Diskussions-Forum Zahnimplantate und Zahnersatz

Perimplantitis im Zusammenhang mit Bisphosphonaten

Hellemai
Mitglied seit 02. 11. 2014
38 Beiträge

Hallo zusammen, eigentlich habe ich nach einem Zeitraum von 2 Jahren und 9 eingesetzten Implantaten mit teilweise vorangegangenem Knochenaufbau, vielen Schmerzen und langen Wartezeiten endlich vor einem Jahr meine "Traumzähne" erhalten. Ich wollte auf keinen Fall eine Prothese - der Ekelfaktor war mir schon bei einem vorübergehenden Provisorium schlimm genug. Mein Zahnarzt hat alles wunderbar hinbekommen, einschließlich wunderschöner Kronen, er hat mir mein "Lächeln" wieder geschenkt. Vor ca. 6 Monaten verspürte ich beim Druck auf die Backe ein komisches Zwicken und hatte seltsamen Eitergeschmack im Mund. Das hat sich in vehementes Pochen gesteigert an den implantierten Backenzähnen. Nachdem ich nicht gleich wegen jedem Zwicken Panik auslösen will, habe ich es erst mal ignoriert und mit Ibuhexal verdrängt. Bei der letzten Zahnreinigung vor 4 Wochen stellte die "Zahnfee" eben an dieser Stelle heftige Eiterherde fest und anhand des Röntgenbildes sah mein Zahnarzt, dass sich der Knochen um das Implantat abgebaut hat. Er war total ratlos, bis er herausfand, daß ich seit 2 Beckenbrüchen vor 4 Jahren das Medikament Fosavance mit Alendron regelmäßig einnehme, (bin 64 Jahre und habe beginnende Osteoporose) welches zum allgemeinen Knochenaufbau positiv wirkt, im Oralbereich aber den Knochen angreifen kann. Gottseidank ist alles nochmal gut gegangen, habe meinen Orthopäden, der das Medikament verschrieben hat, gefragt, ob ich das absetzen kann - er meinte "Klar, dann lassen Sie das halt einfach weg". Durch eine 10-tägige Antibiotika-Einnahme ging die Entzündung weg - aber ich erinnere mich noch, daß ich vor einem Jahr am selben Tag einen Termin beim Orthopäden hatte wegen einer Wirbelfraktur und ihn fragte, ob ich jetzt gleich beim Zahnarzt einen Termin zum Implatieren wahrnehmen kann (Wegen des langen Liegens) und er nichts dagegen einzuwenden hatte. Fazit: Orthopäden denken anscheinend nur an die Wirbelsäule und Zahnärzte erkundigen sich wohl nicht genau. Der Kieferorthopäde, der die Sinuslifte gemacht hat, wollte damals zwar wissen, nachdem ich Osteoporose angekreuzt habe, welches Medikament ich dagegen nehme, ich sagte auch in meiner Unbefangenheit "Halt so ein Vitamin-D-Präperat" und das war so in Ordnung. Letzte Woche hat er 7 Kreuze gemacht, als er erfahren hat, wie das weiter gegangen ist. Ich gebe keinem von beiden die Schuld, aber man sollte sich vielleicht doch untereinander besser absprechen. Der Orthopäde hat mich schon öfter nach Nebenwirkungen gefragt, aber darunter verstand ich, daß mir vielleicht übel oder schwindlig wird, aber nicht, daß der Kieferknochen angegriffen wird. Gottseidank ist es bei mir nochmal gut gegangen, aber ich hatte eine wahnsinnige Angst, daß die Implantate alle wieder raus müssen und die ganzen Strapazen umsonst waren. Glück gehabt !!!



gwittstock
Mitglied seit 30. 06. 2014
106 Beiträge

Hallo,

Bisphosphonate sind Medikamente, die nicht unerhebliche Nebenwirkungen im Bereich der Kiefer verursachen können.
Sinn der Bisphosphonattherapie ist ja, den vorhandenen Knochen vor weiterem Abbau zu erhalten und damit zu stabilisieren. Dies funktioniert, indem durch diese Medikamente der Knochenstoffwechsel ( und damit der Ab- und Umbau) reduziert wird.

Dies hat aber natürlich zur Folge, dass bei Eingriffen im Knochen, hier die Heilung auch deutlich verzögert ist. Wenn nun im Kiefer Implantate gesetzt werden, besteht insbesondere aufgrund der starken Keimbelastung in der Mundhöhle die Gefahr, dass sich der operierte Bereich entzünden kann bzw. Implantate schlechter einheilen.

Dies sollte vor jeglicher Operation am Kieferknochen berücksichtigt werden, um bereits im Vorfeld jegliche Risikofaktoren zu minimieren.

Viele Grüße,

Dr. Gero Wittstock



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