Diskussions-Forum Zahnimplantate und Zahnersatz

Zähne Ursache für chronische Kieferhöhlenentzung??

Julie Hinz
Julie Hinz

Sehr geehrte Damen und Herren,

Wie kann ich feststellen, ob ein (mehrere) Zähne die Ursache für eine einseitige chronische Kieferhöhlenentzündung ist? Könnte eventuell diese neue 3D Röntgentechnik Aufschluß geben, oder gibt es andere Mittel, oder bleibt mir nur der Weg ..Zähne ziehen und sehen was passiert???
Zudem brauchte auf der anderen rechten gesunden Seite 2 Implantate, die Seite ist völlig Reizfrei. Könnte man dort trotzdem Implantate einsetzen? Auf der kranken li Seite trage ich seit 1/2 Jahr ein Provisorium auf den Zähnen des OK
Ich versuche seit 1 1/2 Jahren meine Zahnversorgung zu beenden, aber ohne Erfolg. Seit dieser Zeit leide ich an einseitigen Kiefer-, Kopf- und Augenschmerzen, die kein Arzt einordnen konnte. RÖ, CT, Kernspinnt ergaben kein eindeutiges Ergebnis.... keine Vereiterung, ...also lt. Ärzte, KEINE Kieferhöhlenentzündung, nix Schlimmes! Fantomschmerzen, sowie Stoffwechselerkrankung, allesmögliche wurden mir offenbart. Ein vermeintlicher Polyp führte nach 3 vergeblichen Wurzelspitzenresektionen, am oberen li Eckzahn, zur KieferhöhlenOP und dort stellte sich DOCH eine schwere chronische Kieferhöhlenentzündung heraus mit Befall der Siebbeinzellen. Die kranken Schleimhäute wurden entfernt und ein Fenster zur Belüftung geschaffen. Nach mehrtägiger Besserungsphase habe ich nun das Gefühl, die Nase zieht sich schon wieder zu, obwohl kein Sekret, KEINE Allergie, bin ansonsten kerngesund, keine Medikamente. Ich weiß nichtmehr wie ich weiter vorgehen soll. Da mir die Zähne zur Zeit ansonsten keine Probleme bereiten (bis auf leichten Druck im Kiefer beim Kauen), kann ich mich nicht entschließen sie ziehen zu lassen, zumal die Zahnärzte mir davon abgeraten haben.

Ich weiß nicht mehr weiter und mit den Nerven bin ich bald am Ende.

M.f.G. J.Hinz



Dr. Dr. Osswald
Dr. Dr. Osswald

Ich fürchte leider, Frau Hinz, dass ein solches Internet-Forum mit der Stellungsnahme zu einem derart komplexen Krankheitsgeschehen eindeutig überfordert ist.

Grundsätzlich ist es so, dass viele Kieferhöhlenentzündungen von vereiterten Zähnen des Oberkiefes ausgehen (wir hatten dieses Thema ja gerade), jedoch keinesfalls alle, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit jedoch sicher nicht von "vitalen", d.h. auf Kältereiz eindeutig positiv, aber nicht hypersensibel reagierenden Zähnen.

In diesem Zusammenhang fällt mir auf, dass Sie von 3 erfolglosen Wurzelspitzenresektionen an Ihrem linken Eckzahn berichten, in deren Folge es zur Kieferhöhlen-OP mit der bekannten Diagnose und Therapie kam. Drei erfolglose gleiche Eingriffe an einem Zahn ist eine ganze Menge, so dass sich die Frage stellt, ob der Befund, der zu diesen Eingriffen geführt hat, überhaupt noch unter Erhalt des Zahnes auszuheilen ist.

Alle diese Fragen können aber nur mit den Zahnärzten und Ärzten geklärt werden, die Gegelegenheit haben, Sie auch gründlich zu untersuchen.

