Diskussions-Forum Zahnimplantate und Zahnersatz

Schmerzen nach Einsetzen der Implantatkronen

ingekrahn
Mitglied seit 29. 10. 2015
1 Beiträge

Bei mir wurde nach vielen Zahnbehandlungen aller Art und nicht zu erklärenden Schmerzzuständen vor einem halben Jahr von einer Neurologin die Diagnose' Neuropathie des Trigeminusnervs 'gestellt.
Als Medikament wurde Pregagalin verordnet.(tägl.100mg)
Damit habe ich die Schmerzen weg bekommen.
Vor 2 Wochen wurden mir 3 Implantatkronen gesetzt,
auf Titanimplantatschrauben die ohne Probleme eingeheilt sind.
(OP vor 7 Monaten)
Jetzt habe ich seit dem Eindrehen und Zementieren der Kronen starke Schmerzen die auch mit Ibuprophen oder Lyrica nicht nachlassen.
Im Gegenteil,ich habe das Gefühl.die Schmerzen verstärken sich täglich.
Für Erfahrungen diesbezüglich oder einen konkreten Rat wäre ich sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Inge Krahn



Agnes
Mitglied seit 25. 10. 2008
511 Beiträge

Das problemlose Einheilen der Implantate ist keine Garantie, dass alles in Ordnung ist. Erst mit Krone wird das Implantat belastet und erst zu dem Zeitpunkt zeigt sich, ob die Funktionalität stimmt. Eher kann der Patient das nicht beurteilen. Rö-Bilder täuschen häufig eine gute Positionierung vor, die mangelhafte Knochenummantelung ist nicht immer darstellbar. Ein DVT könnte noch einiges ans Licht bringen, die Aussagekraft ist allerdings auch begrenzt.
http://www.implantate.com/forum/diskussionsforum-zahnimplantate/falsch-sitzendes-implantat-nicht-durch-aufnahmen-darstellbar-41924/view.html?tx_mmforum_pi1[fid]=2

Ist die Trigeminusneuralgie erst mit dem Einbringen der Implantate entstanden? Durch die Belastung, die die Krone auf das Implantat ausübt beim Essen und Zubeißen, könnte der Nerv wieder "aufgewacht" sein. Am besten mal durch einen unabhängigen Spezialisten (MKG- oder Oralchirurgen) abklären lassen, ob sie vllt zu nah am Nerv positioniert wurden. Die Aussage des implantierenden ZA kann nicht immer vertraut werden.

Wenn die Kronen noch nicht fest einzementiert wurden, könnten sie wieder entfernt werden. Wenn dann die Schmerzen nach zwei drei Tagen nachlassen, dann kann man davon ausgehen, dass die Implantate nicht von allen Seiten mit Knochen bedeckt sind. Einfach mal fragen, ob sie wieder entfernt werden können, ohne sie zu zerstören.



tom58
Mitglied seit 23. 03. 2016
6 Beiträge

Hallo Ingekrahn, wie ist es denn mit Dir weiter gegangen? Habe das gleiche Problem: Einsetzen und Verheilung der Implantate problemlos, aber heftige Schmerzen nach dem Aufschrauben der
Krone. Mein ZA ist ratlos. Viele Grüsse Tom



Agnes
Mitglied seit 25. 10. 2008
511 Beiträge

Bei Schmerzen, die erstmalig mit dem Einbringen des Abutments und der Krone auftauchen, spricht vieles dafür, dass das Implantat nicht von allen Seiten mit Knochen bedeckt ist, bzw. dass es sich beim Eindrehen des Abutments leicht mitgedreht hat. Das ist sehr schmerzhaft, denn an den Stellen, wo das Implantat fest mit dem Knochen verwachsen ist, kommt es zu Risse im Knochen. Wird ein solches Implantat mit einer Krone versehen, entstehen beim Essen zusätzlich pochende Schmerzen.

Dass das Implantat nicht von allen Seiten mit Knochen bedeckt ist, kann auf einem Röntgenbild nicht dargestellt werden, da die Knochenanteile, die vor und/oder hinter dem Implantat liegen, nicht abgebildet werden. Diese Fehlpositionierung z. B. blieb 6 Jahre, trotz mehrerer Röntgenaufnahmen, unentdeckt:
http://abload.de/image.php?img=fehlpositionierungfroe1o5m.jpg

Eine fehlende Knochenummantelung lässt sich mit einer Sondierung feststellen. Dabei geht der Zahnarzt mit einer Sonde in die Tasche zwischen Zahnfleisch und Implantat um so festzustellen, ob er irgendwo auf Metall stößt, wo eigentlich Knochen hätte sein sollen. Auch das Hochklappen der Mundschleimhaut kann Sicherheit bringen (wie auf dem Foto); das ist aber ein Eingriff.



