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Antwort auf: Zu früh Pfosten gesetzt

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Zu früh Pfosten gesetzt

Elisa1968
Elisa1968

Vor drei Monaten bekam ich ein Implantat im Frontzahnbereicht. Nun wurde mir der Pfosten gemacht, ziemlich grob reingedreht (gehört vielleicht so?) aber es war zu früh bzw. das Implantat wurde dabei gedreht/bewegt. Wie gehts weiter? Wie wird das im Knochen aussehen? ZA meinte abwarten und nicht belasten.
Danke für Infos



DocWolff
DocWolff

Guten Tag,
3 Monate sind im Allgemeinen eine ausreichend lange Einheilzeit für ein Implantat. Das drehen des Implantats im Knochen zeigt eine nicht ausreichende Osseointergration. Es ist zwar fraglich, ob ein weiteres Abwarten zum Erfolg führen wird, aber es besteht auch kaum ein Risiko, es zu versuchen.
mfg
Wolff



Elisa1968
Mitglied seit 21. 07. 2017
4 Beiträge

In anderen Foren riet man mir sogar den ZA zu klagen...



DocWolff
DocWolff

Eine Klage macht nur dann Sinn, wenn eine fehlerhafte Behandlung nachweisbar ist. Beim Einsetzen eines Pfosten nach 3 Monaten Einheilzeit ist das sicher nicht der Fall. Führende Implantathersteller werben mit 4-6 Wochen.



Elisa1968
Mitglied seit 21. 07. 2017
4 Beiträge

Wenn beim Einsetzen des Implantates vom Zahnarzt schon Zweifel kommen? "Nach der Extraktion bindegewebig verheilt...!" Vielleicht sollte man da dann länger warten. Und warum macht das eine (wahrscheinlich) unerfahrene Gehilfin wenn man beim Doc Termin hat???



Agnes
Mitglied seit 25. 10. 2008
511 Beiträge

@ Elisa,

hat das Mitdrehen des Abutments (Pfosten) geschmerzt? Wenn ja, dann ist der Knochenverbund mit dem Implantat abgerissen. Wenn es nicht geschmerzt hat, bedeutet das, dass nach drei Monaten Einheilungszeit noch gar keine Osseointegration (Verwachsen des Implantats mit dem Knochen) stattgefunden hat. In beiden Fällen bedeutet das nichts Gutes. Deine Sorgen sind berechtigt!

Bei einem Frontzahnimplantat ist der faziale Knochen (der Knochen über dem Implantat) sehr dünn. Hier kann es Probleme geben. Ob abwarten etwas bringt, ist fraglich. Das Risiko, dass im späteren Verlauf auch der zweite Versuch scheitert, ist groß. Sollte er doch gelingen, ist das Risiko des frühen Implantatverlusts damit immer noch nicht gebannt.

Wie groß ist denn der Implantatdurchmesser? Bei einem Frontzahnimplantat soll er nicht größer als 4 mm gewählt werden. Ist er größer, dann leidet die Stabilität aufgrund der zu fragilen Knochenwand. Bei Zweifel kannst du dir deine Patientenakte aushändigen lassen zwecks Überprüfung.

Ich spreche aus Erfahrung: mein Frontzahnimplantat, was sich mitgedreht hat, musste explantiert werden, obwohl es später eingeheilt war. Wobei „eingeheilt“ übertrieben ist – bei der Explantation fehlte der Knochen über dem Implantat. Es konnte wegen Schmerzen nie belastet werden, sprich Abbeißen mit dem Kunstzahn war unmöglich. Das ist das Trügerische: die Schmerzen treten erstmalig mit der Einbringung der Prothetik auf.

Was meinst du mit „unerfahrene Gehilfin“ aus deinem letzten Beitrag? Hat sie das Abutment eingedreht? Deine Angaben sind etwas zu knapp um darauf eingehen zu können.

@ DocWolff
Wer glaubt denn heute noch an Werbeversprechen? Zwischen Werbung und Realität liegen Welten… Versprechen kann man alles - sowohl das gesundheitliche als auch das finanzielle Risiko liegen beim Patienten. Ganz abgesehen von den Schmerzen: die spürt nur einer und das ist ganz gewiss nicht der Implantathersteller noch der Zahnarzt.



Elisa1968
Mitglied seit 21. 07. 2017
4 Beiträge

Ja es tat weh! Diese Dame, k.A. wo der zuständige Arzt war, drehte und werkelte. Wollte sogar eine Lokalanästhesie geben. Anstatt aufzuhören! Denke dass es angewachsen war, der ZA klopfte eine Woche zuvor mit Metall drauf. Hörte sich für ihn gut an. Mir wäre es jetzt wichtig zu wissen was los ist. Bin ich jetzt im Zustand wie vor drei Monaten beim Einsetzen. Oder wächst sowas unter diesen Umständen gar nicht mehr und wäre es besser das Impl. rauszunehmen und bei 0 zu beginnen? Leider findet man dazu im Internet kaum was...



Agnes
Mitglied seit 25. 10. 2008
511 Beiträge

Wenn es geschmerzt hat, ist der Knochenverbund abgerissen. Das bedeutet, dass das Implantat jetzt lose im Knochen steckt und wieder anwachsen muss. Du bist dann tatsächlich jetzt wieder bei 0. Wenn schon vor dem Eindrehen das Implantat von einer Seite nicht mit Knochen bedeckt gewesen ist und nur teilweise mit dem Knochen verwachsen war, wird aber beim nächsten Versuch den Pfosten einzudrehen, der Verbund wieder abreißen.

