Aphten – Schmerzhafte Mundgeschwüre verstehen und behandeln
Aphten gehören zu den häufigsten Mundschleimhautveränderungen und betreffen etwa 20% der Bevölkerung. Diese kleinen, schmerzhaften Schleimhautdefekte können das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen – vom Essen über das Sprechen bis hin zur Mundpflege. Viele Betroffene kennen die persönlichen Auslöser dieser quälenden Mundgeschwüre. Viele Fragen belieben aber offen.
Was sind Aphten?
Aphten sind schmerzhafte, kleine Geschwüre der Mundschleimhaut mit typisch rundem oder ovalem Erscheinungsbild. Sie zeigen sich als weißlich-gelbe, von einem roten Entzündungssaum umgebene Läsionen. Mit einer Größe von meist 2-10 mm treten sie häufig an der Innenseite der Lippen und Wangen und am Zungenrand auf. Am harten Gaumen und am festen Zahnfleisch treten sie nicht auf. Aphtenähnliche Geschwüre an diesen Stellen sind meist bestimmten Erkrankungen (Herpes u.a.) zuzuordnen.
Grundsätzlich unterscheidet die Medizin verschiedene Aphthen-Typen:
- Minor-Aphten: Die häufigste Form (etwa 80% aller Fälle), mit einem Durchmesser von 2-8 mm. Sie heilen in der Regel innerhalb von 7-14 Tagen ohne Narbenbildung ab.
- Major-Aphten: Größere, tiefere Geschwüre mit einem Durchmesser von über 10 mm. Ihre Heilung kann mehrere Wochen dauern und manchmal Narben hinterlassen.
- Herpetiforme Aphten: Treten als kleine (1-3 mm), aber zahlreiche Geschwüre auf, die an Herpes erinnern, jedoch nicht durch Herpesviren verursacht werden.

Aphten der Wangenschleimhaut
Ursachen und Auslöser
Die genaue Ursache für Aphten ist bis heute nicht vollständig geklärt. Die Forschung geht von einer multifaktoriellen Entstehung aus, bei der verschiedene Faktoren zusammenwirken:
Immunologische Faktoren
Das Immunsystem spielt eine zentrale Rolle. Bei Aphten kommt es zu einer überschießenden Immunreaktion gegen die eigene Mundschleimhaut. T-Lymphozyten greifen dabei fälschlicherweise die Mundschleimhautzellen an.
Genetische Prädisposition
Eine familiäre Häufung wird beobachtet – das Risiko für Aphten steigt, wenn nahe Verwandte ebenfalls daran leiden. Genetische Varianten beeinflussen wahrscheinlich die Immunregulation.
Auslösende Faktoren
Verschiedene Trigger können Aphten bei anfälligen Personen auslösen:
- Mechanische Verletzungen: Zahnbürsten-Traumata, scharfkantige Prothesen, Zahnspangen oder schlecht sitzende Zahnimplantate
- Nahrungsmittel: Nüsse, Schokolade, Kaffee, bestimmte Gewürze, säurehaltige Lebensmittel, Glutenunverträglichkeit
- Hormonelle Veränderungen: Menstruation, Schwangerschaft, Menopause
- Stress und psychische Belastung: Emotional belastende Situationen und chronischer Stress
- Vitaminmangel: Besonders Vitamin B12, Folsäure, Eisen oder Zink
- Erkrankungen: Morbus Crohn, Zöliakie, HIV-Infektion
Aphten und Zahnimplantate
Für Träger von Zahnimplantaten sind Aphten aus mehreren Gründen relevant:
Periimplantäre Gesundheit
Aphten können die Mundschleimhaut rund um Implantate beeinträchtigen. Eine gesunde Mundschleimhaut ist essentiell für die Langlebigkeit von Implantaten, da sie als Barriere gegen Bakterien dient.
Mundpflege-Einschränkung
Jede schmerzhafte Munderkrankung erschwert die gründliche Mundhygiene, die für Implantatpatienten natürlich wichtig ist. Eine unzureichende Reinigung könnte zu Plaque-Ansammlung und langfristig zu einer Periimplantitis führen.
Implantate als mechanischer Auslöser
Nicht optimal sitzende Implantataufbauten oder Suprakonstruktionen können durch mechanische Reizung Aphten auslösen. Die scharfen Kanten eines Provisoriums oder einer schlecht angepassten Prothetik können die empfindliche Mundschleimhaut unter dem Eindruck einer Aphte verletzen, was allerdings eher als Verletzung (Ulcus) einzustufen wäre.