Wie Sie schreiben, sind Sie ja im Moment weitgehend beschwerdefrei. Wegen des "Druckes im Kiefer beim Kauen" wäre eventuell die Überprüfung der Höhe (Korrekte Okklusion) des Provisoriums auf der linken Seite hilfreich. Durch eine Entzündung der Kieferhöhle kommt es nicht selten vor, dass die Zähne dieser Seite aufgrund des Entzündungsdruckes leicht aus dem Zahnfach gedrückt werden, so dass die Zähne dieser Seite sich leicht verlängern. Dies kann dazu führen, dass die ganze betroffenen Seite ein wenig zu hoch ist, was solche Beschwerden beim Kauen vielleicht erklären könnte.

Sicher ist es kein eigentliches Problem, auf der rechten, reizlosen Seite Implantate zu setzten, aber in meinen Augen würde es mehr Sinn machen, wenn Sie zunächst einmal Ihre Pobleme auf der anderen Seite grundsätzlich lösen.

Gute Besserung und Grüße

Osswald

Sicher ist es kein eigentliches Problem, auf der rechten, reizlosen Seite Implantate zu setzten, aber in meinen Augen würde es mehr Sinn machen, wenn Sie zunächst einmal Ihre Pobleme auf der anderen Seite grundsätzlich lösen.



Julie Hinz
Julie Hinz

Hallo und vielen Dank für Ihre Antwort,

Sicherlich kann mein Problem hier nicht lösen und ich will nur noch einen letzten Beitrag schreiben. Vielleicht könnten Sie mir noch sagen, ob die 3D Röntgentechnik in meinem Falle Aufschluß bringen könnte und ob es auch NICHT vereiterte, aber entzündete Zanhwurzeln gibt??
Mich macht es stutzig, daß alles immer an einer Vereiterung festgemacht wird.

Ich versuche ja seit 1 1/2 Jahren mein Problem auf der linken problematichen Seite zu lösen, nur die Aussagen der Ärzte sind so unterschiedlich und widersprüchlich, daß ich nicht weiterkomme. Ich hatte NIE Vereiterungen, nicht in der Kieferhöhle und nicht an den Zähnen und trotzem ist bei der OP eine schwere chronische Kieferhöhlenentzündung festgestellt worden. Auch da haben sich die Ärzte im Vorfeld geirrt, sie hatten dies vorher verneint.
Was die WR´s angeht sind diese aufgrund meiner Beschwerden und nicht aufgrund eindeutige RÖ-Befunde gemacht worden. 1.WR - angeblich Entzündungsherd gefunden, 2.WR - nix gefunden, 3.WR - angeblich ENtzündungsherd gefunden????????? Also wenn die Ärzte sich hier nicht einig sind, wie soll ich als Laie das verstehen und Entscheidungen fällen????
Das Problem liegt warscheinlich darin, daß die meisten Ärzte sich spezialisieren und außerhalb ihres Spezialgebiets keine Zeit mehr haben für übergreifende Beschwerden, (Sie schreiben ja selbst "ein so komplexes Krankheitsbild" ) so wird man immer hin und her geschoben und soweit ich weiß, bin ich nicht die Einzigste mit diesen Problemen.

M.f.G. J Hinz



Dr. Dr. Osswald
Dr. Dr. Osswald

Mehr als die Kieferhöhle zu eröffnen, sie bei dieser Gelegenheit zu inspizieren und das entzündliche Gewebe zu entfernen, Frau Hinze, wie das ja offensichtlich bei Ihnen geschehen ist, kann man in meinen Augen nicht machen. Ich wüßte nicht, welche neuen Erkenntnisse man durch zusätzliche spezielle Röntgentechniken gewinnen könnte.

