Diskussions-Forum Zahnimplantate und Zahnersatz

Wurzelbehandelte Zähne, Implantate und chronische Sinusitis

angied
Mitglied seit 03. 05. 2015
2 Beiträge

Liebe Experten,

nachdem ich mich nun schon seit 3 Jahren mit mehreren wurzelbehandelten Zähnen und gescheiterten Revisionen herumschlage habe ich mich nun gegen weitere Erhaltungsversuche und für die Extraktion entschieden.

Zur Vorgeschichte der aktuell schmerzenden Zähne:

Im Februar ging es mit Schmerzen auf heiß am 4er,linker Oberkiefer los,kurz danach heftige Schmerzen. Eine Revision beim Endodontologen erfolgte bereits im Mai 2012. Nach Termin beim ZA Röntgen und DVT (veranlasst, weil leider 4er bis 7er auf der Seite wurzelbehandelt). Diese zeigten laut aktuellem Hauszahnarzt (zertifizierter Endodontloge DGZ) nichts wirklich Auffälliges. Da er den Zahn damals nicht revidierte, riet er mir zu einer erneuten Revision. Ich habe natürlich überlegt, ob ich das noch als sinnig erachte, willigte aber ein, weil laut Endodontologen immer noch Erfolgsaussichten gegeben und eigener Zahn immer noch besser als jedes Implantat.

Noch vor der 1. Sitzung ging es allerdings auch mit dem 6er los. Hier zeigte das DVT zumindest was, das laut Endodontologen als Paradontalspalt beschrieben wurde. Sowohl der Kieferchirurg bei dem ich das DVT habe machen lassen als auch der, bei dem ich jetzt bin, um mir die Zähne ziehen zu lassen sprachen von Entzündung. Hier waren die Schmerzen allerdings anders: lediglich Druckgefühl und keine so schlimmen Schmerzen bei Berührung mit der Zunge (beim 4er Schmerzen zum Wändehochgehen . Los ging es mit einem Stechen, das sich anfühlte als ob jemand mir ein Messer in den Kiefer rammen wurde. Die Entzündung ist palatinal. Hier sieht er allerdings keinen Grund zur Revision, weil er ihn ja damals im September 2012 selbst behandelt hat und davon ausgehen kann, dass er völlig korrekt desinfiziert und gefüllt wurde.

Die 1. Revisionssitzung am 4er im März hat nur etwas Linderung gebracht. Es wurde nach langem Suchen mit dem Mikrosop endlich noch eine Restentzündung gefunden. Die Aufbissschmerzen blieben allerdings. Es hieß aber, dass es noch dauern kann. Nachdem der Schmerz blieb soll nächste Woche eine Füllung mit Wurzelspitzenresektion gemacht werden. Vermutung: überpresstes Füllmaterial von 2012 macht nun doch Beschwerden oder doch Wurzellängsfraktur, dann gibt es allerdings keine Hoffnung mehr.
Mein Bauchgefühl dabei war und ist weiterhin ganz schlecht, daher hatte ich zwischenzeitlich einen Termin bei einem Kieferorthopäden ausgemacht, der auch Implantologe ist, da der 6er auf jeden Fall raus muss und ich das Ganze nicht noch weiter hinauszögern möchte und auch beim 4er aufgrund meines schlechten Gefühls mittlerweile schon zum Ziehen tendierte.

Ich habe übrigens eine chronische Sinusitis maxillaris. Es war damals laut CT lediglich die linke Kieferhöhle betroffen. Es war Ende 2012 so schlimm, dass ich nachts kaum noch durch das linke Nasenloch atmen konnte. Da ich auch eine schiefe Nasenscheidewand hatte, habe ich mich für eine OP mit Ausräumung der linken Kieferhöhle und Begradigung der Nasenscheidewand entschieden. Das war im Februar 2013. In 2012 erfolgten übrigens nicht nur die 2 Revisionen am 4er (konventionelle Wurzelbehandlung im selben Jahr) und 6er oben links (konventionelle Wurzelbehandlung schon Jahre zuvor und trügerische Beschwerdefreiheit bis 2012), sondern auch vom 6er oben rechts (dasselbe wie 6er links). Mit den Nebenhöhlenbeschwerden ging es schon Ende 2013 wieder los, allerdings viel milder als zuvor, also ganz gut erträglich. Seit Ende 2014 wird es aber wieder immer schlimmer. Mein HNO kann mit einem DVT nichts anfangen, die Kieferchirurgen sahen die chronische Sinusitis aber. Der HNO machte ein Ultraschall und meinte, da wär nichts. Ich hatte bei all dem bisher noch keinen Nerv, mir einen neuen HNO zu suchen. Da werd ich jetzt einen suchen, der mit einem DVT was anfangen kann.