Materialunverträglichkeit
In seltenen Fällen können Materialen, die für die Herstellung von Implantatabutments oder Zahnersatz verwendet werden, allergische Reaktionen auslösen, die aphtenähnliche Symptome verursachen. Hier ist eine professionelle Abklärung durch den Zahnarzt erforderlich.
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Diagnose
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch die klinische Untersuchung und Anamnese. Der Zahnarzt oder Arzt untersucht die Mundschleimhaut und befragt den Patienten zu seinem Gesundheitszustand, Ernährungsgewohnheiten und möglichen Auslösern.
Wichtig ist die Abgrenzung zu anderen Mundschleimhauterkrankungen wie Herpes simplex, Lichen planus oder Autoimmunerkrankungen. In unklaren Fällen oder bei sehr häufig auftretenden Aphten können weiterführende Untersuchungen wie Bluttests (zum Ausschluss von Nährstoffmängeln oder systemischen Erkrankungen) oder in seltenen Fällen eine Gewebeentnahme (Biopsie) sinnvoll sein.
Behandlungsmöglichkeiten
Aphten heilen in der Regel von selbst nach 7-14 Tagen ab. Die Behandlung zielt hauptsächlich auf die Linderung der Beschwerden und die Verkürzung der Heilungszeit ab:
Lokale Therapie
- Mundspüllösungen: Antiseptische Lösungen mit Chlorhexidin reduzieren die bakterielle Besiedlung.
- Hafttabletten (Aftab®): Kortisonhaltige Klebetabletten zur lokalen Anwendung direkt auf den Aphten oder andere
- Kortisonhaltige Präparate: Lokal aufgetragene Kortikosteroide wirken entzündungshemmend und können die Heilung beschleunigen.
- Schmerzlindernde Gele und Pasten: Produkte mit Lidocain oder Benzocain können vorübergehend die Schmerzen lindern.
- Hyaluronsäure: Fördert die Geweberegeneration und bildet einen Schutzfilm über der Aphthe.
- Lasertherapie: Niedrigenergetische Lasertherapie kann Schmerzen reduzieren und die Heilung fördern.
Systemische Therapie
Bei schweren, rezidivierenden Aphten können systemische Medikamente erwogen werden:
- Systemische Kortikosteroide: Bei schweren Fällen kurzfristig eingesetzt.
- Immunmodulatoren: Bei häufig wiederkehrenden Aphten.
- Nahrungsergänzungsmittel: Vitamin B12, Folsäure, Eisen oder Zink.
Für Implantatpatienten
Besondere Beachtung sollte der Mundhygiene geschenkt werden. Trotz Aphten muss die Reinigung der Implantate gewährleistet sein, eventuell mit besonders weichen Zahnbürsten und schmerzfreien Mundspülungen. Bei Verdacht auf mechanische Reizungen durch Implantate oder Zahnersatz sollte umgehend der Zahnarzt aufgesucht werden.
Prävention
Da Aphten bei Personen durch bestimmte Faktoren ausgelöst werden können, ist die Vermeidung bekannter Trigger ein wichtiger präventiver Ansatz:
- Schonende Mundhygiene: Weiche Zahnbürsten und vorsichtiges Bürsten reduzieren mechanische Verletzungen.
- Angepasster Zahnersatz: Regelmäßige Kontrolle von Implantaten und Zahnersatz auf scharfe Kanten oder Passungenauigkeiten.
- Ernährungsanpassung: Identifizierung und Vermeidung von Nahrungsmitteln, die individuell Aphten auslösen können.
- Stressmanagement: Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung.
- Ausgewogene Ernährung: Eine nährstoffreiche Kost mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen.
Wann zum Zahnarzt oder Arzt?
Ein Besuch beim Zahnarzt oder Arzt ist ratsam bei:
- Aphten, die größer als 1 cm sind oder nach 2 Wochen nicht abheilen
- Sehr häufig wiederkehrenden Aphten
- Begleitenden Symptomen wie Fieber, Lymphknotenschwellung oder allgemeinem Krankheitsgefühl
- Verdacht auf Zusammenhang mit Zahnimplantaten oder Zahnersatz
implantate.com-Fazit
Aphten sind zwar unangenehm, aber in der Regel harmlos und selbstlimitierend. Für Implantatträger ist besondere Aufmerksamkeit geboten, da sowohl die Aphten die Implantatgesundheit beeinflussen können als auch umgekehrt Implantate oder Zahnersatz Aphten auslösen können.
Eine gute Mundgesundheit, regelmäßige zahnärztliche Kontrollen und die Beachtung individueller Auslöser sind der Schlüssel zur Minimierung von Aphten. Bei wiederkehrenden Beschwerden kann Ihr Zahnarzt gemeinsam mit Ihnen die Ursachen erforschen und eine individuelle Behandlungsstrategie entwickeln.
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