Das mit den "vereiterten Zähnen" ist ein Ausdruck, der verwendet wird, um Laien das komplexe Geschehen mit einfachen Worten verständlich zu machen. "Der Zahn sitzt auf Eiter", ist ein Ausdruck, der gerade von Laien gerne verwendet wird. Es muss sich dabei nicht unbedingt um "eine Menge dicken, fließenden Eiters" handeln. Es genügt vielmehr, dass ein Zahn aufgrund einer Entzündung abgestorben ist, sein Inhalt stinkend zerfällt und es in der Folge zu einer entzündlichen Beteiligung des Knochens an der Wurzelspitze kommt. Da diese Wurzelspitzen im seitlichen Oberkiefer in unmittelbarer Nähe der Kieferhöhle und häufig sogar in derselben liegen, ist es nicht verwunderlich, dass es gar nicht so selten zu einer Ausbreitung in die Kieferhöhle kommt.

Aber auch dort muss dann nicht richtiger Eiter vorhanden sein. Meist handelt es sich um reaktive entzündliche Wucherungen der Kieferhöhlen-Schleimhaut. Die Schmerzen an den anderen Zähnen kommen dadurch zustande, dass die versorgenden Nerven derselben am Boden der Kieferhöhle verlaufen, also auch von der Entzündung betroffen sind. Durch diese entzündliche Reaktion werden dann diese Zähne leicht aus ihrem Knochenfach gehoben, weshalb sie dann zu hoch sind, in der Folge überlastet werden und beim Aufbiss schmerzen und möglicherweise übersensibel auf Temperaturreize reagieren. Daher mein Rat, einmal die Okklusion zu überprüfen oder es mit einer Aufnissschien zu versuchen.

Entscheidend ist, ob die Zähne vital sind oder nicht.

Dass Sie in Ihrer Situation mit unterschiedlichen Einschätzungen der verschiedenen behandelnden Ärzte und Zahnärzte konfrontiert werden, kann man natürlich dahingehend interpretieren, dass diese alle keine Ahnung von dem haben, was sie da eigentlich tuen. Eine solche Erklärung liegt für den Laien leider am nächsten.

Für mich als Fachmann und Kollegen liegt jedoch eine Erklärung näher, dass es in Ihrem Falle offensichtlich nicht gerade einfach zu sein scheint, die Ursache für Ihre Beschwerden herauszufinden und zu objektivieren, um sie dann einer zielgerechten, ursächlichen Therapie zuführen zu können. Man kann ja nicht gerade sagen, dass wenig unternommen wurde, um Sie beschwerdefrei zu machen.

Da Sie ja nach eigenen Angaben momentan weitgehend beschwerdefrei sind und in diesem Sinne ja eine sehr deutliche Besserung eingetreten ist, würde ich Ihnen raten, vielleicht mal eine Weile nichts zu unternehmen, die Ihnen möglicherweise verordneten Medikamente regelmäßig einzunehmen und den weiteren Verlauf abzuwarten.

Darüber hinaus gibt ja auch zahlreiche Krankheitsbilder, die sich mit Schmerzen im Kiefer-Gesichtsbereich manifestieren, für die primär die Zähne aber gar nicht verantwortlich sind. In diesem Sinne würde es vielleicht auch Sinn machen, einmal die Meinung eines Neurologen einzuholen.

Viele Grüße

Osswald



Dr. Dr. B. Zahedi
Mitglied seit 06. 12. 2000
4044 Beiträge

Hallo,
den Ausführungen von Dr. Osswald kann man sich nur anschließen. Vielleicht würde ich sogar etwas weitergehen: tote Zähne, die bereits eine Kieferhöhlenentzündung verursacht haben und nach Therapie (Wurzelspitzenresektion) immer noch Beschwerden verursachen, halte ich für nicht erhaltungswürdig -auch wenn bildgebende Verfahren keinen wesentlichen Befund ergeben. Hier sind immunologische Vorgänge nicht auszuschließen, die nie zur Ruhe kommen werden und den ganzen Körper belasten. Eine Implantattherapie ist nach Ausheilung sicher zu diskutieren, aber wichtiger ist es, ersteinmal Ihre Gesundheit wiederherzustellen.
Gruß
B. Zahedi



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