Diskussions-Forum Zahnimplantate und Zahnersatz

Entscheidungshilfe Implantat oder Brücke

Claudia Müller
Claudia Müller

Ich habe hier einige sehr informative Beiträge gelesen und möchte nun auch eine Frage stellen.
Ich habe seit ca. 15 Jahren im OK eine festsitzende Brücke über die vorderen 6 Zähne (die beiden Eckzähne dienen als Brückpfeiler und sind überkront). Im Prinzip habe ich auch keine Schwierigkeiten damit, außer daß sie sich vor ein paar Jahre gelockert hat und wieder neu einzementiert wurde. Mein jetziger Zahnart möchte mir nun eine neue Brücke machen, da er der Meinung ist, daß man dies heute ästhetischer gestalten könnte und die alte nicht mehr ewig hält. Beim damaligen Heruntermachen wurde sie leicht beschädigt (Risse und ein abgebrochenes Stück an dem überkronten Eckzahn, das aber durch eine Füllung wieder repariert wurde).
Ich erwäge allerdings auch die Möglichkeit mir Implantate setzen zu lassen und habe mich auch bereits in einer Zahnklinik darüber erkundigt. Es würde bei mir kein Problem sein, Implantate zu setzen. Es ist genügend Knochenmasse vorhanden und schaut ansonsten auch sehr gut aus. Ich sebst bin 40, Nichtraucher und bei guter Gesundheit.
Man hat hier so viel über Komplikationen bei Impl. gelesen (abgesehen von den nicht unerheblichen Kosten von ca. 11000 Euro in meinem Fall), daß ich nun ziemlich ratlos bin.
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen.
Viele Grüsse
Claudia Müller



Frank
Frank

Hallo Claudia

Natürlich ist es möglich, dort Implantate zu setzen, fragt sich nur, ob es sinnvoll ist. Ich weiss ja nicht, wie du damals zu der Brücke kamst, ich tippe jetzt mal auf Unfall. Ist es möglich, dass damals 2 intakte Eckzähne beschliffen wurden, um die Brücke zu fixieren?
So oder so sind diese Eckzähne nun hinüber und werden immer Kronen brauchen. Daran werden auch Implantate nichts mehr ändern... Da fragt man sich wirklich, ob sich Implantate jetzt noch lohnen, eigentlich hätte man sie ja damals machen müssen! Nun hattest Du schon 15 Jahre eine Brücke, mit der Du anscheinen ganz zufrieden warst.
Die Problematik ist hier wohl am ehesten die Ästhetik. Und gerade deshalb würde ich Dir von Implantaten abraten. Besser wäre, wenn Du Dir eine Vollkeramikbrücke machen lassen würdest, deren Ästhetik ist nicht zu überbieten, da sie metallfrei ist, was bei Implantaten natürlch nicht der Fall ist! Gerade im Vorderzahnbereich müssen bei Implantaten oftmals ästhetische Kompromisse eingegangen werden, und man sieht oftmals das Titan am Zahnfleischrand dunkel durchschimmern, was sofort "Falscher Zahn" für jedermann im Umkreis von mehreren Metern signalisiert! Mit einer Vollkeramikbrücke hast du kein Metall, das durchschimmern könnte, die Ästhetik ist also echter als echt, und das Ganze ist eh noch viel billiger als Implantate. Und festsitzen tut sie ja auch, also ist hier kein grosser Unterschied mehr erkennbar.
Natürlich wird jetzt der eine oder andere Zahnarzt kommen und versuchen, Dich vom Gegenteil zu überzeugen, klar, denn hier leben sie von Implantaten. Bei Dir würde das meiner Ansicht nach aber nicht mehr viel bringen, und Implantate halten auch nicht ewig...

Gruss

Frank



Dr. Dr. Ruediger Osswald
Dr. Dr. Ruediger Osswald

Schönes Statment, Frank, hätte ich auch nicht anders geschrieben, bis vielleicht auf die Kleinikkeit, dass eine metallfreie Keramikbrücke

1) über diese große Spanne ein nicht zu unterschätzendes Frakturrisiko in sich birgt

2) sie -um dieses Risiko zu verringern- ewenig grazil gestaltet werden muss, insbesondere an den Verbindungsstellen zwischen den einzelnen Zähnen, was in der Regel dazu führt, dass die Front dann ausschaut wie eine Kühlschrankausstellung in einem Kaufhaus,

3) und dass ein sehr guter Techniker durchaus in der Lage ist, eine stabile Metallkeramikbrücke mit Keramiksschulter an den Eckzähnen herzustellen, die der Laie nicht von einer exzellenten, dünnen und damit frakturgefährdeten Vollkeramikbrücke unterscheiden kann.

Gute Metallkeramik, da weiß man was man hat......smile....

