpunkt der Implantatinsertion (sofort, verzögert oder spät)
2. Primärstabilität
3. Verblockung, sofern möglich
4. Verblockte Versorgungen, die die Belastungen der Implantate in der Einheilphase reduzieren helfen.
Als lokale oder allgemeine Risikofaktoren sind zu beachten:
1. Starke funktionelle Überlastung
2. Parafunktionen
3. Schlechte Knochenqualität
4. Eingeschränktes Knochenangebot
5. Vorliegen von Infektionen
6. Risikobehaftete Verhaltensweisen wie z.B. starkes Rauchen
7. Eingeschränkte Mundhygiene
8. Schlechte Patientencompliance
9. Andere allgemeine und lokale Risikofaktoren
Als entscheidende Voraussetzung sehen die Wissenschaftler der EuCC eine umfassende Diagnostik und Behandlungsplanung, die kritische Abwägung aller Vor- und Nachteile im individuellen Fall, die Erfahrung und Kompetenz des Behandlungsteams und die entsprechende Aufklärung und Einwilligung des Patienten.