Diskussions-Forum Zahnimplantate und Zahnersatz

Über 36 Jahre alte Blattimplantate sollen raus!

Uschi
Mitglied seit 12. 10. 2016
1 Beiträge

Guten Tag,
ich bin verzweifelt und hoffe in diesem Forum auf Hilfe. Seit über 36 Jahren habe ich beidseitig im UK Blattimplantate, auf denen einen festsitzende Geschiebebrücke ist. Unter den Implantaten hat sich eine Entzündung gebildet, zudem ist vor einigen Monaten die Brücke rechts gebrochen (das Implantat wackelt natürlich durch die fehlende Verbindung). Eine ca. erbsengroße Zyste hängt auch drunter.
Der ganze OK ist auch mit einer Geschiebebrücke versorgt, wobei sich das Verbindungsstück (im Frontzahnbereich) rechts ca. 2 mm auseinandergeschoben hat, links sitzt es auch nicht mehr fest. Dazu kommt, dass ich seit einiger Zeit im Zahn unter der Brücke (die einzelne Stiftkrone) immer wieder Schmerzen habe, die im Gesicht nach oben ausstrahlen.
Die hinteren Backenzähne links liegen durch Zahnfleischrückgang fast bis zur Wurzel frei.
So kurz wie möglich zur Anamnese: Meine Implantate gehören noch in die Steinzeit der Implantologie, ich war mit 33 Jahren aber unendlich froh, kein herausnehmbares Gebiss tragen zu müssen (es wäre hier zu viel, die Vorgeschichte zu schildern). Meinen Entschluss damals habe ich nie bereut. Durch familiäre tragische Ereignisse über viele Jahre habe ich aber irgendwann angefangen, mit Zahnarztbesuchen zu "schlampern", es war ja immer alles in Ordnung. Schmerzen hatte ich nie, außer immer wieder mal Abszesse. Mit großen Kieferzysten hatte ich immer zu kämpfen, wurden auch entfernt.
Verschiedene Zahnärzte haben mir zu verstehen gegeben, dass sie hilflos sind, wie man das ganze riesige Problem anpacken soll, keiner traut sich ran, sie kennen die Blattimplantate nur vom Lehrbuch her, nie im Original gesehen! Mein damaliger Zahnarzt praktiziert zwar noch (aber nur Privatpatienten), ich kann mir das finanziell nicht leisten. Eine Totalprothese wäre für mich erst ganz zum Schluss eine Option.
Was soll ich tun? Wo anfangen? Über die aktuelle Implantatversorgung und neueste Zahnmedizin habe ich mich bereits sehr gut informiert. Ich möchte nur gerne wissen, ob jemand schon eine so komplexe Geschichte hatte und wie vorgegangen wurde. Mir wurden immer nur Teilinformationen gegeben, keine klare Aussage, wie mit Ober- und Unterkiefer am Ende wieder "zugebissen" werden kann. Herzlichen Dank im Voraus.

Anhänge ( 1 )


Agnes
Mitglied seit 25. 10. 2008
511 Beiträge

Das ist eindeutig ein Fall für die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie-Abteilung einer Universitätsklinik. Das Entfernen solcher komplexen Konstruktionen liegt nicht im Kompetenzbereich eines Zahnarztes. Seine Praxisausstattung (OP-Apparatur und Technik) ist darauf nicht ausgerichtet. Bei stationärer Aufenthalt übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Entfernung.

Was die Neuversorgung angeht, wird wahrscheinlich ein erheblicher Knochenaufbau durchgeführt werden müssen. Die Beratung muss durch einen MKG-Chirurg erfolgen - vermutlich in Zusammenarbeit mit einem Kieferorthopäden. Heil- und Kostenplan vorlegen lassen und bei der Krankenkasse einreichen. Notfalls diskutieren (Härtefallregelung). Siehe
http://www.implantate.com/welche-kosten-uebernimmt-die-krankenkasse-bei-einer-vollprothese.html



docerwin
Mitglied seit 09. 10. 2016
1 Beiträge

Hallo Uschi,

nach dem, was auf dem OPG zu erkennen ist, müssen (unter anderem) die Blattimplantate wirklich raus. Aber - ganz so dramatisch, wie Agnes es schildert, ist es sicher nicht. Es ist zwar völlig richtig, dass sich viele Zahnärzte mit Blattimplantaten nicht auskennen und daher an einen solchen Fall nicht herantrauen. Ich habe vor 18 Jahren die Praxis von einem Zahnarzt übernommen, der in der Anfangszeit der Implantologie die Blattimplantate mitentwickelt hat. Aus diesem Grunde habe ich sehr viele Patienten, die mit Blattimplantaten versorgt sind, in der Nachsorge und im Laufe der Zeit habe ich natürlich auch schon eine nicht geringe Zahl an Blattimplantaten entfernen müssen. Da einige dieser Fälle Ihrer Situation entsprachen, kann ich aus dieser Erfahrung sagen, dass es sicher in die Hände eines Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen oder eines versierten Implantologen gehört (eine Uniklinik muss es definitiv nicht sein), aber dramatisch kompliziert ist der Fall nicht. Nach der Situation auf dem Röntgenbild ist bei der Entfernung des die Implantate umgebenden Entzündungsgewebes besonders auf die unmittelbare Nähe zum Unterkiefernerven zu achten. Eine vorübergehende Irritation des Nerven (Kribbeln der Unterlippe oder Gefühlsbeeinträchtigung) kann für einige Tage bis Monate die Folge sein. Allerdings ist das bei vorsichtiger OP-Technik eher selten zu erwarten. Einen notwendigen Knochenaufbau würde ich nach dem, was auf dem OPG zu erkennen ist, aus Erfahrung als nicht so kompliziert einschätzen. Anschließend könnte durchaus wieder eine erneute Implantation erfolgen. Zur genaueren Beurteilung wäre aber sicher ein dreidimensionales Röntgenbild (z.B. DVT) sehr ratsam.



  • 1