implantate.com › Forum › Forum › Knochenaufbau: optimales Material? › Antwort auf: Knochenaufbau: optimales Material?
Guten Tag,
zur Beantwortung der restlichen Fragen:
Prof. Dr. Khoury ist wohl maßgeblich verantwortlich für Entwicklungen und Forschung auf dem Gebiet der Knochenaugmentation. Ich persönlich kenne zumindest niemanden, der mehr Erfahrung hat. Seine heutige Technik stützt sich auf seine Erkenntnis, daß Knochenblöcke keine optimalen Ergebnisse erzielen, weil sie teilweise großen Resorptionsprozessen unterliegen und wenn sie nicht aus der Hüfte kommen, auch teilweise nicht richtig an die Blutversorgung angeschlossen werden. Wirklich vorhersehbare Ergebnisse gibt es also nur bedingt. Prof. Khoury hat die sogenannte Schalungstechnik erfunden: Er schalt (wie auf dem Bau) Defekte mit dünnen Knochenscheiben deidimensional ein und füllt den Raum dazwischen mit kleinen Knochenstücken. Durch die feste Verschraubung der Knochenscheiben an der Außen- oder Innenseite wird die Bewegung elimiert und aus den losen Knochenstücken in der Mitte kann fester Knochen werden. Dieses Verfahren ist natürlich sehr aufwendig und invasiv, funktioniert aber hervorragend.
Seit einiger Zeit gibt es ein neues Verfahren, bei dem der Defekt nicht mehr mit Knochenscheiben eingeschalt wird, sondern mit pesorbierbaren Platten aus Polylaktid. Diese lassen sich in heissem Wasser an die Defektmorphologie anpassen und werden danach fest mit Ultraschall an den Knochen geschweisst. Diese Schalung ist so fest und hart, daß man sie normalerweise nicht mehr vom Knochen lösen kann. Das braucht man aber auch nicht, weil resobierbar, d.h. es entfällt auch die Entfernung der Osteosyntheseschrauben. In den Hohlraum wird dann analog Knochenmaterial eingefüllt und stabilisiet sich während der Einheilung. Der Vorteil der beiden Techniken insgesamt gegenüber einem Knochenblock ist, das der Anteil Kortikalis, der beim Block vorherschend ist, sehr gering ist und so fast der gesamte augmentierte Bereich auch durchblutet ist und so dem Orginal sehr nahe kommt.
Für uns ist diese Technik revolutionär, da wir dem Patienten sehr minimalinvasiv tollen Knochen aufbauen können.
Wichtig bei allen Knochenaufbauten ist, daß man das aufgebaute Gebiet optimal gegen die Außenwelt abschirmt; es werden stabile Membranen benötigt, die lange Standzeit haben und die sämtliche Bewegung von dem darunter liegenden Aufbau fernhalten. Einfach vernetzte Kollagenmembranen sind unserer Meinung dafür nicht ausreichend.
MfG
Dr. Kai Zwanzig
Spezialist Implantologie