Diskussions-Forum Zahnimplantate und Zahnersatz

Knochenentnahme Unterkiefer oder Beckenkamm

Schmidt
Mitglied seit 07. 12. 2009
5 Beiträge

Hallo und guten Abend zusammen,

bei mir soll demnächst ein Knochenaufbau für eine Freiendsituation im OK links durchgeführt werden, d.h. Sinuslift mit Knochenaufbau und soweit ich verstanden habe auch etwas Knochenaufbau in die andere Richtung, da der Kiefer sich deutlich abgebaut hat. Nach der Einheilzeit sind dann 2 Implantate einzusetzen.

In einer Klinik soll die Knochenentnahme vom Beckenkamm erfolgen, die andere Klinik entnimmt den Knochen als Block aus dem UK.

Gibt es aus Expertensicht eine vorzuziehende Variante oder sind beide Möglichkeiten gleichwertig hinsichtlich Einheilzeit, Resorptionsverhalten, Risiken usw?

Ich habe von der DVT-Aufnahme mal zwei Bildschirmkopien angehangen.



dr.kaizwanzig
Mitglied seit 26. 04. 2008
429 Beiträge

Guten Tag,
sollte es wirklich nur um einen Knochenaufbau für die beiden Implantate im Oberkiefer gehen, dann kann man ausreichend Knochenmaterial aus der Mundregion gewinnen, um diesen durchzuführen. Eine Beckenkammentnahme stellt ein erhebliches Risiko dar, zudem unterliegt Hüftknochen großen Resoptionen; da ist Knochen aus der Kieferwinkelregion sehr viel vorhersagbarer und stabiler.
Ich wünsche Ihnen für Ihre zahnmedizinische Zukunft alles Gute.
Mit besten Grüßen
Dr. Kai Zwanzig
Spezialist Implantologie



Schmidt
Mitglied seit 07. 12. 2009
5 Beiträge

Guten Morgen,
vielen Dank, Herr Zwanzig, für die interessante Antwort.

-Was ist unter großen Resorptionen seitens des Beckenkammknochens zu verstehen: hat der Beckenkammknochen als solcher bereits Stoffe aufgenommen, die für den Knochenaufbau dann nachteilig sein könnten?

-Verstehen Sie unter "erheblichem Risiko" das OP-Risiko ansich? (Das diese Methode für den Patienten eher unangenehm ist, wurde mir im Gespräch wohl mitgeteilt)

-In dem Gespräch in der zweiten Klinik (Knochenentnahme aus UK) wurde ich auf das (Klinik: "sehr geringes" Risiko hingewiesen, dass ein im UK verlaufender Gesichtnerv getroffen werden könnte, was in ungünstigen Fällen zu zeitweiligen Taubheit unterhalb Wange / am Kinn kommen kann, schlimmstenfalls bleibend. Wie schätzen Sie das Risiko ein? Kann man den Nerv nicht in der DVT-Aufnahme sichtbar machen?

Von der Option, Knochen aus dem UK-Bereich zu entnehmen, habe ich übrigens eher zufällig durch das Beratungsgespräch in der zweiten Klinik erfahren.

-Vielen Dank für Ihre Antwort-



Gast
Gast

Hat die Klinik sich zum Thema allogenen Knochens bzw. xenogener/alloplastischer Materialien geäussert?
Warum muss es unbedingt autologer Knochen sein, was spricht gegen ein Allograft?



fragenfueralle
fragenfueralle

Das Thema fremdgespendeten Knochenmaterials wurde seitens der ersten Klinik nicht angesprochen.

Künstliches Knochenmaterial wurde mit der Begründung abgelehnt, dass ein notwendiger Knochenaufbau in Richtung Mundhöhle (mir fällt gerade keine bessere Beschreibung ein) nicht möglich sei. In diesem Punkt bin ich mir aber nicht mehr sicher, es richtig verstanden zu haben.

Zwischenzeitlich habe ich mich ein weiteres Mal beraten lassen von einem ortsansässigen MKG, der wie auch die zweite Klinik (und auch Dr. 20) das Knochenmaterial aus dem UK gewinnen will, da der OK-Knochen auch zu schmal sei.

