Diskussions-Forum Zahnimplantate und Zahnersatz

Jochbeinimplantate möglich?

Sieglinde Meier
Sieglinde Meier

Hallo,

ich habe im Internet etwas über eine Implantat-Verankerung am Jochbein gefunden, die sich Zygomaticus Fixture nennt. Es soll eine eine Alternative zu Sinuslift aus.

Weiß jemand etwas über die Erfolgsaussichten dieses Systems? Ist das überhaupt sicher oder doch eher experimentell oder gar schon wieder veraltet?
Wie sieht das dann optisch aus, da ist ja ein irrsinnig langer Stift? Geht dieser Stift direkt durch die Oberkiefernhöhle hindurch oder daran vorbei? Was passiert, wenn man das entfernen muss - sind dann mit gröberen Knochenverlusten im Kiefer- und Wangenbereich zu rechnen? Ist es gefährlicher als ein "normales" Schraubenimplantat? Gibt es Spezialisten dafür?

Danke im voraus für Ihre Antworten
Sieglinde Meier



Dr. Andreas Lindemann
Dr. Andreas Lindemann

Sehr geehrte Frau Meier,

in der Tat besteht die Möglichkeit anstelle eines Sinusliftes ein Zygoma-Implantat im Jochbein zu verankern. Dieses sehr lange Implantat verläuft dann durch die Kieferhöhle und tritt in der Mundhöhle im Backenzahnbereich durch das Zahnfleisch durch. Von außen ist nichts zu sehen und auch im Mund sieht es aus wie ein „normales“ Implantat. Da diese spezielle Implantationsform noch verhältnismäßig neu ist, liegen daher weder vergleichbar umfangreichen Erkenntnisse wie bei den herkömmlichen Implantaten noch langfristige Erfolgsstatistiken vor. Eine Langzeitprognose ist folglich derzeit nur eingeschränkt möglich.

Eingesetzt werden die Zygoma-Implantate in den Unikliniken in Göttingen (Prof. Schliephake) und Hannover (hier hat einer meiner Patienten u.a. 2 Zygoma-Implantate bekommen) sowie vermutlich auch in der Uniklinik Erlangen (Prof. Neukam). Dort erhalten Sie auch genauere Informationen zu diesen Implantaten.
Wahrscheinlich gibt es noch andere Kliniken oder kieferchirurgische Praxen, die diese Implantate einsetzten, allerdings kann ich da nicht mehr zu sagen.

Ich hoffe Ihnen zunächst etwas geholfen zu haben und wünsche viel Erfolg für Ihre mögliche Behandlung.

Beste Grüße aus Bremen,

Dr. Andreas Lindemann



sieglinde meier
sieglinde meier

S. g. Herr Dr. Lindemann,

vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort - in der Tat haben Sie mir fast alles mitgeteilt, was ich wissen wollte.

Da ich langfristig denke, wäre es mir nur noch ganz wichtig zu erfahren, wie Sie und Ihre Kollegen hier ein solches Vorgehen persönlich einstufen, dabei interessiert mich insbesondere, wie problematisch eine Entfernung nach einigen Jahren geschätzt wird. Bei Diskimplantaten und Blattlösungen gehen die allermeisten Chirurgen anscheinend von großen Schäden am Knochengerüst aus, wenn eine Entfernung notwendig sein sollte. Wissen Sie, ob dies bei der Jochbein-Konstruktion ähnlich riskant eingstuft wird?

Haben Sie vielen Dank!
Sieglinde Meier



Dr. Dr. B. Zahedi
Mitglied seit 06. 12. 2000
4044 Beiträge

Hallo,
das Zygoma-Implantat wird im Bereich hinteren Wand der Oberkiefernebenhöle bis in den Jochbogen eingesetzt. Diese speziellen Implantate sind deutlich länger als normale Formen.
Bei einer Entfernung ist es natürlich das Warum entscheidend.
Bei einer Lockerung (häufigste Ursache): unproblematisch. Aus anderen Gründen (ohne Lockerung, sehr selten), sehr schwierig und wahrscheinlich mit einem größeren Gewebdefekt verbunden ;-(.
B. Zahedi



sieglinde meier
sieglinde meier

Lieber Herr Doktor,
danke für die Information - dann würde ich wahrscheinlich doch eher den Sinuslift ins Auge fassen. Kann man denn so eine Lockerung nicht künstlich herbeiführen, um ein Implantat gegebnenfalls zu entfernen?
Jedenfalls herzlichen Dank,
Sieglinde Meier



Dr. Dr. B. Zahedi
Mitglied seit 06. 12. 2000
4044 Beiträge

Hallo,
es gibt meines Wissens keinen praktikablen Weg für die künstliche Lockerung eines Implantats. Warum auch? Wir sind ja alle zufrieden, wenn sie fest sind und bleiben ;-))
Gruß
B. Zahedi



sieglinde meier
sieglinde meier

Geehrter Doktor,

Sie hatten geschrieben, dass in sehr seltenen Fällen doch eine Entfernung ohne Lockerung nötig sein könnte, und dies dann schon sehr problematisch wäre.
Dieses Problem hätte mich nicht erschreckt, wenn es quasi als Notausweg die Möglichkeit gegeben hätte, eine künstliche Entzündung und damit Lockerung herbeizuführen, um das Ganze dann doch leichter entfernen zu können. Man kann ja später wieder eine Implantation versuchen. Aber leider scheint das so einfach nicht zu sein.
Für mich ist dieser Punkt recht wichtig, weil ich sonst das ungute Gefühl hätte, mit einer Zeitbombe im Mund zu leben :-( Selbst wenn alles in Ordnung wäre, ginge es mir seelisch nicht sehr gut dabei.
Daher für mich lieber kein Jochbeinimplantat.

Herzlichen Dank jedenfalls
Sieglinde Meier



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