Extrahierte Zähne für den Knochenaufbau


Eigene Zähne könnten in Zukunft als Knochenersatzmaterial Wiederverwendung finden. Als Prof. Dr. F. Schwarz aus der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf von erfolgreich abgeschlossenen vorklinischen Studien über das Anbringen von extrahierten Zähnen mit chirurgischen Schrauben direkt am Kieferknochen berichtet, mag man es kaum glauben. Ein Zusammenhang  zwischen Zahnhartsubstanz und Knochenaufbau war bisher nämlich nicht geläufig. 

Nach zwei Jahren sind die Forschungsergebnisse der Uni Düsseldorf aber so vielversprechend, dass eine Genehmigung für die Anwendung und Erprobung am Patienten in weiteren Studien bald zu erwarten ist. Diese Entwicklungen gilt es unbedingt im Auge zu behalten, könnte es doch – falls einem gerade ein Zahn gezogen und aufbewahrt wurde – eine günstige und biologisch bessere Alternative zu Knochenersatzmaterialien für diesen Patienten sein.
Obwohl es inzwischen erfolgreiche Anwendungen und viele gute Knochenersatzmaterialien auf dem Markt gibt, gilt autogenes (körpereigenes) Knochenmaterial nach wie vor als „Goldstandard“ für den Knochenersatz nach alters- oder Trauma bedingtem Knochenverlust im Kiefer eines Menschen. Nach Prof. Schwarz Ankündigung in der Pressekonferenz der 28. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Implantologie verfügen Zähne nach Entfernung der umliegenden Gewebeanteile wie Wurzelzement oder Sparpey’sche Fasern über identische Strukturen wie der Knochen. Infizierte Zähne nach Wurzelbehandlung oder Wurzelspitzenresektion und parodontal erkrankte Zähne müssen natürlich erst von Bakterien und krankem Gewebe befreit werden, doch sonst gibt es offenbar wenig Grenzen für die erfolgreiche Wiederverwertung des eigenen „Abfallproduktes“. Dafür spricht auch die nach Prof. Schwarz befürwortete finanzielle Unterstützung der Studienreihen durch eine der wichtigsten nationalen Forschungsgemeinschaften, der DFG. Sie ist die zentrale Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft in Deutschland und bietet nach anspruchsvoller Antragsstellung und Begutachtung Wissenschaftlern viele unterschiedliche Instrumente, mit denen wissenschaftliche Ideen unterstützend gefördert werden.

Natürlich sind die eigenen Zähne trotz dieser bahnbrechenden Vorausschau immer noch die besten, es gilt nach wie vor, diese mit den je nach Patientensituation zur Verfügung stehenden Mitteln wie Prophylaxe und regelmäßige zahnmedizinische Kontrollen so lange wie möglich und so gesund wie möglich zu erhalten. Eine Zahnextraktion sollte als ultima ratio gesehen werden, auch wenn sie bei erfolgreichem Abschluss der Studienlage der dentalchirurgischen Abteilung der Universität Düsseldorf einen positiven Nebeneffekt haben könnte.

Quelle:
Prof. Dr. Frank Schwarz in der Pressekonferenz der DGI anlässlich der 28. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Implantologie in Düsseldorf im Messe-Congress-Center.

Letzte Aktualisierung am Montag, 05. Januar 2015