Den 7er rechts oben, auch wurzelbehandelt habe ich mir im Dezember 2011 nach einer längeren Schmerzepisode mit unerträglichen Schmerzen ziehen lassen. Als ich mir den 6er habe ziehen lassen wollen, hat mein Zahnarzt sich geweigert - er könne mir doch nicht mit meinen 32 Jahren einen Zahn nach dem anderen ziehen. Mein damaliger Zahnarzt ist übrigens auch DGI zertifizierter Implantologe, daher habe ich ihn direkt auf die Möglichkeit angesprochen. Er überwies mich lieber zum Endodontologen. Bei diesem hatte ich mir die ersten 2 Zähne behandeln lassen.

Danach bin ich zum jetzigen gewechselt, weil der erste Endodontologe von tickenden Zeitbomben sprach, die alle vorsorglich nochmal aufgebohrt und revidiert werden müssten und ich mir eine 2. Meinung einholen wollte - zumal er auch eine PZR 4 Mal im Jahr empfohlen hatte und sich mir der Gedanke aufdrängte, dass es ihm weniger um meine Zahngesundheit als ums Geld ging. Außerdem verkaufte er die Revisionen so als ob es eine nahezu 100%ige Erfolgsgarantie gäbe. Der Endodontologe bei dem ich jetzt bin ist der Meinung, dass man nicht handeln muss, wenn keine Schmerzen vorhanden sind. Kurz nachdem ich bei ihm zur Beratung war ging der 6er links oben hoch. Es erfolgte eine Revision. Aber danach war es das erst einmal. Ich war also ganze 2,5 Jahre beschwerdefrei. Da ich keine Lust auf Pendelei zwischen 2 Zahnärzten hatte, habe ich mich dazu entschieden bei ihm zu bleiben, um direkt an der richtigen Adresse zu sein, wenn ich wieder Probleme mit den wurzelbehandelten Zähnen bekomme. Er ist zwar noch teurer als der Endodontologe bei dem ich zuvor war (1.600 € für die Revision des 3wurzligen 6ers), scheint mir allerdings ehrlich davon überzeugt ohne dass er jedoch je davon gesprochen hätte, dass das eine Dauerlösung ist. Er hat schon deutlich gemacht, dass eine Revision unter Umständen nur zur längeren, aber nicht dauerhaften Erhaltung des Zahns führt.

Anfang April bekam ich übrigens noch Schmerzen am 3er rechts oben, der wegen Brücke angeschliffen wurde (den 4er hatte ich schon mit ca. 20 Jahren verloren, das Beschleifen ist also schon ewig her, damals war der Zahn völlig gesund), der 2. Brückenpfeiler ist der damals schon wurzelbehandelte 5er. Also Brücke runter, weil nicht ganz dicht. Resultat: Karies an beiden Brückenpfeilern. Zwar nur leicht und beim noch lebenden 3er noch weit entfernt vom Nerv, allerdings sind die Schmerzen noch latent da. Im Moment ist aber noch ein Provisorium drauf. Die neue Brücke ist nun fertig und soll diese Woche drauf. Für eine erneute Brücke hatte ich mich nun nur aufgrund der Situation links entschieden, sonst hätte ich die Gelegenheit genutzt und mich für Einzelkronen und Implantatversorgung entschieden. Jetzt ist es mir aber erst einmal wichtiger in der Zeit bis links die Implantate gesetzt werden können, auf der rechten Seite noch normal kauen zu können.

Mittlerweile bin ich fast 35 Jahre alt. Mir fehlen schon 2 Zähne, aktuell habe ich 8 wurzelbehandelte, davon 6 im Oberkiefer. Zur chronischen Sinusitis kommt nun auch eine Autoimmunerkrankung Schilddrüse dazu. Außerdem habe ich eine Endometriose durch die ich chronische Entzündungen im Unterleib habe. Offenbar ist mein Immunsystem in meinen 20ern mit der Endometriose und all diesen wurzelbehandelten Zähnen gut zurechtgekommen. Seit wann ich Hashimoto habe, weiß ich nicht und auch nicht, ob diese klinisch relevant ist. Noch sieht meine Schilddrüse unauffällig aus.

