Machen antibakterielle Zahnfüllungen Sinn?

Die Forschung und Hersteller von medizinischen Produkten beschäftigten sich seit einigen Jahren mit der Frage wie man mittels bestimmter Substanzen im oder an der Oberfläche von Materialien, die im menschlichen Körper zur „Reparatur“ eingesetzt werden (z. B. orthopädische oder dentale Implantate), bakterienbedingte Komplikationsrisiken für den Patienten vermeiden kann.
So erschien es sinnvoll, einfach direkt antimikrobiell wirkende (je nach Wirkstoff und Konzentration bakterienabtötend oder bakterienreduzierend) Zusätze zum Produkt/Material hinzuzufügen, um Patienten sichere, gesunde Verhältnisse garantieren zu können.
In dentalen Füllungsmaterialien, die nach Entfernung von Karies in die gesäuberte Kavität eingefüllt werden, wurden auch unterschiedliche Substanzen zur Kariesvermeidung hinzugefügt. Die Hersteller versprechen sich mit dem Einfüllen von antimikrobiellen Wirkstoffen in das Zahnfüllungsmaterial (Komposit/Zement/Lack) eine Reduzierung des Kariesrisikos. Sie wollten auch verhindern, dass Patienten erneut an dieser gefüllten Zahnfläche an Karies erkranken.
Doch die Entstehung von Karies ist komplex und wird von vielen, teils patientenindividuellen Faktoren in der Mundhöhle bestimmt. So ist beispielsweise das Kariesrisiko bei einem Patienten mit geringem Speichelfluss, der durch seine Medikamente hervorgerufen wird, erhöht und nicht vergleichbar mit einem Patienten, der über ein gesundes ökologisches Gleichgewicht in der Mundhöhle verfügt. Doch gerade diese Wirkungsunterschiede am Menschen und die Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Menschen sind in Studien zur Testung der Wirksamkeit eines Materials wichtig, um überhaupt aussagekräftige Forschungsergebnisse zu erzielen.
Studien im Reagenzglas sind gut um wissenschaftliche Ansätze und Hypothesen zu prüfen, sagen aber nichts über das wirkliche Leben, bspw. in diesem Fall über das Milieu in der Mundhöhle eines Menschen aus.

Vier Forscher aus der Präventiven und Konservativen Zahnheilkundeabteilung der zahnmedizinischen Fakultät der Federal University of Rio Grande do Sul, Brazilien prüften daher die vorhandenen Erkenntnisse der Wissenschaft, darauf ob Füllungsmaterialien mit den bisher bekannten, antimikrobiell wirkenden Substanzen 1. gegen Karies-verursachende Bakterien bakterienreduzierend oder bakterienabtötend wirken und 2. überhaupt Karies rund um die Füllungen verhindern können.  Füllungsmaterialien mit dem Zusatz Fluorid wurden aus der Studie ausgeschlossen, alle anderen Substanzen wie u.a. Nanopartikel aus Silber, Clorhexidindiglukonat (wie in Mundspüllösungen), das in der Zahnpasta enthaltende Triclosan, Glutaldehyd oder Natriumhypochlorit, ein Mittel, mit dem der Wurzelkanal nach seiner Aufbereitung gesäubert wird, waren analysiert worden.
Aus den mit in die Untersuchung einfließenden Forschungsergebnissen von 147 Studien wurden 130 Studien in vitro (im „Reagenzglas“, unter Laborbedingungen durchgeführt), eine in situ (unter nachgeahmten, natürlichen Bedingungen), und vier in vivo (am Menschen) durchgeführt. Auch zwölf Literaturübersichten (Review) waren dabei. Ergebnis: Über drei Viertel der Studien berichteten über einen guten antimikrobiell wirkenden Effekt der in der Zahnheilkunde verwendeten Materialien und Substanzen. Doch die Forscher aus Brasilien fanden heraus, dass die Methoden der im Labor getesteten Füllungsmaterialien teils ungenau waren. Nur wenige verfügten im wissenschaftlichen Sinne über eine langfristig geltende Aussagekraft, sodass die Wissenschaftler letzlich keine Aussage darüber treffen konnten, ob zahnärztlich verwendete Füllungsmaterialien mit bakterienreduzierenden Inhaltsstoffen überhaupt Karies vermeiden können oder rund um die Füllung eine erneute Kariesinfiltration rund um das besondere Füllungsmaterial verhindert wird.

Quelle:
do Amaral GS, Negrini T et al. Aust Dent J 2016; 61: 6-15; DOI: 10.1038/sj.bdj.2016.407

Letzte Aktualisierung am Sonntag, 14. August 2016

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