tom58
Mitglied seit 23. 03. 2016
6 Beiträge

Danke Agnes für die schnelle Antwort. Aber nochmal zu meinem Problem:
Das Implantat 21 sollte als zusätzlicher Kugelkopfanker zusammen mit meiner
Restbezahnung (11,12,13,22) meine herausnehmbare OK-Prothese stabilisieren.
An dem früher vorhanden Zahn 21 wurde vor ca. 10 Jahren viel herumgedoktert,
weil er ständig schmerzte: Wurzelkanalbehandlung und zweimal eine WSR, als
nichts half, wurde er 2008 gezogen. Die Schmerzen blieben aber trotzdem
bestehen. Erst eine 6 monatige Behandlung bei einem Schmerztherapeuten
brachten völlige Schmerzfreiheit. Nun meine Frage: Kann es nicht sein, dass durch
das erneute Trauma an dieser Stelle "schlafende Hunde" geweckt wurden, und
vielleicht ein neuropathischer Schmerz ausgelöst wird? Der Schmerz entstand
nicht sofort nach dem Einschrauben des Kugelkopfes sondern erst ca. 2 Wochen
später. Er ist nur tagsüber (Stärke 2 bis 5) nie nachts, die üblichen Schmerzmittel
wie Ibu & Co richten auch in hoher Dosis nichts aus. Mein ZA weiß sich keinen Rat,
eine Periimplantitis hält er für ausgeschlossen. Viele Grüsse Tom



Ingekrahn
Ingekrahn

Hallo Tom,
habe eben Ihren letzten Beitrag gelesen.
Ihre Schilderung von Schmerzen die tagsüber und nicht nachts und erst einige Zeit nach Behandlung oder Extraktion auftreten., deuten für mich stark in Richtung Trigeminus Neuropathie,
Bei mir war es genauso.
Es gibt Fachartikel darüber im Netz die ich Ihnen empfehlen kann.
Einfach unter 'Neuropathischer Schmerz in der Zahnmedizin'nachsehen.
Es ist offenbar so,dass bildgebende Verfahren nur bedingt in der Lage sind neuronale Vorgänge darzustellen.
Das ist nur auf molekular-biologischer Ebene möglich.
Bei mir hat sich herausgestellt,dass wahrscheinlich das Abutment bei einem der drei Zahnkronen zu groß war und zu nah am Nerv eingesetzt wurde,
Diese Krone wurde mir wieder entfernt.
Die zwei anderen sind inzwischen gut integriert und machen keine Beschwerden mehr,
Es sind meine ersten Implantate und ich denke,ein Implantat fühlt sich nie so an wie der eigene Zahn ist aber die beste Ersatz-Lösung die es zur Zeit gibt.
Vor wenigen Tagen wurden mir die nächsten Titanschrauben eingesetzt,ich gebe die Hoffnung also nicht auf nach 17 Zahnextraktionen eines Tages wieder einen Apfel essen zu können ohne Angst zu haben,dass ich danach Schmerzmittel nehmen muss.
Ich wünsche Ihnen gute Besserung!



Agnes
Mitglied seit 25. 10. 2008
511 Beiträge

hallo Tom,

Der Körper hat ein Schmerzgedächtnis, daher ist die Vermutung denkbar, allerdings wenn schon plusminus 7 Jahre Schmerzfreiheit bestanden hat, dann eher weniger.

Oberkiefer ist nicht Unterkiefer und Frontzähne sind keine Backenzähne; deshalb auch nicht vergleichbar. Der Oberkiefer ist von Natur aus schon schmaler als der UK, der Kieferbereich bei Frontzähnen ist im Gegensatz zum Backenzahnbereich noch mal schmaler. Erschwerend kommt hinzu, dass die Knochensubstanz bei einem Frontzahn, der schon vor 8 Jahren gezogen wurde und an dem lange herumgedoktert wurde i. d. R. nicht ausreichend bzw. von minderwertiger Qualität ist. Es können also mehrere Ursachen zusammen kommen:

Mit einer genauen Analyse könnte man die Ursachen auf die Spur kommen. Daher folgende Fragen:
- Wurde vorher ein Knochenaufbau durchgeführt? Mit Knochenersatzmaterial oder Eigenknochentransplantat? In zwei Schritten (vorher und nach Einheilphase Implantatsetzung) oder in einem Schritt (Implantation mit gleichzeitigem Knochenaufbau)?
- Wie fühlt sich der Schmerz an: Stechend? Pochend? Ist er tagsüber kontinuierlich vorhanden? Oder tritt er mehr anfallsartig auf, z. B. bei körperlicher Aktivität (Sport, Arbeit, Bücken z. B. beim Schuhe Anziehen, Bewegung, o. Ä.), bei Belastung (beim Abbeißen, Essen, Zähneputzen, Sprechen)? Lässt er sich provozieren, z. B. durch Druck auf den Knochen in der Nasenöffnung? Ist er mehr lokal um das Implantat herum oder breitet er sich aus, z. B. bis zum Auge?

