Zahnmedizin wird digitaler

Auf der internationalen Dentalschau 2015 wurden in dieser Woche in der Kölner Messe alle internationalen Neuheiten rund um Zähne und deren umgrenzende Behandlungs- und Vertriebsmöglichkeiten präsentiert.
Geht man den Versprechungen der Firmen nach, sind wir Patienten nicht weit von dem Zeitpunkt entfernt, dass man bereits im Aufzug auf dem Weg in die richtige Etage zu seinem Zahnarzt gescannt wird, daraufhin auf dem Computer die Patientenkarte automatisch nach dem online-Patientenkalender aufgerufen wird.

Fehlt nur noch, dass der Patient bei Eintritt in die Praxis von ein Lautsprecher an der Einganstür mit dem richtigen Namen begrüßt wird.
Was wie aus dem Film Minority Report klingt, ist nicht weit hin, der Trend geht zu einem Zahnarzt mit Software in seinen Arbeitsgeräten, in der alle patienten- und Behandlungs-relevanten Daten gespeichert worden sind. Dabei können nicht nur die bereits verwendeten Versorgungsformen, Materialien, Unverträglichkeiten und Vorlieben eines Patienten, sondern auch sogar die Position des Behandlungsstuhles für die vorgesehene Behandlungsform, die Drehgeschwindigkeit für das Eindrehen eines XXX-Implantats oder die bevorzugte Liegeposition im Stuhl gespeichert werden.

Würgereflex ausgeschaltet?
Sind noch keine digitalen Zahndaten vorhanden, können die Zähne ohne Puder und lästiges Abformmaterial ab der zweiten Hälfte des Jahres 2015 mit einem Oralscanner in der Größe eines und Länge zweier Montblanc-Füller schnell und genau ohne Abformlöffel digital erfasst und in einem weiteren patientenspezifischen Datensatz gespeichert werden. Nicht mehr vorhandene Zähne werden nach aufwendig gesammeltem Datensatz einer Firma mittels Algorhytmus so neu kreiert, wie sie im Vergleich zu der individuellen übrigen Zahnreihe des Patienten aussehen müssten.

Alles digital!
Genauso wie bereits jetzt möglich werden dann nach Planung mit den dafür vorgesehen Zahnersatz- oder prothetischen Versorgungsdaten Schritt für Schritt mit Tools wie einem digitalen Aufwachsmesser, Datensätzen zu Kronen – dabei Durchblick durch die einzelnen Schichten, Zahn- und Knochenbegrenzungen – geplant. Anschließend sendet man sie entweder an ein Labor oder sie können sogar – abhängig von der geplanten Therapie von einer geschulten Zahnarzthelferin weiterverarbeitet und an eine Druck- oder Fräsmaschine in der Praxis geschickt werden. Dort wird je nach Verfahren und Material mit komplexen Maschinen Metall gegossen, Zirkoniumdioxid oder Keramik gefräst oder sogar neuestens im Keramikwerkstoff gelasert werden können.

Alternative: Drucken!
Die 3D-Drucker sind nun auch in der Zahnmedizin angekommen. Aus einem digitalen Datensatz kann beispielsweise mittels Drucker in ca. eineinhalb Stunden in der Praxis/Labor eine neue Knirscherschiene gedruckt werden. Die Kostenunterschiede zu einer normalen Aufbissschiene mittels Tiefziehfolie oder einer im Dentallabor aufgrund Funktionsstörungen an den Gegenkiefer angepasste Michigan-Schiene werden allerdings nicht unerheblich sein.

Datenschutz
STL und offene Systeme der vielen technischen Geräte haben den Effekt, dass die in Deutschland gängigen Anbieter vom Röntgengerät bis zum Scanner und zur Fräsmaschine kompatible Software besitzen, die über Schnittstellen miteinander kombiniert werden kann.
Digital, hochtechnisch, Daten versenden, das hört man aus jeder Ecke. Vom chirurgischen Eingriff, bei dem die Drehmomente, die Dauer, das Implantat und die Funktionsweise der verwendeten Geräte und der Barcode des Implantats beispielsweise im Tablet aufgezeichnet werden bis zum Zähneputzen. Daten sammeln, dokumentieren und auch untereinander austauschen (wer in der Familie putzt am besten?) steht nicht nur beim Sport und in der Mode hoch im Trend. Die Kosten für die anhand der innovativen Technik der Verfahren und Geräte sicher ansteigenden Preise werden gesetzliche Krankenkassen nicht unbedingt zahlen können.

Betrachtet man die Diskussionen rund um die mangelnde Datensicherheit der eGK, die aktuell in der Presse verbreiteten Berichte, bei denen mittels Knacken der Autosoftware engagierten Hackern neue Beschäftigungsmöglichkeiten geboten werden, könnte man neben der Bewunderung über soviel Innovation auch ein wenig Unsicherheit empfinden. Fragen nach der Sicherheit der Systeme, Datenschutzrichtlinien etc. werden nicht gestellt oder sogar von manchen Herstellern abgetan. Die Argumentation der Hersteller leuchtet ein: Viele Menschen geben heutzutage mehr als bereitwillig ihre Daten via digitaler Netzwerke, Sport(-geräte)Apps, Teilnehmer-gespeisten Stau-Melde-Apps preis, sodass dies nicht von Belang sei. Die Technik fasziniere und überstrahle alle möglichen Bedenken.

Quelle: IDS Cologne 2015

Letzte Aktualisierung am Mittwoch, 18. März 2015

Aktuelle Implantat-Themen 

Kann ein Zahn noch gerettet werden? 

Noch bevor man über Zahnersatz diskutiert: An der Stelle wo vielleicht ein Implantat hin soll, stand oder steht sogar noch ein Zahn. Wann kann man ihn noch retten, wann ist es für den Zahn zu spät? Damit beschäftigt sich unser Kapitel: Wann muss ein Zahn raus?  Wenn er stark zerstört ist, kann eine Überkronung den Zahn erhalten. Welches Material und welche Technik bei der Kronenversorgung (Vollkeramikkrone, Verblendkrone oder Goldkrone) hat dann welchen Vorteil?