Fast immer Aufbau des Knochenlagers notwendig
Implantologie-Fortbildung des BBI mit
Eigentlich lautete das Thema des Abends „Implantologie ist Prophylaxe
und Prothetik“ – den rund 230 Teilnehmern der Fortbildungsveranstaltung
des BBI (DGI Landesverband Berlin-Brandenburg) machte Referent Dr.
Karl-Ludwig Ackermann (Filderstadt) aber bewusst, dass sowohl
Prophylaxe als auch Prothetik nicht zuletzt ein Augmentationsthema ist.
„Fast immer ist ein Aufbau des Knochenlagers notwendig, wenn man
wirklich überzeugende Ergebnisse bekommen will“, meinte er gleich zu
Beginn. Es war offenkundig, dass Augmentation noch immer ein Thema ist,
an dem sich viele Fragen der Praktiker entzünden: Bereits während des
Vortrages, aber auch im Nachklang ging Veranstalter und
BBI-Vorsitzender Prof. Dr. Dr. Volker Strunz daher auf den Bedarf der
Fortbildungsteilnehmer ein, bei bestimmten Aspekten vertiefend
nachzufragen. Eine Rolle spielte dabei die Wahl des Materials: Welches
ist derzeit dasjenige mit dem größten Nutzen und den geringsten
Problemen? Auch Dr. Ackermann war da ganz klar positioniert: Autologes
Material sei nicht zu überbieten, es liefere eine mit dem
Implantatlager vergleichbare biologische und biomechanische, also
ortstypische Knochenstruktur, erhalte vitale Zellen und ermögliche eine
sichere Befestigung. Die Entnahme von autologem Knochen sei für die
Patienten aber meist mit sensorischen Problemen verbunden, bei Bedarf
größerer Mengen daher eine Kombination mit xenogenem Material sinnvoll.
Ohnehin spreche alles für die Kombination: Autologes Material
resorbiere stark und schnell, xenogenes eher langsam, so bleibe ein
günstigeres Zeitfenster für die Implantation. Zu seiner Haltung bei
Knochenersatzmaterial befragt, meinte Dr. Ackermann, xenogene Produkte
seien heute sehr gut, er halte viel von Produkten wie BioOss, die öfter
angeführte Infektionsproblematik bei bovinem Material sei eine bisher
nur in der Theorie geführte Diskussion, wer augmentiere und neuere
Produkte einsetzen wolle, solle sich vorher gut informieren und
wissenschaftliche Studien einfordern.
„Das prothetische Ergebnis wird auf dem Knochen entschieden!“
Das Fortschreiten der Erkenntnisse habe die Implantologie auf neue Wege
gebracht und frühere Positionen korrigiert: „Wir haben heute gelernt,
auf Knochenniveau zu denken“, sagte Dr. Ackermann, und genau dieses
müsse man auch tun, um ein gutes Ergebnis zu erhalten. Das Wissen um
die Situation im Knochen habe nicht nur der Sofortimplantation eine
größere Verbreitung ermöglicht, sondern fordere auch neues Denken in
der Prothetik-Planung. Nicht nur, aber besonders bei hoher Lachlinie
seien ästhetisch zufrieden stellende Ergebnisse nicht ohne
parodontologische und augmentative Therapie, oft auch ohne gesteuerte
Knochenregeneration unter resorbierbarer Kollagenmembran nicht machbar.
Nur so werde eine dauerhafte Hartgewebsplastik geschaffen, die ein
überzeugendes Implantatlager und damit eine Grundvoraussetzung für eine
gute Prothetik biete. Mit moderner Diagnoseplanung sei es möglich,
„ohne Blutvergiessen zu implantieren“: Im Vorfeld könne man bereits
erkennen, wo und wieviel augmentiert werden müsse, um das Implantat für
die gewünschte Prothetik zu positionieren.
Prophylaxe: Öfter früher eingreifen
Wenn ein Patient bestmöglich versorgt werden wolle, dürfe man nicht
kleindimensionierte Therapiekonzepte planen, sondern müsse mit
Weitsicht – auch auf die Entwicklung des Knochens – denken und planen.
Mit rechtzeitiger Implantation liesse sich manche Frühatrophie und mit
Augmentation manches Parodontalproblem verhindern. Hier sei allerdings
noch ein großes Aufklärungsfeld für die Kollegenschaft. Mit spürbarer
Verzweiflung zitierte Dr. Ackermann eine kürzlich in den Medien
gefundene Aussage eines Zahnärztekammer-Repräsentanten mit den Worten
‚Der schlechteste eigene Zahn ist besser als ein Implantat.’ Man sehe,
so Dr. Ackermann, „dass mancher Kollege von der Halbwertzeit des
Wissens nicht berührt wird.“ Der Dank galt daher auch Prof. Strunz, der
über den BBI zusammen mit den Zahnärztekammern Berlin und Brandenburg
regionale und hochwertige, zudem kostengünstige Fortbildung ermögliche
und so zu einer Professionalisierung des Berufsstandes beitrage. Die
nächste BBI-Veranstaltung dieser Art am 16. November 2005, kündigte
Prof. Strunz an, verspreche ein weiteres Fortbildungs-Highlight zu
werden – da werde DGI-Präsident Prof. Dr. Dr. Schliephake unter dem
Thema „Muss es immer Kaviar sein?“ das Fachgebiet, wie bei
BBI-Veranstaltungen üblich, nicht nur aktuell, sondern auch
selbstkritisch beleuchten.
Für Rückfragen:
Prof. Dr. Dr. Volker Strunz, Vorsitzender des BBI / DGI-Landesverbandes Berlin-Brandenburg, Telefon: 030/862077-18

