Diskussions-Forum Zahnimplantate und Zahnersatz

Verändertes Empfinden

Michaela
Michaela

Anfang August 2001 hatte ich eine Wurzelbehandlung, dann wurde der Zahn gerissen, dann wurde der Unterkiefer angefrässt und zum Schluß wurde der ganze Kiefer an der Stelle des gerissenen Zahnes entfernt und der Nerv freigelegt. Seitdem habe ich ein zuerst taubes Gefühl am Kinn und der halben Unterlippe. Mein Zahnarzt hat gesagt, dass könne schon 3-4 Monate dauern bis ich wieder normal empfinde. Jetzt sind es über 5 Monate und die Hälfte meiner Unterlippe und das halbe Kinn sind total überempfindlich. Auch die Zähne um die betroffene Stelle sind überempfindlich. Ich kann nicht mal mehr richtig zubeissen. Außerdem merke ich nicht, wenn ich etwas an der Lippe unten links habe. Ich war jetzt bei einem anderen Arzt. Dieser Arzt hat dann meinen gesamten Kiefer geröngt. Die Feststellung daraufhin war, dass mein Nervenkanal an der Stelle, wo der Nerv von meinem Zahnarzt freigelegt wurde auf dem Röntgenbild nicht mehr zu sehen ist. Der 2te Arzt meint jetzt, dass ich operiert werden müsste (mit Vollnarkose) um genau festzustellen, was an der Stelle eigentlich mit dem Nerv los ist und diesen Schaden zu beheben. Ich habe wahnsinnige Angst vor dieser Narkose und wüßte gerne. ob dieser Eingriff nicht auch ambulant zu machen wäre. Außerdem hat mir der 2te Arzt noch gesagt, dass dieser Eingriff dann auch nicht unbedingt einen Erfolg haben wird. Kann es sein, dass der Nerv auch von alleine wieder in Ordnung kommt?



Michaela
Michaela

Nach diesem Eingriff soll ich an die Stelle des alten Zahnes ein Implantat bekommen. Kann dabei nicht wieder der Nerv gereizt werden? Soll ich bei der Vorgeschichte überhaupt ein Implantat machen lassen?



Dr.Gunter Scholles
Dr.Gunter Scholles

Hallo Michaela,

bei der geschilderten Situation sollte zunächt eine fachärztliche Abklärung erfolgen, ob möglicherweise eine Nervenverletzung vorliegt, oder ob diese Symptomatik durch eine nach der Operation erfolgte Blutung in den Nervenkanal eingetreten ist. Beide Varianten sind denkbar, auch eine Beteiligung des Zungennerven ist nicht auszuschliessen, entweder irritiert bei der Betäubung (Anästhesie) oder während der Operation. Lassen Sie ein Computertomogram (CT) anfertigen, um die betreffenden Strukturen besser beurteilen zu können. Eine spätere Implantation in diesem Gebiet vorzunehmen ist aufgrung Ihres Vortrages derzeit sicher nicht ratsam. Wenn nach jetzt fünf Monaten keine Besserung der Nervenregeneration erfolgte, ist die Prognose für eine völlige Wiederherstellung auch nach einer neurochirurgischen Operation als nicht günstig zu bewerten. Haben Sie eine medikamentöse Begleittherapie erfahren ?
Herzliche Grüsse Dr.Gunter Scholles



Michaela
Michaela

Ich habe Amoxicilin 1000 für 5 Tage (10 Stück) von meinem 1. Zahnarzt erhalten, nachdem er mir den Kiefer das erste Mal teilweise abgetragen hatte. Bewirkt hat meiner Meinung nach dieses Medikament nichts, außer dass ich einen allergischen Ausschlag im Gesicht hatte und mittlerweile eine Unverträglichkeit gegen Amoxicilin festgestellt wurde. An welche Art medikamentöse Begleittherapie haben Sie gedacht?