Grüße

Osswald



Frank
Frank

Sehr geehrter Herr Dr. Osswald

Ich weiss ja nicht, auf welchem Stand Sie sind, aber ich kann ihnen versichern dass Vollkeramikbrücken über die 6 Frontzähne in den USA inzwischen völlig normal sind. Die neusten Versionen von Zirkoniumoxyd-Vollkeramik ist praktisch genauso solide wie Metallkeramik, deshalb wird sie jetzt auch bei Backenzähnen eingesetzt.
Natürlich besteht ein Bruchrisiko (das existiert auch bei Metallkeramik, ganz nebenbei!), aber es ist gering. Zumal es sich hier ja um Schneidezähne handelt, wo sowieso kaum Kaudruck existiert (und bei den heutigen Essgewohnheiten werden sie ja kaum noch belastet...)
Auch eine schulterlose Metallkeramikbrücke ist kein ästhetisch zufriedenstellende Lösung, jedenfalls nicht, wenn man hohe Ansprüche hat. Metallkeramik ist für ein geschultes Auge (wie meines) immer auf den ersten Blick zu erkennen, wegen der unnatürlichen Lichtundurchlässigkeit die durch das Metall verursacht wird. Und unter gewissen Lichtbedingungen (z. B. Kerzenlicht) schimmert manchmal das Dunkle Metall durch den weissen Zahn durch (sieht dann besonders witzig aus, ist der romantischen Atmosphäre beim Kerzenlicht-Dinner aber nicht unbedingt fördernd...)
Bei Implantaten ist es übrigens noch schlimmer, dann schimmert auch noch das Metall durch das Zahnfleisch...

Was Frontzähne anbetrifft, bin ich der Meinung, dass nur Vollkeramik eine befriedigende Lösung bringt. Hier sollten die Zahnärzte ihre Prioritäten umkehren: Ästhetik ist wichtiger als Funktion. Denn Fakt ist: Bei der heutigen Ernährung werden Schneidezähne kaum noch beansprucht, ihre einzige heutige Funktion ist als Schönheitsideal. Und schon mancher hat den Job verloren, weil er hässlichen oder unnatürlichen Zahnersatz trug...



Dr. Dr. Ruediger Osswald
Dr. Dr. Ruediger Osswald

Sie beschreiben schlechteste Zahntechnik, Frank, wenn Sie aussagen, dass man "bei Kerzenlicht das Metall durchschimmern sieht" (wenn man den Opaker vergessen hat....smile...) und euphorisch über Zirkoniumoxyd-Keramik berichten (genau so opak wie Metall mit Opaker), von der ich sehr wohl die Anforderung an die minimale Stärke der interdentalen Verbindungen kenne.

Was nützt die Transparenz vollkeramischer Restaurationen, wenn Sie dann aussahen wie Kühlschranktüren? Da man hier jedoch keine Bilder einstellen kann, lasse ich Ihnen jedoch gerne Ihre Überzeugung und schließe das Thema für mich ab.

Herzliche Grüße

Osswald



Implanadent
Implanadent

Hallo Claudia Müller,

so lange, wie die vorhandene Bruecke fest sitzt und Sie nicht aus aesthetischen Gruenden stoert, sind Sie doch gut versorgt.

Wenn die Bruecke aber wirklich so "ramponiert" und "misshandelt" wurde, und Sie dies stoert, koennen Sie sich eine neue Bruecke in konventioneller Baurt (metallkeramisch verblendet auf 2 Pfeiler)anfertigen lassen, oder dem heutigen Trend folgen, die "neue Bruecke" auf Implantate zu stuetzen.
Eine 6-gliedrige Bruecke auf 4 Implantate liegt bei ca. 1800 Euro, ohne Zahnarzthonorar! Fragen Sie nach kostenguenstigen Systemen und Versorgungsmoeglichkeiten. Es lohnt sich bestimmt!

Mit freundlichen Gruessen aus Edertal

Ihr Team von Implanadent



Dr. Dr. B. Zahedi
Mitglied seit 06. 12. 2000
4044 Beiträge

Hallo,
sicherlich sind Implantate die optimale Versorgung was die Wiederherstellung der verlorengegangenen Stützpfeiler angeht. Im Frontzahnbereich ist aber häufig Knochen (und damit Zahnfleisch) verlorengegangen, was die ästhetische Versorgung mit Implantaten erschwert. Hier müssen dann absolute Spezialisten ran, die in der Lage sind, Knochen- und Zahnfleischsituation zu rekonstruieren. Aber das läßt sich aus der Ferne nicht beurteilen. Bei der Möglichkeit einfach eine Brücke einzusetzen ist immer die Frage, ob Aufwand (und Kosten) und Ergebnis in einer vernünftigen Relation stehen.
Viel Erfolg
B. Zahedi



Claudia
Claudia

Hallo,
ich muß hier jetzt nochmal nachfragen, da ich in der Zwischenzeit bei einem 2. Zahnarzt war, der im Gegensatz zum 1. der Meinung war, man müßte Knochen aufbauen, um ein besseres Ergebnis zu erzielen. Allerdings hat dieser 2. Zahnartz dies ohne Röntgenbild festgestellt, während der 1. ein OPG machte. Ich werde im Januar noch zu einem 3. Implant. gehen. Mal hören was dieser dazu sagt. Ist es denn generell möglich auch ohne Knochenaufbau im oberen Frontzahnbereich ein genauso gutes Ergebnis zu erzielen wie mit Knochenaufbau. Wie sind da die Erfahrungen aus der Praxis ? Dr. Dr. Osswald und Frank haben ja eindeutig für die Brücke gestimmt. Ist es ferner möglich, mit einer Brücke ein genauso ästhetisches u. haltbares Ergebnis zu erzielen, wie mit Implantaten ? Ich will mich ja nicht für eine neue Brücke entscheiden, die dann (wie vor ein paar Jahren bereits passiert) aus irgendwelchen Gründen locker wird und mir mein Zahnarzt mitteilt, daß man die beiden 14er für einen besseren Halt auch noch mit überkronen müßte, falls sie wieder locker wird. Ich wäre dankbar, wenn ich noch ein paar Infos dazu bekommen könnte.
Viele Grüsse
Claudia



  • 1