Voraussichtlich werde ich mich für diese Variante entscheiden, da ich mich einem zusätzlichen Infektionsrisiko durch eine Beckenkammentnahme nicht aussetzen möchte (persönliche Einschätzung).



Schmidt
Mitglied seit 07. 12. 2009
5 Beiträge

Das Thema fremdgespendeten Knochenmaterials wurde seitens der ersten Klinik nicht angesprochen.

Künstliches Knochenmaterial wurde mit der Begründung abgelehnt, dass ein notwendiger Knochenaufbau in Richtung Mundhöhle (mir fällt gerade keine bessere Beschreibung ein) nicht möglich sei. In diesem Punkt bin ich mir aber nicht mehr sicher, es richtig verstanden zu haben.

Zwischenzeitlich habe ich mich ein weiteres Mal beraten lassen von einem ortsansässigen MKG, der wie auch die zweite Klinik (und auch Dr. 20) das Knochenmaterial aus dem UK gewinnen will, da der OK-Knochen auch zu schmal sei.



Ronja
Ronja

Hallo und einen guten Abend,
Ich stehe vor dem gleichen Problem und habe mich jetzt entschieden. Bei mir soll der Knochenaufbau im OK erfolgen und zwar als Knochenblock aus dem Beckenkamm. Jetzt bin ich aber doch wieder verunsichert.Ich lese hier von starken Resoptionen. Was heisst das genau.
Wer kann mir aus eigener Erfahrungen sagen, wie lange man sich nicht unter die Menschen trauen kann, wg. starken Schwellungen und Schmerzen. Muss man bis die Wunde verheilt ist und die Fäden gezogen werden können ohne Prothese herumlaufen?
Freue mich über jede Anwort
Danke im voraus



MKG
MKG

beckenkamm ist eine mögliche option für ausgewählte fälle.
Es wird unter uns mkg-chirurgen genau abgewogen, wo welcher knochen die richtige option darstellt.

Das natürlich zahnärzte und weitergebildete zahnärzte (=oralchirurgen)
diese optionen verwerfen, ist klar, sie können in diesem bereich nicht operieren. Das ist nicht schlimm, zumal der unterkiefer meist ausreichend knochen bieten kann. Nur die option beckenkamm sollte eine option bleiben, für ausgewählte fälle eben...



MKG
MKG

beckenkamm ist eine mögliche option für ausgewählte fälle.
Es wird unter uns mkg-chirurgen genau abgewogen, wo welcher knochen die richtige option darstellt.

Das natürlich zahnärzte und weitergebildete zahnärzte (=oralchirurgen)
diese optionen verwerfen, ist klar, sie können in diesem bereich nicht operieren. Das ist nicht schlimm, zumal der unterkiefer meist ausreichend knochen bieten kann. Nur die option beckenkamm sollte eine option bleiben, für ausgewählte fälle eben...



Dr.Thilo Fechtig
Mitglied seit 14. 08. 2010
371 Beiträge

Hallo

bei Ihnen ist ein Knochenaufbau
a) im Sinus/Kieferhöhle ( =Siuslift-OP) und
b) auf dem Kieferkamm im OK links

vorgesehen. Ich empfehle:
ad a) in der Kieferhöhle ein Knochenersatzmaterial zu verwenden (z.B. Bio Oss gemischt mit eigenem Knochen oder Algipore gemischt mit eigenem Knochen) )

ad b) auf dem Kamm eigenes Knochenmaterial aus dem UK zu verwenden und eine sogenannte Knochenschale anzubringen, die dann mit eigenem Knochen gefüllt wird (=Schalentechnik nach Khoury)

Vorteil dieser Methode ist, daß sich der Knochen in der KH nicht mehr resorbiert (=Resorptionsschutz)

Sehr selten ist Beckenkamm nötig, die Resorptionsrate ist unvorhersehbar.

Gruss
Dr. Thilo Fechtig / bei Waldshut / Nähe Schaffhausen / Schweizer Grenze