Weder HNO, noch Zahnarzt noch Kieferchirurg konnten mir beantworten, ob meine chronische Sinusitis mit den Zähnen zusammenhängt. Wer weiß, ob das überhaupt jemand kann. Allergien habe ich keine bis auf Nickel. Ich habe auch keinen chronischen Schnupfen. Wenn ich allerdings erkältet bin schlägt es immer auf die Nebenhöhlen.

Ich schätze mal, dass mein Immunsystem nun einfach zu viele Baustellen hat. Revisionen scheinen bei mir ja nichts zu bringen. Ich bin kein Pessimist, aber mir scheint es langsam als sei es nur noch eine Frage der Zeit bis ich auch Probleme mit den anderen wurzelbehandelten Zähnen bekomme.

Der Kieferchirurg riet mir dazu, auch den 5er entfernen zu lassen. Aktuell macht er keine Schmerzen (reagiert nur ganz leicht klopfempfindlich, was aber auch an der lage zwischen den beiden akut entzündeten liegen kann), allerdings hat das bei mir ja leider (noch) nichts zu bedeuten. Er meinte, dass alle (4er bis 7er) nicht hasenrein aussehen, aber der 5er, wenn er im Kiefer belassen wird, den Erfolg der Implantate am 4er und 6er beeinflussen könnte. Er macht nur die Implantate, Brücken-/Kronenversorgung läuft über den Hauszahnarzt. Er meinte, ich bräuchte für die Kauleistung keine 3 Implantate, 2 als Brückenpfeiler würden auch reichen. Von daher keine Ahnung, ob es ihm darum geht, mir so viele Implanate wie möglich zu setzen. Allerdings hat er mir auch zu verstehen gegeben, dass er persönlich sich lieber gleich alle 4 Zähne ziehen lassen würde, damit der Kieferknochen vernünftig ausheilen kann.

Der Hauszahnarzt sprach nie von Auflösungen im Kieferknochen, sondern nur von winzigen Stellen. Der KC zeigte mir allerdings einen Ausschnitt am DVT, sprach von "schwammig" und dass es mind. 6 Monate dauern würde bis das ausheilt. Und je nachdem, was er sieht, wenn die Zähne raus sind vielleicht noch länger. Davor sei an Knochenaufbau und Implantat nicht zu denken.

Die Voraussetzungen sollten ja sonst wohl ganz gut sein. Die Zähne, die kaputt sind stammen alle noch aus Altlasten der Jugendzeit (Wurzelbehandlungen und tiefe Karies, die später dazu führten). Daran bin ich also selbst schuld. Seit ich aber mit Anfang 20 angefangen habe, eine gute Mundygiene zu betreiben und 2 Mal im Jahr zur PZR zu gehen hatte ich keine neu hinzukommenden Defekte. Ich benutze auch täglich Zahnseide und Interdentalbürstchen, ernähre mich ausgewogen und bin mittlerweile Nichtraucherin. Ich habe bislang keine Zahnfleischprobleme und auch keine Taschen.

Nun zu meinen Fragen:

1. Ich habe dazu im Internet bei der Recherche nichts gefunden. Ist es nach Ihren Erfahrungen so, dass wurzelbehandelte Zähne in der näheren Umgebung den Erfolg des Implantats gefährden? Erscheint mir schon logisch, was hindert die Bakterien schon dran, sich an die Implantate zu heften, wenn auch schlechte Mundpflege und die Bakterien, die dabei zum Implantatverlust führen können?

2. Welche Erfahrungen haben Sie mit Sinuslift bei chronischer Sinusitis? Das wäre bei mir wohl nötig. Die Meinung hierzu scheinen ja sehr unterschiedlich zu sein. Der KC sah das nicht als kritisch an.

3. Kann es sein, dass die Ansichten bezüglich der Knochenstruktur auf einem DVT so unterschiedlich sind? Nachdem da Jahrelang chronische Entzündungen wüten, erscheint mir die Aussage des KC glaubwürdiger.

Ich weiß, dass es letzlich meine Entscheidung ist, was ich mache und dass Sie ohne die Aufnahmen keine Diagnose stellen können. Allerdings bin ich definitiv nicht mehr an kurzfristigen Lösungen interessiert und hätte daher gerne mal ein paar objektive Meinungen.

