Wissenschaftliche Kurzinformationen aus der Implantologie

Massnahmen zum Ersatz fehlender Zähne: verschiedene Formen von Zahnimplantaten


Esposito M1, Ardebili Y, Worthington HV.
Cochrane Database Syst Rev. 2014 22. Juli, 7: CD003815. 

HINTERGRUND:
Zahnimplantate stehen aus verschiedenen Materialien, Formen und Oberflächeneigenschaften zur Verfügung. Insbesondere wurden zahlreiche Implantatdesigns und Oberflächenmodifikationen zur Verbesserung der klinischen Ergebnisse entwickelt. Dies ist ein Update von einem Cochrane-Review, dasim Jahr 2002 veröffentlicht und bereits 2003, 2005 und 2007 aktualisiert wurde.

ZIELE:
Primär: die klinischen Auswirkungen verschiedener Implantatdesigns des osseointegrierten Anteils in Hinblick auf
• Implantate mit unterschiedlichen Oberflächen, aber mit ähnlichen Formen und aus vergleichbarem Material
• Implantate mit unterschiedlichen Formen, aber mit ähnlichen Oberflächen und vergleichbarem Materia
• Implantate aus unterschiedlichen Materialien, aber mit ähnlichen Oberflächen und Implantatdesingn
• verschiedenen Implantattypen, die sich in Oberfläche, Form, Material oder eine Kombination dieser unterschieden.
Sekundär:
Implantate mit gedrehter (glatter) oder rauer Oberfläche in Hinblick auf frühen Implantatverlust (vor prothetischen Belastung) und das Auftreten einer Periimplantitis zu vergleichen.

Suchmethoden:
Wir suchten in folgenden elektronischen Datenbanken: der Cochrane Oral Health Group Trials Register (bis 17. Januar 2014), dem Cochrane Zentralregister für kontrollierte Studien (CENTRAL) (The Cochrane Library 2013, Issue 12), MEDLINE über OVID (bis 17. Januar 2014 ) und EMBASE über OVID (bis 17. Januar 2014). Es gab keine Einschränkungen für die Sprache oder die Veröffentlichung bei der Suche in den elektronischen Datenbanken.

Auswahlkriterien:
Wir berücksichtigten jede randomisierte kontrollierte Studie (RCT), die einen Vergleich osseointegrierter Zahnimplantate aus verschiedenen Materialien, Formen und Oberflächen mit einem Follow-up von mindestens einem Jahr zum Inhalt hatte. Ergebnisparameter waren
• Erfolg der Implantate,
• Änderungendes periimplantären marginalen Knochenniveaus im Röntgenbild und
• Inzidenz einer Periimplantitis.

Datensammlung und -analyse:
Mindestens zwei Rezensions-Autoren führten unabhängig voneinanderein Screening betreffend Bias-Risiko, Beurteilung und Datenextraktion von geeigneten Studien in zweifacher Ausfertigung. Die Ergebnisse beruhten auf festen Effekt-Modelle (wenn bis zu drei Studien in einer Meta-Analyse vorhanden waren) oder Zufallseffekt-Modellen (wenn es mehr als drei Studien für eine Meta-analyse gab) mit mittleren Differenzen (MD) für die kontinuierliche Ergebnisse und Risikokennzahlen (RR ) für dichotome Ergebnisse mit 95% Konfidenzintervall (CI).
Wir richteten die folgenden Endpunkte: ein, drei, fünf und 10 Jahre nach funktioneller Belastung.

HAUPTERGEBNISSE:
Wir konnten 81 verschiedene RCTs identifizieren. 27 dieser RCTs, mit Ergebnissen von 1512 Patienten und 3230 Implantate, haben wir in unseren Review aufgenommen. Wir verglichen dabei 38 verschiedene Implantattypen mit einem Follow-up von einem bis 10 Jahre. Alle Implantate wurden aus kommerziell reinem Titan oder dessen Legierungen hergestellt und hatten unterschiedliches Design und Oberflächen. Wir stuften 2 Studien mit niedrigem Risiko der Befangenheit, 10 mit einem nicht einschätzbaren und 15 mit hohem Befangenheitsrisiko ein. Auf den Patient und nicht auf den Implantattyp bezogen, fanden wir hinsichtlich des frühen Implantatverlusts keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Implantattypen. Die einzige beobachtete statistisch signifikanten Unterschied für ein primäres Studienziel war der erhöhte periimplantäre Knochenverlust bei Nobel Speedy Groovy Implantaten im Vergleich zu Nobelactive Implantaten (MD -0,59 mm, 95% CI -0,74 bis -0,44, für verschiedene Implantatformen ).

Der einzige beobachtete statistisch signifikante Unterschied für ein sekundäres Studienziel war, dass 3 Jahre nach Belastung Implantate mit gedrehter (glatter) Oberfläche ein 20% niedrigeres Risiko für eine Periimplantitis hatten, als Implantate mit rauen Oberflächen (RR 0,80, 95% CI 0,67 0,96). Es gab aber auch eine Tendenz für einen erhöhten Frühverlust von Implantate mit gedrehten (galtter) Oberfläche gegenüber Implantaten mit rauen Oberflächen.

Schlussfolgerungen der Autoren:
Basierend auf den Ergebnissen der eingeschlossenen RCTs, fanden wir keine Beweise dafür, dass eine bestimmte Art von Zahnimplantaten beim langfristigen Erfolg eine Überlegenheit für sich in Anspruch nehmen konnte. Es gab Belege dafür, dass Implantate mit relativ glatter (gedrehter) Oberfläche weniger anfällig für Knochenvelust durch chronische Infektion (Periimplantitis) waren, als Implantate mit deutlich rauerer Oberflächen (Titan-Plasma-Flame-Verfahren). Diese Ergebnisse basierten auf mehreren RCTs, die allerdings eines hohen Risiko hatten, tendenziös zu sein, und nur mit kleinen Gruppen und relativ kurzer Follow-up-Perioden durchgeführt wurden.

Letzte Aktualisierung am Sonntag, 10. August 2014