Zähne für den Drogentest: toxikologischer Fingerabdruck

Informationen über Drogenkonsum sind offenbar in geringen Mengen der Zahnsubstanz eines Menschen nachweisbar. Lange war es jedoch nicht möglich, an diese Informationen anhand eines geeigneten Verfahrens zu gelangen und diese genau und standardisiert zu bewerten. Nun können Rechtsmediziner, Anthropologen und Archäologen dank der Forschung ein neu entwickeltes Verfahren nutzen, bei dem man u.a. bei einem in der frühen Eiszeit mumifizierten Menschen noch Spuren von damaligen Rauschmitteln wie z. B. Betelnuss nachweisen kann.

Kauen, Zerreißen, Abbeißen, das sind die Funktionen, die man u.a. den Zähnen und ihren Bestandteilen zuordnet. Doch es gibt Hinweise, dass Zähne zukünftig auch als Datenbank für konsumierte Rauschmittel genutzt werden könnten.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Freiburg um Dr. Merja Neukamm und Prof. Dr. Volker Auwärter des Instituts für Rechtsmedizin sowie Prof. Dr. Markus Altenburger von der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie präsentieren aktuell ein neues Drogenanalyse-Verfahren, mittels welchem im Zahnbein (Dentin) Spuren konsumierter Drogen nachgewiesen werden können. Das Spektrum der toxikologischen Errungenschaften im Bereich Drogentests wird damit durch eine neue Analysemethode ergänzt, die acht der wichtigsten Drogen in Zähnen bestimmen und quantifizieren kann.

An Rinderzähnen erprobt, ist diese Analyse nun auch beim Menschen anwendbar und könnte aufgrund seiner Spezifität, Stabilität, Validität und Genauigkeit auch in Gerichtsverfahren zum Einsatz kommen. Schon aus einer geringen Menge von 50 mg pudriger Dentinsubstanz sind die Wissenschaftler in der Lage u.a. mittels Ultraschall und mithilfe eines mit einem Massenspektrometer gekoppelten Flüssigkeits-Chromatographen die Masse an Substanzen und ihre Metaboliten wie Amphetamin, Methamphetamin, Methylenedioxymethylamphetamin (Extasy, MDMA), Methylenedioxyethylamphetamin (MDEA), Codein, Morphin, Kokain und Benzoylecgonin (Kokainabbauprodukt) zu bestimmen. Für Prof. Auwärter liegt die Vermutung nahe, dass in der Zahnsubstanz lebenslang ein ein individueller toxikologischer Fingerabdruck gespeichert wird.

Quelle:
J. Spinner, M. Klima, J. Kempf, L. M. Huppertz, V. Auwärter, M. J. Altenburger and M. A. Neukamm: Determination of drugs of abuse in bovine dentin using liquid chromatography–electrospray ionization tandem mass spectrometry; Journal of Mass Spectrometry, Volume 49, Issue 12, pages 1306–1313, December 2014
 

Letzte Aktualisierung am Sonntag, 28. Dezember 2014

Aktuelle Implantat-Themen 

Kann ein Zahn noch gerettet werden? 

Noch bevor man über Zahnersatz diskutiert: An der Stelle wo vielleicht ein Implantat hin soll, stand oder steht sogar noch ein Zahn. Wann kann man ihn noch retten, wann ist es für den Zahn zu spät? Damit beschäftigt sich unser Kapitel: Wann muss ein Zahn raus?  Wenn er stark zerstört ist, kann eine Überkronung den Zahn erhalten. Welches Material und welche Technik bei der Kronenversorgung (Vollkeramikkrone, Verblendkrone oder Goldkrone) hat dann welchen Vorteil?