Wissenschaftliche Kurzinformationen (Abstracts) zur implantologischen Therapie: periimplantäre Mukositis und

Strategien für den Ersatz fehlender Zähne: die Behandlung der Periimplantitis


Esposito M, Grusovin MG, Tzanetea E, Piattelli A, Worthington HV.
Department of Oral and Maxillofacial Surgery, School of Dentistry, The University of Manchester, Higher Cambridge Street, Manchester, UK, M15 6FH. 
Cochrane Database of Systematic Reviews 2010, (6). Art. No.: CD004970
Update of: Cochrane Database Syst Rev. 2008;(2):CD004970.

Hintergrund: Einer der Schlüsselfaktoren für einen langfristigen Erfolg von Zahnimplantaten ist, dass das Gewebe, welches die Implantate umgibt, gesund erhalten wird. Die Akkumulation von Plaquebakterien führt zu entzündlichen Veränderungen des die Zahnimplantate umgebenden Weichteilgewebes und kann zu dessen progressiver Zerstörung (Periimplantitis) und daher auch letztendlich zum Implantatverlust führen. Vorgeschlagen werden verschiedene Behandlungsstrategien der Periimplantitis, jedoch ist unklar, welche davon die wirksamste ist. 

Ziele: Das Studienziel war die effektivsten Eingriffe zur Behandlung einer Periimplantatitis an osseointegrierten Zahnimplantaten zu identifizieren. 

Suchstragien: Wir durchsuchten die Datenbanken der Cochrane Oral Health Group's Trials Register, CENTRAL, MEDLINE und EMBASE.
Die manuelle Suche beinhaltete verschiedene Fachzeitschriften der Zahnheilkunde. Bei Studien außerhalb der manuell durchsuchten Fachmagazine prüften wir die Literaturhinweise der identifizierten randomisierten und kontrollierten Studien (RCTs) sowie der relevanten Übersichtsartikel. Wir schrieben die Autoren aller identifizierten RCTs an, mehr als 55 Zahnimplantathersteller und eine Internetdiskussionsgruppe, um unveröffentlichte oder derzeit laufende RCTs zu finden. Es wurden keine Sprachbeschränkungen angewandt. Die letzte elektronische Suche fand am 7. Januar 2010 statt. 

Auswahlkriterien: Einbezogen wurden alle RCTs, welche Medikamente oder Eingriffe zur Behandlung einer Periimplantitis im Bereich um Zahnimplantate verglichen. 

Datensammlung und Analyse: Die Auswahl lesbarer Studien, die Bewertung der methodologischen Qualität der Versuche sowie die Datenextraktion wurden zweifach von zwei unabhängigen Prüfungsautoren ausgeführt. Fehlten Informationen, so kontaktieren wir die Autoren. Die Ergebnisse wurden als Random-Effektmodelle unter Verwendung durchschnittlicher Unterschiede für kontinuierliche Ergebnisse und Risk-Ratios für dichotome Ergebnisse mit einem Konfidenzintervall von 95% dargestellt. Es galt die Heterogenität zu prüfen, einschließlich der sowohl klinischen als auch der methodologischen Faktoren. 

Hauptergebnisse: Es wurden zwölf lesbare Studien identifiziert, jedoch hiervon fünf wiederum ausgeschlossen. Die folgenden Prozedere wurden getestet: (1) Verwendung lokaler Antibiotika gegenüber der subgingivalem Debridement mit Ultraschall; (2) die Vorteile zusätzlicher lokaler Antibiotika gegenüber subgingivalem Debridement mit Ultraschall; (3) verschiedene Techniken subgingivalen Debridement; (4) Laser gegenüber manuellem subgingivalem Debridement und Chlorhexidin- Spülung/Gel; (5) systemischer Antibiotika plus chirurgische Resektion plus zwei verschiedene Antibiotika mit und ohneOberflächenglättung; und (6) Nanocrystalline Hydroxylapatithe gegenüber Bio-Oss und resorbierbaren Membranen. Die Nachuntersuchung erfolgte in einem Zeitraum von 3 Monaten bis zu 4 Jahren. Die einzigen statistisch signifikanten Unterschiede ließen sich bei zwei Studien beobachten, die aber ein hohes Voreingenommenheitsrisiko trugen. Nach 4 Monaten zeigte die zusätzliche lokale Antibiotikagabe zur manuellen subgingivalem Debridement bei Patienten, die mindestens 50% des Knochens um deren Implantate verloren hatten, ein verbessertes durchschnittliches Sonden-Attachmentlevel (PAL) von 0,61 mm sowie reduzierte Sondentaschentiefen (PPD) von 0,59 mm. Nach 4 Jahren hatten die Patienten, deren periimplantären Knochendefekte > 3 mm betrugen und mit Bio-Oss sowie resorbierbaren Barrieren behandelt wurden, 1,4 mm mehr PAL und PPD gewonnen, als Patienten, die mit Nanocrystallin-Hydroxapatith behandelt wurden. 

Schlussfolgerung der Autoren: Es gibt nur ein sehr niedriges Evidenzlevel, um entscheiden zu können, welches die wirksamsten Eingriffe zur Behandlung von Periimplantitis sind. Das bedeutet nicht, dass die derzeit verwendeten Eingriffe ineffektiv sind. Die Verwendung lokaler Antibiotika zusätzlich zur manuellen subgingivalen Debridement wurde mit einer zusätzlichen Verbesserung des PAL und PPD von 0,6 mm über eine 4-monatige Dauer bei Patienten assoziiert, die von einer schweren Form der Periimplantitis betroffen waren. Nach 4 Jahren war ein verbessertes PAL und eine verbesserte PPD von etwa 1,4 mm durch die Verwendung von Bio-Oss mit resorbierbaren Barrieren im Vergleich zur Nanocrystalin- Hydroxyapatith bei periimplantären, infraknöchernen Schäden gewonnen. Bei vier Studien schien die Kontrolltherapie, welche grundsätzlich aus einem einfachen subgingivalen mechanischen Debridement bestand, ausreichend zu sein, um ähnliche Ergebnisse wie die der komplexeren und teureren Therapien zu erzielen.

Die Nachuntersuchung länger als einem (1) Jahr danach zeigte die Wiederkehr der Periimplantitis bei bis zu 100% der behandelten Fälle mit einigen der getesteten Eingriffe. Die Studiengrößen waren sehr klein und die Nachuntersuchung zu kurz, daher müssen diese Befunde mit größer Vorsicht berücksichtigt werden. Benötigt werden größere, gut konzipierte RCTs mit einer Nachuntersuchung von länger als einem Jahr.

 

 

Letzte Aktualisierung am Dienstag, 04. Februar 2014