Die buccale (lippenseitige, vor dem Implantat liegende) Knochenwand kann zu dünn sein, so dass bei Belastung der Druck auf diese Wand zu hoch ist. Dafür sprächen die Schmerzen, die nur tagsüber auftreten. Der Periotest (googlen!) wäre eine gute Hilfe. Wenn der Schmerz kontinuierlich ist und er sich bis in höheren Regionen ausbreitet, spräche das mehr für einen neuropathischen Schmerz, allerdings wäre es dann auch nachts, in Ruhe, zu spüren

Bei Implantaten spielen die Kunst des Operateurs, die Planung der Implantation, die Einhaltung aller Regeln bei Bohrung, Knochenaufbau und Positionierung eine herausragende Rolle. Es ist schon mehr als bedenklich, dass heute hie und da immer noch implantiert wird, ohne vorher eine Röntgenaufnahme des Implantatbettes anzufertigen, um den Knochenzustand bei Problemfällen - wie bei einem fehlenden Zahn - beurteilen und mit dem Patienten besprechen zu können. Daher auch mal prüfen, ob die Planung nach den Regeln der Kunst durchgeführt wurde.

schöne Osterfeiertage!



tom58
Mitglied seit 23. 03. 2016
6 Beiträge

@ IngeKrahn: Dankeschön für Deine (Ihre?) Ratschläge und schön, dass es Dir
wieder gut geht. Du schriebst, dass ein Abutment bei Dir wieder entfernt wurde.
Was wurde aus dem dazugehörigen Implantat, wurde es auch entfernt oder blieb
es im Knochen - quasi ohne Funktion - weiter bestehen?
Viele Grüsse Tom

@ Agnes: Auch hier erstmal ein großes Dankeschön für die Anteilnahme!

Zu den Fragen: 1. Es wurde zu keiner Zeit ein Knochenaufbau gemacht,
es wurde nur eine Röntgenaufnahme des betreffenden Zahn/Kieferbereichs
durchgeführt. Auf meine Frage an den ZA, ob der Knochen ausreichend
und ok ist, kam die Antwort: "sieht sehr gut aus, spätestens wenn ich das
Loch bohre, werde ich merken, ob der Knochen gut genug ist, wenn nicht,
breche ich die Implantation ab." Dem ZA habe ich bei dem Beratungs-
gespräch die vita meines früheren 21ers erzählt.
2. Der Schmerz ist eher ein dumpfer, oberflächlicher Schmerz ähnlich
einem Wundschmerz und gut zu lokalisieren. Die schmerzhafte Stelle
ist vorne (zur Oberlippe hin), an der Übergangsstelle Druckknopf zum
Zahnfleisch, also dort wo der Druckknopf aus dem Zahnfleisch tritt. Tut
weh bei Berührung. Wenn ich mal, was mittlerweile sehr selten ist, keine
Schmerzen habe, ist auch diese Stelle bei Berührung schmerzfrei.
3. Die Schmerzen kamen erst 2 Wochen nach dem Aufschrauben des
Kugelkopfes (Mitte Dezember 2015). Zuerst ein paar Stunden, dann war
ein paar Tage Ruhe. Die schmerzlosen Zeiten wurden jedoch immer
kürzer, mittlerweile ist es ein Dauerschmerz, der kurz nach dem Aufstehen
beginnt und sich mit wechselner Schmerzstärke (2 bis 5) den ganzen Tag
fortsetzt. Er ist unabhängig von Belastung und vom Kauen. Manchmal
spüre ich ihn nicht, wenn ich durch die Arbeit abgelenkt bin. Der ZA meint,
dass ich erst mal noch abwarten müsste. Mittlerweile merke ich, dass sich
der Schmerz verstärkt. Leider ist mein ZA (Arzt für Implantologie und Oral-
chirurgie) für 3 Wochen im Urlaub, wie es weitergehen soll, weiß ich nicht.
Viele Grüsse Tom