Es wäre schön, wenn ich jetzt mal länger als 2 bis 3 Jahre meine Ruhe hätte und ich habe auch ein wenig Angst davor, welche Konsequenzen es für meinen allgemeinen Gesundheitszustand hat, wenn ich diese chronischen Entzündungsherde im Kiefer belasse. Mittlerweile denke ich sogar: um je mehr kranke Zähne mein Immunsystem entlastet wird, desto besser. Mittlerweile leide ich so sehr unter der ganzen Situation, dass ich mir sogar kurz überlegt habe, mir einfach alle wurzelbehandelten Zähne ziehen zu lassen. Ich würde es aber auch als zu radikal empfinden jetzt eine sogenanannte "Herdsanierung" machen zu lassen.

Vielen Dank schon einmal für Ihre Ratschläge und Erfahrungen!
Mit freundlichen Grüßen
Angela



DocWolff
DocWolff

Guten Tag,
es ist nicht leicht, ihrer kompletten Leidensgeschichte zu folgen. Grundsätzlich sind langfristige Lösungen nur mit perfekt wurzelgefüllten und entzündungsfreien Zähnen zu erwarten. Die chronische Sinusitis ist sicherlich ein grosses Handicap für einen Sinuslift, aber auch da gibt es gute Chirurgen, die sich daran trauen. Die Interpretation von Graustufen (Röntgenbilder, DVT) ist immer eine Frage. Im Zweifelsfalle dem vertrauen, der die meistenBilder sieht.
mfg
Wolff



angied
Mitglied seit 03. 05. 2015
2 Beiträge

Lieber DocWolff,

herzlichen Dank für Ihre Stellungnahme und die Zeit, die Sie sich zum Durchlesen meines Beitrags genommen haben! Ich habe erst nach Abschicken des Beitrags bemerkt wie lang das geworden ist. Mein Problem ist letztendlich, dass die 2 revidierten Zähne, die angeblich perfekt wurzelgefüllt sind und sehr aufwendig behandelt wurden nicht entzündungsfrei geworden sind. Daher habe ich den Glauben an diese Behandlungen verloren - zumindest für mich scheinen sie leider nicht zu funktionieren.

Ich werde mir jetzt noch eine letzte Meinung von einem Zahnarzt einholen, der sowohl Endodontologe als auch Implantologe ist und dann die Entscheidung treffen, ob es bei den 2 Zähnen bleibt oder die anderen auch raus müssen, weil sie die linke Oberkieferregion unter Entzündung halten.

Was den Sinuslift angeht, macht es mir immerhin Hoffnung, wenn Sie schreiben, dass es nicht unmöglich ist.

MfG
Angela



Sally
Sally

Hallo,
wie haben Sie sich entschieden?
Ich (36 Jahre )hatte vor 15 Jahren ein ähnliches Problem, es ist mir jetzt erst allerdings aufgefallen.
Vor gut 15 Jahren gingen meine beiden oberen 6-er "hoch".
Der 26 bekam nach der WF eine WSR weil er keine Ruhe gab. Danach wurde er nun doch entfernt.
Auch ich habe Hashimoto und eine chronische sinusitis.
Die erste NNH-OP bekam ich vor gut 20 Jahren. Vor 12 Jahren wurde mir aus dem Unterkiefer ein Knochenblock entnommen und Regio 26 verpflanzt, dabei wurde die Kieferhöhle ausgeräumt. Nach 3 Monaten wurde ein Implantat gesetzt und eine Krone hergestellt. Immer mal wieder hat sich das Implantat gelöst und wurde wieder festgeschraubt. Seit mehreren Jahren ist es nun fest, aber ich habe das Gefühl dass es mich stört. Vermute schon, dass es ein Abstoßversuch meines Körpers ist. Aber mein Zahnarzt meint es ist alles ok.
Nun ja, seit gut 4 Wochen hab ich eine pansinusitis, CT heute, hat es bestätigt.
Seit November 2015 habe ich alle 2 Monate eine sinusitis.
Clindamycin 600mg 3xtägl. 10 Tage hat ich hinter mir. Morgen bin ich beim HNO und erfahre wie er vorgehen will. Ich für mich habe schon zu 90% entschieden, mir das Implantat entfernen zu lassen.

Kann mir vielleicht nur jemand helfen und sagen, ob zuerst 26 extraktion durch Kieferchirugen und dann die NNH OP durch HNO sinnvoll ist, oder eher umgekehrt?

Ich danke im Voraus für ebtuke Antworten!



  • 1