Zahnmedizin schon vor 14.000 Jahren

In Riparo Villabruna, Norditalien, wurde in einer Felshöhle ein Weisheitszahn eines 14.000 Jahre alten Menschen aus dem Jungpaläolithikum gefunden. Spuren auf der Oberfläche des Zahnes deuten daraufhin, dass das dort vorhandene Loch mit den damaligen Methoden auch schon in der Jungaltsteinzeit zahnmedizinisch behandelt wurde.

Vor ca. 40.000 Jahren begann mit dem Ankunft des anatomisch modernen Menschen (homo sapiens sapiens) in Europa das Jungpaläolithikum, der jüngere Abschnitt der Altsteinzeit. Neben für die Zeit typischen Funden von Musikinstrumenten, vergleichsweise hoch entwickelter Kunst beispielsweise in Form von Schmuck und Höhlenmahlereien hatte der homo sapiens sapiens offenbar auch Fertigkeiten im Bereich der zahnmedizinischen Behandlung entwickelt.
Bisher ging man davon aus, dass die ersten vorzeitlichen zahnmedizinischen Eingriffe zur Behandlung von kariöser Zahnhartsubstanz von Menschen in der Jungsteinzeit stattgefunden haben. Mit dem aktuellen Fund des Backenzahns aus Villabruna sind sich die deutsch-italienischen Wissenschaftler rund um Privat-Dozent Dr. Ottmar Kullmer, Experte für Evolution und Funktionsmorphologie von Urmenschen-Zähnen im Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt am Main, sicher, dass der moderne Mensch aus der Jungaltsteinzeit sich auch bereits schon mit der Diagnose und der Behandlung von Karies beschäftigte. Dr. Marco Peresani von der Universität Ferrara vermutet sogar, dass aus dem Entfernen von Essen mit zahnstocherartigen Werkzeugen nach den Mahlzeiten sich mit den Jahren die abschabende Bewegung zur Entfernung von kariösem Gewebe entwickelt hat. Dazu benutzten die Jungaltsteinzeitmenschen laut den experimentellen Analysen der Frankfurter Forscher kleine bis zu drei Zentimeter lange Rillen von steinzeitlichen Spitzen oder Klingen, sogenannte Mikrolithen. Anhand dieser Forschungsergebnisse wird klar, dass Karies, üblicherweise als häufigste Erkrankung der Industriestaaten bezeichnet, offenbar schon mindestens vor 14.000 Jahren in der Jungaltsteinzeit vorkam. Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen konnte diese bisher trotz Entwicklungen der Prophylaxe, Präventionsprojekten und ausgefeilten Restaurationsmethoden bis in die heutige Zeit zwar erfolgreich eingedämmt aber nicht vollständig beseitigt werden.

Quelle:
Gregorio Oxilia, Marco Peresani, Matteo Romandini, Chiara Matteucci, Cynthianne Debono Spiteri, Amanda G. Henry, Dieter Schulz, Will Archer, Jacopo Crezzini, Francesco Boschin, Paolo Boscato, Klervia Jaouen, Tamara Dogandzic, Alberto Broglio, Jacopo Moggi-Cecchi, Luca Fiorenza, Jean-Jacques Hublin, Ottmar Kullmer & Stefano Benazzi, Earliest evidence of dental caries manipulation in the Late Upper Palaeolithic. Sci. Rep. 5, 12150; doi: 10.1038/srep12150 (2015).

Letzte Aktualisierung am Montag, 27. Juli 2015

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