Mittlerweile denke ich, habe ich auch den tatsächlichen Auslöser für diese ganze Geschichte gefunden. Ich vermute, dass ich den "Atypischen Gesichtsschmerz" habe. Eine Trigeminusneuralgie kann ich eigentlich ausschließen, da mein sehr starker Schmerz durchgehend bis zur sog. Freilegung des betroffenen Nervs angedauert hat.
Nachdem ich in den letzten Tagen auch schon wieder ein leichtes ziehen in dem selben Bereich bemerkt habe, werde ich einen Arzt für Nervenheilkunde konsultieren. Die Operation des Nervenkanals werde ich auf jeden Fall zumindest zurückstellen.



Dr. Heiko Jakob
Dr. Heiko Jakob

Liebe Michaela, ich kann mich der Empfehlung des Kollegen Scholles nur anschließen. Die Frage nach dem Medikament zielte mehr in Richtung Vitaminpräparate zur Nervregeneration.
Ich würde in jedem Fall die empfohlene Therapie durchführen, da die Ursache der Schmerzproblematik ja nun die Behandlung/Entfernung des Zahnes war.
Ein "Nervenarzt" verschreibt ihnen mit goßer Wahrscheinlichkeit erst einmal ein Ruhigstellungsmittel.
Zudem heisst eine ordentliche Diagnostik nicht gleich Vollnarkose.
Dr. H. Jakob



michaela
michaela

Erst einmal vielen Dank für Ihre Antworten.
Wenn ich jetzt richtig verstanden habe, sollte ich
eine Vitamintherapie zur Nervenregeneration
machen. Macht dies dann mein Zahnarzt oder
ein anderer Arzt?
Ist hier überhaupt noch ein Erfolg zu erwarten,
nachdem jetzt über 5 Monate keine Behandlung
stattgefunden hat?



Dr. Dr. B. Zahedi
Mitglied seit 06. 12. 2000
4044 Beiträge

Hallo Michaela,
erstmal finde ich es vernünftig, einen Neurologen aufzusuchen. Der kann mit verschiedenen Methoden (z.B. Nervenleitgeschwindigkeit) messen, ob der Nerv grundsätzlich intakt ist und ob eine Regeneration zu erwarten ist. Besprechen Sie auch mit ihm, ob eine Operation sinnvoll ist. Wenn auf den Nerv durch Narbengewebe/Knochenneubildung Druck ausgeübt wird, ist eine operative Entlastung meines Erachtens durchaus sinnvoll.
B. Zahedi



Dr.Gunter Scholles
Dr.Gunter Scholles

Hallo Michaela,

nun haben Sie ja eine Reihe von sehr vernünftigen Ratschlägen erhalten. Neurologische Krankheitsbilder sind äußerst schwierig zu behandeln, gleichgültig durch was sie ausgelöst wurden. Sinnvoll erscheint mir eine Klärung ob es sich um neuralgieforme Irritationen handelt, oder ob eine Entzündung im Sinne einer Neuritis vorliegt. Auch die Möglichkeit die der Kollege Zahedi beschreibt ist durchaus unter den entsprechenden Voraussetzungen denkbar. Unterstützende hochdosierte Vitamin B-Komplex Präparate sind möglich, jedoch eine Wirkung ist derzeit nicht nachgewiesen. Bei besonders hartnäckigen Beschwerden kann über den Einsatz von antiepileptischen Medikamenten, sowie auch Carbamazepine (Tegretal) nachgedacht werden. Unbedingt zu berücksichtigen sind hierbei das AUFTRETEN VON STARKEN NEBENWIRKUNGEN ! !
Gute Besserung und viel Erfolg Dr.G.Scholles



Armin
Armin

[quote="Dr. Dr. B. Zahedi"]
Hallo Michaela,
erstmal finde ich es vernünftig, einen Neurologen aufzusuchen. Der kann mit verschiedenen Methoden (z.B. Nervenleitgeschwindigkeit) messen, ob der Nerv grundsätzlich intakt ist und ob eine Regeneration zu erwarten ist. Besprechen Sie auch mit ihm, ob eine Operation sinnvoll ist. Wenn auf den Nerv durch Narbengewebe/Knochenneubildung Druck ausgeübt wird, ist eine operative Entlastung meines Erachtens durchaus sinnvoll.
B. Zahedi
[/quote]



  • 1