Verfasst am 12. 11. 2016, 14:30
Mitglied seit 25. 10. 2008
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hallo newlife,
Als erstes eine Frage: wie ist denn der jetzige Zustand? Um welchen Frontzahn geht es denn? Ein wenig Geduld wirst du noch aufbringen müssen, wenn die Explantation erst vierzehn Tage her ist. Aber nicht verzweifeln, dazu gibt es keinen Grund. Der Situation die Stirn bieten, alles andere bringt keine Vorteile.
Ich hatte noch lange mit der Explantation zu tun. Die Fäden hatte ich, wegen eines erneuten Eingriffs am Gaumen, insgesamt fünf Wochen drin, zwischen 6 Zähne, die sehr zerrten. Die Mundschleimhaut war arg lädiert und sehr empfindlich. Das Taubheitsgefühl und die eisige Kälte in dem Unterkiefer, dort wo die Knochenblöcke für die Transplantation entnommen wurden, wurden so nach 6 Wochen weniger, drei Monate danach war es bis auf einen kleinen Rest verschwunden. Zwei Monate lang durfte ich keine Prothese tragen. Bald aber merkte ich, dass das unerträgliche Pochen in der Nasenöffnung verschwunden war und da stellte sich Erleichterung ein. Hoffnung keimte, der Albtraum, der bis dahin knapp sieben Jahre gedauert hat, näherte sich seinem Ende. Es sollte noch 18 Monate dauern, bis das dritte Implantat für den 11 eingebracht und prothetisch versorgt war. Noch keine einzige Sekunde habe ich die Explantation des zweiten Implantats bereut. Das erste Implantat hatte ich bereits direkt nach der Implantation verloren (Sofortimplantat bei akuter Parodontitis ohne Knochenaufbau und offener Einheilung = absolute Kontraindikation!)
Dankbar war ich dem Chirurgen, der den Eingriff - nach vier ausführlichen Beratungsterminen - gewagt hat. Der Durchmesser des Implantats betrug 5 mm, für den Frontzahnbereich viel zu groß, dadurch war die Explantation ohne Verlust der Nachbarzähne fast unmöglich. Aber es ist gutgegangen. Die Nachbarzähne sind noch drin, sie wackeln nur ein bisschen mehr. Dankbar war ich auch dem „neuen“ Zahnarzt, seinem Team und dem Zahntechniker, die mir geholfen haben. Alles sehr fair, menschlich korrekt und frei von persönlichen wirtschaftlichen Interessen! Es gibt sie, die guten Mediziner, man muss sie nur finden! Dadurch bin ich psychisch auch ganz gut aus der Geschichte rausgekommen. Nun bin ich um eine Erfahrung reicher, die ich weitergeben möchte, um gegen das Unrecht der Vertuschung zu kämpfen. Wenn ein Zahnarzt anhand einer Panoramaschichtaufnahme oder eines Zahnfilms behauptet, dass das Implantat einwandfrei sitze, während der Patient Schmerzen ohne Ende hat, dann geschieht das nur um eine Fehlpositionierung zu vertuschen. Die Aufnahmen werden missbraucht, um dem Patienten Fehlerfreiheit vorzugaukeln.
Geholfen hat mir, die Leidenszeit als „Lebenserfahrung“ zu verbuchen. Mediziner sind aufgrund ihrer Ausbildung nicht zwangsläufig die besseren Menschen, so wie es gerne nach außen kolportiert wird. Patienten setzen häufig voraus, dass sie jede Frage beantworten können und auch wahrheitsgemäß beantworten. Dem ist nicht so. Kritisches Hinterfragen, sich aufbäumen bei Abwimmelung und Erniedrigung ist Pflicht. Das wichtigste: nicht verstummen, sich nicht einschüchtern lassen, sich informieren. Lesen können wir alle! Bei Parodontitis, Zysten, etc. muss die Alveole von entzündetem Knochengewebe gesäubert werden. Dann blutet die Alveole ein, es bildet sich ein sogenanntes Blutkoagel. Daraus entsteht neuer stabiler Knochen. Auch krankes Weichteilgewebe (Zahnfleisch) muss entfernt werden. Die Krankheit muss vollständig ausgeheilt sein, bevor überhaupt an Implantation/Neuimplantation gedacht werden kann. Erst danach Knochenaufbau und nach Ausheilung Implantation. Alles andere ist nichts anderes als das Verkaufen von Risiken auf dem Rücken des Patienten. Es ist sein Geld und seine Gesundheit, die den Bach runtergespült werden. Es wird immer so getan als ob der Patient bei Implantatverlust nicht ordentlich Zähne geputzt hat. Dass der Zahnarzt die erforderlichen Maßnahmen nicht oder mangelhaft durchgeführt hat oder zu risikobereit an die Sache rangegangen ist, wird ausgeklammert.
So, nun hoffe ich, dass ich dich ein bisschen aufgebaut habe. Dass dir der finanzielle Verlust schwer zu schaffen macht, habe ich nicht überhört. Wer da Schuld hat oder ob die Zystenbildung am Implantat "schicksalhaft" (Lieblingsbegriff ;-) der Gutachter!) bedingt war, ist wieder eine anderes Kapitel. Wie war denn die Vorgeschichte?