implantate.com Forum Forum Gingivaformer Antwort auf: Gingivaformer

#309512
Agnes
Teilnehmer

@ HellaH

dann mache ich mich mal ran, wenn keiner gerade Zeit hat. Ich bin Patientin, die jahrelang mit einem schmerzenden Implantat rumgelaufen ist, wofür angeblich keine Ursache gefunden werden konnte und das auch nie belastet werden konnte. Es handelte sich um ein Frontzahnimplantat im OK (11). Letztendlich wurde es nach 6 schmerzvollen Jahren in einer 3-stündigen OP entfernt. Beim Hochklappen der Schleimhaut konnte dann endlich festgestellt werden, dass das Implantat von der Frontseite zu zweidrittel nicht mit Knochen bedeckt war. Außerdem war es viel zu weit labial (in Richtung Lippe) und viel zu weit kranial (in Richtung Schädel) gesetzt worden. Es wurden im Vorfeld der Explantation bei vielen verschiedenen ZÄ Rö-Aufnahmen und DVT gemacht, doch kein einziges dieser Verfahren konnte den fehlenden Knochen von der Frontseite des Implantats diagnostizieren.

Der MKG-Chirurg, der die Explantation vorgenommen hat, hat die Fehlpositionierung für Dokumentationszwecke fotographisch festgehalten:
https://abload.de/img/fehlpositionierungfroe1o5m.jpg

Die Öffnung des Implantats muss logischerweise zwischen der Zahnreihe aus dem Kieferkamm herausragen. Dass das hier nicht vorlag, ist offensichtlich.

Hier der Link zu meinem Fall:
https://www.implantate.com/forum/diskussionsforum-zahnimplantate/falsch-sitzendes-implantat-nicht-durch-aufnahmen-darstellbar-41924/view.html?tx_mmforum_pi1%5Bfid%5D=2

Dein Zahnarzt hat recht, ihn kannst du vertrauen. Wenn beim Versuch den Gingivaformer zu entfernen starke Schmerzen entstehen, dann bedeutet das nichts anderes als dass das Implantat sich im Knochen mitdreht. Dann reißt der Verbund zwischen Knochen und Implantatoberfläche ab und verursacht heftigste Schmerzen. Diese Implantate werden in der Fachwelt „Spinner“ (aus dem engl. „to spin“ = drehen) genannt. Doch die „Knochenreparatur“ setzt sofort wieder ein und ein neuer Verbund wird eingegangen. Nun hat sich offensichtlich der Gingivaformer auch noch im Implantat verkantet und kann nicht mehr entfernt werden. Beim nächsten Versuch den Former zu entfernen, wird der neue Verbund wieder abreißen und es wird ähnlich schmerzhaft werden. Deshalb lässt dein ZA die Finger davon. Das Antibiotikum, das dir beim Implantologen verschrieben wurde, hatte wohl nur zum Zweck dich schleunigst aus der Praxis zu bugsieren, denn damit kann ein verkanteter Gingivaformer nicht entfernt werden.

Was ist nun zu tun?

Ein Periotest könnte Aufschluss über die Festigkeit (Osseointegration) bringen. Den würde ich aber nicht beim Implantologen, der das implantat gesetzt hat, durchführen lassen, wenn dieser bei den bereits aufgetretenen Problemen immer noch behauptet, dass er sich auf sein „Fingerspitzengefühl“ verlässt. Na, toll! Verschleierungsversuch?
http://www.zahngesundheit-online.com/Parodontologie/Zahnbeweglichkeits-Analyse-Periotest-/

Zweitens könnte eine Sondierung durchgeführt werden. Dabei wird der Bereich zwischen Schleimhaut und Kieferknochen mit einer Metallsonde abgetastet. Wenn das Implantat sich außerhalb des Knochens befindet, kann es ertastet werden. Es ist eine einfache Untersuchung und mir ist nicht klar, warum keiner der Ärzte diese Untersuchung noch nicht durchgeführt hat.

Wenn eine der beiden Untersuchungen ergibt, dass die Knochenummantelung nicht vollständig ist, hat das Implantat keine Zukunft. Es wird auch nicht schmerzlos belastet werden können, wenn der Zahnersatz mal drauf ist. Bei mir bestand ein dauerhaftes Pochen, das sich bei allen Aktivitäten verstärkte ( Essen, Bücken, Sport, Bewegung, Duschen = Wärme, Sprechen, etc). es war zum Verzweifeln. Nicht mal in eine Erdbeere konnte ich hinein beißen.

Es gibt mehrere Möglichkeiten:
1. ein Techniker des Implantatherstellers könnte herangezogen werden, um den Gingivaformer zu entfernen.
2. wenn aber Periotest und Sondierung vermuten lassen, dass das Implantat nicht vollständig osseoinegriert ist, dann bleibt nur noch die Explantation. In dem Fall sollte geprüft werden, ob die Entfernung des Gingivaformers vor der OP notwendig ist, um dir die erneuten Schmerzen zu ersparen. Wenn das Implantat partiell eingewachsen ist, muss die OP von einem MKG- oder einem Oralchirurgen durchgeführt werden (muss individuell geprüft werden).
3. Abwarten, wie dein ZA meint, halte ich nicht für eine gute Lösung. Man will das Implantat, wenn die Prothese drauf ist, auch belasten können. Je weniger Knochenummantelung, desto eher droht Implantatverlust.

Nicht davor zurückschrecken eine Uniklinik mit MKG-Abteilung zwecks genaue Diagnose aufzusuchen. Lasse dir dazu eine Überweisung deines ZA ausstellen. Wenn die Explantation stationär gemacht wird, dann werden die Kosten vollumfänglich von der Krankenkasse übernommen. In der Praxis eines MKG- oder Oralchirurgen ebenfalls – Probleme könnte es allerdings geben bei der Übernahme der Kosten für die Narkose (Sedierung).

Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen. Alles Gute.

Letzte Aktualisierung am Dienstag, 13. August 2024