Wie der Zustand jetzt genau bei dir ist, kann dir keiner ohne Untersuchung sagen. Es sollte auf jeden Fall eine Sondierung durchgeführt werden. Dabei wird der Bereich zwischen Zahnfleisch und Kieferknochen mit einer Metallsonde abgetastet.Eine Röntgenaufnahme sollte auch gemacht werden, allerdings zeigt diese nur die fehlende seitliche Knochenummantelung. Fehlende Knochenanteile vor und hinter dem Implantat können röntgenologisch nicht dargestellt werden. Ein DVT kann mehr Information liefern, aber auch nicht in jedem Fall.

Wenn sich bei diesen Untersuchungen herausstellt, dass das implantat nicht von allen Seiten mit Knochen bedeckt ist, ist abwarten und ausheilen sinnlos. Es ist gut möglich, dass das implantat jetzt ohne großen Aufwand aus dem Knochen herausgehoben werden kann. Wächst es wieder ein, wird die Entfernung bedeutend schwieriger.

Alles Gute!



Elisa1968
Mitglied seit 21. 07. 2017
4 Beiträge

Erstmal danke Agnes. Ich habe noch eine Frage. Du schreibst am Schluss, wenn das Impl. eingewachsen ist wird die Rausnahme schwieriger. Warum sollte man es dann überhaupt rausnehmen müssen? Danke



Agnes
Mitglied seit 25. 10. 2008
511 Beiträge

Das ist genau die Frage, die ich mir früher auch gestellt habe. Hätte sie mir jemand beantwortet, wären mir sechs qualvolle Jahre, mehrere Operationen und einen Haufen Geld erspart geblieben.

Ein Implantat kann in einem schrägen Winkel zum Kieferknochen gesetzt sein. Trotzdem kann es zum Teil einen Verbund mit dem Knochen eingehen. Wenn aber von einer Seite die Knochenummantelung fehlt, dann gibt es keine stabile Verankerung im Knochen. Das gilt vor allem bei Frontzähnen, weil der Kiefer dort sehr schmal ist. Deshalb sollte von allen Seiten GENÜGEND Knochen vorhanden sein, damit die dünne Wand bei Belastung standhält. Beim Abbeißen wird eine hohe Kraft auf das Implantat ausgeübt.

Beispiel für ein Implantat, das von der vestibulären (= Frontseite) Seite nur zu einem Drittel mit Knochen bedeckt ist. Der fehlende Knochen war weder auf Röntgenaufnahmen (Zahnfilm, Panoramaschicht) noch auf DVT zu sehen. Dennoch war das restliche Implantat mit dem Knochen verwachsen.
http://abload.de/image.php?img=fehlpositionierungfroe1o5m.jpg

In der Physik gilt: Kraft mal Kraftarm = Last mal Lastarm. Das ist das sog. "Hebelgesetz". Die Kraft ist umso höher, je länger der Hebelarm (= Lastarm) ist. Das bedeutet, je länger die Krone + unbedeckte Implantatseite, desto höher ist die Kraft, die beim Abbeißen auf das kleine Stück Knochen über dem Implantat ausgeübt wird. Beim Abbeißen entstehen dadurch Risse im Knochen. Das verursacht natürlich Schmerzen.

Gesetzt dem Fall, dass dein Implantat nicht stabil verankert ist (und davon muss beim Mitdrehen des Implantats beim Einschrauben des Abutments nach drei Monaten ausgegangen werden), könnte es später massive Probleme geben. Im Klartext bedeutet das: auch wenn dein Implantat jetzt wieder teilweise einen Verbund mit dem Knochen eingehen würde, du später, wenn die Prothetik drin ist, damit trotzdem nicht abbeißen kannst. Du würdest dir immer wieder selber Schmerzen zufügen. Folge: Belastungsvermeidung. Bei den Ausweichversuchen beißt man sich immer wieder auf Lippe, Wangeninnenseite und Zunge, das Gesicht wird ganz schief, möglicherweise leidet auch das Sprechen darunter.

Deshalb ist es unseriös dem Patienten die Option „Abwarten“ anzubieten, ohne eine eingehende Untersuchung durchzuführen. Es KANN sein, dass die Verknöcherung noch nicht abgeschlossen war. Nur in diesem Fall könnte es noch was werden, aber mit mindestens 6 Monate Wartezeit. Da aber Schmerzen beim Eindrehen entstanden sind, ist die Variante mit der fehlenden Knochenwand viel wahrscheinlicher. Solche Implantate werden in der Fachwelt „Spinner“ genannt (engl. für „Dreher“).

Die funktionelle Beeinträchtigung, verursacht durch fehlenden oder zu dünnen Knochen, kannst du zum ersten Mal beurteilen, wenn die vollständige Prothetik eingebracht ist. Erst wenn die Krone drauf ist und du damit versuchst abzubeißen, wird über den Hebelarm ( = Krone + freiliegender Teil des Implantats) eine Kraft auf das Implantat ( = Lastarm) ausgeübt. Dann muss der Knochen dieser Kraft standhalten, wenn nicht, bricht womöglich einen Teil des Kieferknochens ein. Das tut extrem weh und verursacht ständiges quälendes Pochen und Hämmern im Kiefer.

"Abwarten" bis der knochen wieder mit der Implantatoberfläche verbunden ist, birgt deshalb ein hohes gesundheitliches und finanzielles Risiko, denn wenn die Prothetik fertig ist, verlangt der ZA natürlich Bezahlung. Und der Patient riskiert eine Explantation - unter extrem hohen Risiken.



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