Zahnarzt diagnostiziert Karies statt Parodontose

Eine unrichtige Diagnose führt nicht per se zu einer Haftung des behandelnden Arztes. Das entschied das Oberlandesgericht Dresden zu Gunsten eines Zahnarztes, der nach falscher Diagnose wegen falscher Behandlung und mangelnder Aufklärung verklagt wurde.


Karies diagnostiziert, Parodontose übersehen

Dem Zahnarzt wurde von seiner Patientin zur Last gelegt, dass er sie nicht richtig entsprechend ihres Befundes behandelt und aufgeklärt hat. Das Problem war jedoch ein anderes: Der Zahnarzt hat die Patientin auf Grundlage seiner Diagnose richtig aufgeklärt und behandeln wollen, jedoch war seine Diagnose falsch. Während die Patientin an zwei Zähnen unter einer Parodontitis litt, erkannte der Angeklagte im Röntgenbild stattdessen eine Karies und empfahl die Überkronung beider Zähne.

Überkronung von Parodontitis-Zähnen: Tickende Zeitbombe

Ohne Parodontose-Behandlung schreitet die entzündliche Zahnbetterkrankung fort. Der Verlust der Zähne ist ohne Therapie wahrscheinlich. Eine Zahnbrücke auf „wackeligen Pfeilern“ zu planen, ist fahrlässig.

Wann muss ein Arzt für eine falsche Diagnose haften?

Das Gericht entschied, dass der Arzt nur dann für seine falsche Diagnose haftbar gemacht werden kann, wenn der Befund eindeutig nur eine (die richtige) Diagnose zulässt. Sprich, der Arzt hätte erkennen müssen, was das Problem ist. Nach sachverständiger Prüfung im vorliegenden Fall wurde festgestellt, dass einer von vier Ärzten aufgrund der vorliegenden Röntgenaufnahmen ebenfalls eine falsche Diagnose gestellt hat. Das Gericht entschied daher, die falsche Diagnose nicht als Behandlungsfehler zu werten.

Aufklärungspflicht für gestellte Diagnose nachgekommen

Der Beschluss des Gerichts spricht den Arzt nicht nur im Fall des Diagnoseirrtums davon frei, einen Behandlungsfehler begangen zu haben. Auch der daraus resultierende Aufklärungsmangel kann dem Zahnarzt nicht zur Last gelegt werden. Denn ausgehend von seiner falschen Diagnose konnte der Arzt nicht über die eigentlich objektiv richtigen Behandlungsoptionen für die wahre Diagnose aufklären.

Quelle: Beschluss OLG Dresden vom 09.12.2020 (Az. 4 U 1777/20)

Letzte Aktualisierung am Montag, 14. Juni 2021

Aktuelle Implantat-Themen 

Welche Alternative zu Implantaten gibt es?

Ein Implantate gilt zwar als die bestmögliche Option, da es einen verloren gegangenen Zahn als künstliche Zahnwurzel tatsächlich ersetzt, allerdings gibt es viele Zahnersatz-Alternativen, die in vielen Situation durchaus sinnvoller sein können. Oftmals wird die Frage gestellt, was besser ist: Brücke oder Implantat? Es handelt sich ja bei beiden Optionen um festsitzenden Zahnersatz. 
Die
Kosten von herkömmlichem Zahnersatz sind ein besonders wichtiges Thema, um hier auch mit Implantaten vergleichen zu können.