Ingekrahn
Ingekrahn

Hallo Tom,
zunächst zu Deiner Frage;
Das Abutement wurde entfernt,
die Implantat -Schraube mit
einem Gingiva -Former erneut
verschlossen.
Die Krone existiert noch.
Nach meinen schmerzhaften
Erfahrungen möchte ich jetzt
allerdings vorläufig an dieser
Stelle keine Experimente
machen (lassen).
Ich habe Deine Beiträge
aufmerksam gelesen-
soweit ich das verstanden habe,
hast Du bereits eine
mehrmonatige Schmerztherapie
absolviert-die auch erfolgreich
war.Natürlich sind die möglichen Ursachen für Schmerzen im
Zahnbereich sehr vielfältig,wenn ich aber etwas von
Dauerschmerzen lese,
besonders wenn sie nachts
kaum spürbar sind und durch
Ablenkung weniger erlebt
werden,dann kommen mir sofort
die Parallelen zu meinen
wirklich eklatanten Erfahrungen
in den Sinn.
8 Jahre habe ich gebraucht um
selbst herauszufinden,dass es
sich bei mir um eine -auch durch viele Zahnbehandlungen-
hervorgerufene Erkrankung des
schmerzübertragenden Systems
handelt.
MeinTrigeminus Nerv hat
sozusagen ein eigenes
Schmerzmuster aufgebaut.
Und das machte sich
tatsächlich so bemerkbar,dass
ich immer davon ausgehen
musste,dass ich ganz normale
Zahnschmerzen hatte.
Die Röntgenbilder waren
ausnahmslos unauffällig.
Weil die Schmerzen
persistierend waren und ich
dringend darum gebeten habe,
sind mir im Lauf der Zeit 17
Zähne gezogen worden.
Natürlich können Deine
Beschwerden andere Ursachen haben,aber ich habe gelernt,
dass man SELBST immer auf
der Suche nach sachbezogenen Informationen sein sollte.
Ein Artikel von Prof.Markus
Fußnegger in der Charité über
Trigeminus Neuropathie
ist zwar mit vielen Fachbegriffen
versehen, dennoch würde ich
Dir sehr empfehlen den mal zu
lesen,einfach um zu sehen,
ob Du Deine Beschwerden dort
geschildert findest.
Solltest Du daran interessiert
sein,so schreibe ich Dir gern
weitere Infos zu den
Seiten im Netz die mir sehr
geholfen haben-auch was die
mögliche Therapie betrifft.
Ein (hoffentlich)
sonniges Osterfest!
Inge



Agnes
Mitglied seit 25. 10. 2008
511 Beiträge

@ Tom,
bei einem Schmerz am Zahnfleisch, der derart gut zu lokalisieren ist, außerdem berührungsempfindlich, würde ich auf eine Schleimhautreizung am Übergang zwischen Kugelkopf und Zahnfleisch tippen. Du könntest, bis dein ZA wieder aus dem Urlaub zurück ist, mal versuchen so weit wie möglich die „Tasche“ von innen zu säubern (mit Zahnbürste, anschließend Superfloss o. Ä.). Danach spülen mit einem Antiseptikum (z. B. Listerine o. Ä.). Es wird sich zeigen, ob damit Linderung erreicht werden kann. Dennoch: es gilt die Ursache zu finden. Nimmst du die Prothese eigentlich nachts heraus?

Wenn die Lücke 21 schon lange bestanden hat, wundert es mich, dass kein Knochenaufbau gemacht wurde. Mann darf nicht vergessen, dass der Operateur bei der Implantatsetzung „auf Sicht“ arbeitet; alles hängt von seiner subjektiven Beurteilung ab. Und da sind sich die „Geister“ oft nicht einig ;-).

Bei mir ging die Frontzahnimplantation (11) ohne Knochenaufbau zweimal schief, beim dritten Versuch wurde dann ordentlich Knochen transplantiert und dann klappte es. Beim zweiten, dem fehlpositionierten Implantat (siehe Foto), plagten mich Schleimhautreizungen ohne Ende, weil das Zahnfleisch von innen permanent an die Rillen des nicht vollständig osseointegrierten Implantats scheuerte. Das sollte noch kontrolliert werden (Periotest).

Nach der dritten Implantation am 11 bin ich allerdings auch nicht schmerzfrei. Genau am Übergangsbereich zwischen Implantat, Krone und Zahnfleisch ist eine hoch empfindliche Stelle geblieben. Da ich davor aber 6 Jahre lang weitaus größere Schmerzen hatte, nehme ich sie als „schicksalhaft“ hin. Um dem entgegenzuwirken, mache ich das, was ich hier oben beschrieben habe und halte die Schmerzen so „in Schach“.